Am 8. Juni um 18 Uhr startet das Eröffnungspiel der Fußball Europameisterschaft im Nationalstadion in Warschau. Gegenüber stehen sich Polen und Griechenland. Also Boomland gegen Krisennation. Ob das Spiel zugunsten unseres Nachbarn ausgeht, müssen wir abwarten. Wirtschaftlich gesehen hat Polen Griechenland schon lange hinter sich gelassen. Polens Wirtschaft ist eine der robustesten in Europa und auch Polens Politiker handeln vernünftig. Gerade haben sie nach deutschem Vorbild die Rente mit 67 beschlossen, während unsere westlichen Nachbarn nun wohl wieder mit 60 das süße Leben wie Gott in Frankreich genießen sollen. Im Jahr 2012 heißt es also nicht wie damals go West, sondern go East.

Wachstumstreiber Nummer 1 ist nach wie vor die robuste Inlandsnachfrage. Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion zeigen ein robustes Wachstum. Der Anteil des Konsums ist in Polen mit über 60 Prozent vergleichsweise hoch. Der Export macht nur etwas über 30 Prozent des BIP aus. Zudem ist die Verschuldung der privaten Haushalte im Vergleich zu Westeuropa moderat. Auch die Staatsverschuldung ist mit 56 Prozent erfreulich niedrig und liegt unter der Maastricht-Grenze. In diesem Jahr soll das BIP im 40 Millionen Einwohner zählenden Land abermals um fast drei Prozent wachsen. Als Investitionstandort ist Polen bei Ausländern seit Jahren beliebt. Laut der UNO-Organisation UNCTAD ist Polen der weltweit sechstbeste Investitionsstandort. Trotz der großen wirtschaftlichen Erfolge gab es keine nennenswertes Angebote an Polen-Fonds. Nur Indexzertifikate konnte man bislang kaufen. Nun füllt iShares glücklicherweise seit einem Jahr die Lücke mit dem MSCI Poland.

Der Indexanbieter MSCI berechnet das Börsenbarometer bereits seit 1992. Aktuell sind im Index 21 Werte enthalten. Wie in den meisten aufstrebenden Ländern haben Banken das höchste Gewicht, fast 42 Prozent machen sie aus. Dann folgen Rohstoffwerte mit knapp 17 Prozent und Versorger mit 13 Prozent. Größte Position ist die PKO Bank Polski mit einem Anteil von etwa 13 Prozent. Zweitgrößter Wertist der Kupfer- und Eisenerzproduzent KGHM Polska Miedz mit gut elf Prozent Gewicht. Auch bei dieser Aktie sehen die Fundamentaldaten überzeugend aus. Das Unternehmen hat ein KGV von fünf und eine Dividendenrendite von über zehn Prozent. Auch der gesamte Index ist sehr dividendenstark. Die Ausschüttungsquote beträgt 5,1 Prozent. Das KGV liegt bei gut sieben und der Buchwert des Index nur knapp über eins.

Der Markt in Polen ist zuletzt nicht gut gelaufen. Jedoch sind die Aktien billig und die Dividenden hoch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Markt wieder anspringt. Denn: Das Land zeichnet sich durch eine robuste – vom Mittelstand dominierte Wirtschaft – aus. Und von einer Schuldenkrise ist Polen auch meilenweit entfernt.