Scope-Ausblick 2013: Eher verhaltenes Angebot an neuen Fonds
Im ersten Halbjahr wurden nur wenige Immobilienfonds und Windkraftfonds aufgelegt. Auch bei Flugzeugfonds herrscht Angebotsmangel. Verantwortlich ist ein neues Gesetz, das die Branche vorerst im Unklaren lässt.
Energiefonds: Windkraft bleibt interessant, Angebote dennoch rar
Auch bei den Energiefonds wurde ein regelrechter Einbruch verzeichnet: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden in diesem äußerst beliebten Segment Beteiligungen mit einem prospektierten Eigenkapitalvolumen von knapp 90 Millionen Euro emittiert. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es noch 379 Millionen Euro – dies entspricht einem Rückgang von über 75 Prozent. Auch hier machen die Analysten vor allem das insgesamt knappe Angebot an neuen Umweltfonds verantwortlich. Nur sechs neue Energiefonds wurden von den Analysten erfasst. Von diesen investiert nur ein einziger Fonds in Solaranlagen (CFB Fonds 180 Solar Deutschlandportfolio V), die restlichen fünf engagieren sich im Bereich Windkraft. Diese deutliche Verschiebung von der einst so gefragten Photovoltaik hin zur Windenergie zeichnete sich schon länger ab. Denn sinkende Einspeisevergütungen und gekürzte Subventionen für Solarstrom sowie der hohe Konkurrenzdruck im Photovoltaikbereich nagten an den Renditekalkulationen – Solarfonds sind schlicht nicht mehr so lukrativ. Bei Scope geht man deshalb davon aus, dass in 2013 gar keine neuen Solarfonds mehr aufgelegt werden. Dagegen wird der Trend hinzu Windfonds nach Ansicht der Experten weiter anhalten. Windkraftfonds punkten weiterhin durch eine ausgereifte Technologie und hohe Kalkulationssicherheit. Ein Problem könnte aber auch hier zu einem Angebotsrückgang führen: Das am 22. Juli in Kraft getretene Kapitalanlagengesetzbuch nämlich begrenzt für alle neu aufgelegten Fonds den Fremdkapitalanteil auf maximal 60 Prozent. Energie- bzw. Windfonds kalkulierten bislang jedoch gerne mit bis zu 75 Prozent Fremdfinanzierung. Eine Anpassung an die gesetzlichen Vorgaben könnte daher die Prognoserenditen und damit auch die Attraktivität von Windfonds negativ beeinflussen.
Energiebranche weicht auf Anleihen und Genussscheine aus
Investmentformen, die nicht dem KAGB unterliegen, erscheinen daher zunächst attraktiver. Denn die Initiatoren von Anleihen oder Genussrechten können aufgrund des höheren Fremdkapitalhebels höhere Objektpreise zahlen und haben daher bei der Akquise von Anlageobjekten Vorteile gegenüber „klassischen Emissionshäusern“. Auch die noch herrschende Unsicherheit über die konkrete Auslegung bestimmter Gesetzesinhalte bremst die Emission von geschlossenen Fonds. Scope weist in diesem Zusammenhang vor allem auf die Anforderungen in puncto Diversifikation hin. „Solange von Seiten der Finanzaufsicht nicht geklärt ist, ob beispielsweise drei Windräder in einem Park als ausreichend diversifiziertes Portfolio gelten oder nicht vielmehr drei geografisch getrennte Investitionsobjekte erforderlich sind, ist die Auflage neuer Energiefonds unwahrscheinlich“, so die Analysten.
Flugzeugfonds: Belebung, aber neue Herausforderungen
In der zunehmend beliebten Assetklasse Flugzeuge stellte die Ratingagentur dagegen eine deutliche Belebung fest: Bis zum 22. Juli wurden Flugzeugfonds mit einem gesamten Emissionsvolumen in Höhe von 97 Millionen Euro emittiert – dies ist ein Zuwachs von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die starke Nachfrage zeigte sich auch an insgesamt sehr kurzen Platzierungszeiträumen für Flugzeugbeteiligungen. Doch dieser positive Trend könnte mit dem neuen Gesetz schon wieder beendet sein. Denn die Vorgabe an die Emissionshäuser, das eingesammelte Kapital über mindestens drei Assets zu streuen, ist nach Einschätzung von Scope im Bereich Flugzeugfonds kaum zu leisten. Nur sehr wenige Anbieter dürften in der Lage sein, tatsächlich drei, jeweils sehr kapitalintensive Großraumflugzeuge zu erwerben. Auch bei anderen Flugzeugtypen seien solche Mehrobjektfonds nur schwer umzusetzen. Eine der wenigen Ausnahmen dürfte der inzwischen platzierte KGAL SkyClass 58 sein: Die Fondsgesellschaft investiert gleich in mehrere A319 und verfügt damit über ein diversifiziertes Portfolio. Ob diese Konstruktion, die nur einen einzigen Leasingnehmer für die Fonds-Flotte vorsieht, allerdings tatsächlich als Vorbild für neue Fonds dienen kann, muss nach Ansicht von Scope abgewartet werden. Denn die Frage, wie die zuständige Finanzaufsicht (BaFin) den Gesetzestext auf neue Fondskonzepte auslegt, ist derzeit unklar.
Fazit: Das sinkende Emissionsvolumen in den Assetklassen Immobilien und Neue Energien ist vor allem auf noch herrschende Unsicherheiten bezüglich der neue geschaffenen gesetzlichen Anforderungen zurückzuführen – die Initiatoren halten sich mit neuen Fonds vorerst zurück. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird derzeit vor allem durch Anleihen und Genussrechte gefüllt. Dass auf Seiten der Privatanleger jedoch durchaus Interesse an KG-Beteiligungen besteht, zeigt das Segment „Flugzeugfonds“. Doch auch hier bleibt das Angebot vorerst rar: Welche gesetzeskonformen Fondskonzepte möglich sein werden, wird sich erst nach und nach zeigen.
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