Verrückte Märkte Fünf Gründe, optimistisch zu sein
Für Anleger gleichen die vergangenen Monate einer nervenzehrenden Berg- und Talfahrt. Wie ist diese hohe Volatilität zu bewerten? Lukas Daalder von Robeco nennt gute Gründe, optimistisch zu bleiben.
Gefühlt „verrückte“ Märkte – oder ist das noch normal?
Für Daalder sind die beobachtbaren Schwankungen Ausdruck einer normalen Entwicklung – auch wenn die Märkte tatsächlich extrem zwischen den Signalen „Alles kaufen“ und „Alles verkaufen“ hin und her pendeln. „Wir wissen, dass Volatilität an den Finanzmärkten eine normale Erscheinung ist. Wir haben die Krise von 2007 bis 2009 und den Kurssturz in den Jahren 2000 bis 2002 überstanden und sind uns deshalb sehr wohl bewusst, dass es an der Börse rau zugehen kann“, so Daalder. „Was uns beschäftigt ist, dass wir anscheinend immer wieder in nur wenigen Wochen von Marktverhältnissen, die sich wie ‚das Ende der Welt anfühlen‘ zu solchen wechseln, in denen es heißt ‚Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.‘“
Fünf Gründe, trotz Marktschwankungen optimistisch zu sein
Der Investment-Stratege benennt in seinem Kommentar fünf Argumente für Phasen mit höherer Volatilität – keines davon sei jedoch struktureller Natur:
1. Mehr Unsicherheit in den makroökonomischen Daten: Tatsächlich seien die Zahlen zum
Bruttoinlandsprodukt der letzten vier Quartale nachweislich deutlich weniger volatil als in der
Vergangenheit gewesen. Im Citi Surprise-Index, der die Differenz zwischen den veröffentlichten Daten und den Konsenserwartungen misst, habe es jedoch keine großen Schwankungen gegeben.
2. Niedrige Zinssätze: In der Theorie geschehen seltsame Dinge, wenn die Zinssätze auf null oder gar in
den negativen Bereich fallen, so Daalder. Die Daten zeigten aber keine Korrelation zwischen niedrigen Zinssätzen und geringeren oder stärker schwankenden Renditen an den Aktienmärkten. Und wenn man die Aussichten für die Unternehmensgewinne berücksichtige, seien die Auswirkungen der Zinssätze schwer
nachzuweisen.
3. Schwindende Macht der Notenbanken: Wenn die Märkte anfingen, die Wirksamkeit der Geldpolitik in
Frage zu stellen, sei die Annahme berechtigt, dass dies zu strukturell höherer Volatilität führen werde. Dass
die aktuell verfolgte Geldpolitik an Wirksamkeit verliere, sollte jedoch nicht als Signal für das Ende der
großen Macht missverstanden werden, welche die Notenbanken immer noch ausüben können.
4. Riskantere Handelsstrategien: Die wachsende Verbreitung von Strategien wie Value-at-Risk- oder
Momentum-Handel kann nach Auffassung von Daalder tatsächlich zu einer Erhöhung der am Markt bereits bestehenden Risiken führen. Dieses Phänomen sei aber eher bei Staatsanleihen als bei den von Haus aus volatileren Aktien zu beobachten. Zudem würden diese Strategien weniger als ein Prozent des Kapitalanlagemarkts ausmachen.
5. Zunehmend „risikoaverse” Regulierung: Fallende Aktienmärkte könnten Pensionskassen veranlassen,
zur Erfüllung von Regulierungsanforderungen ihre Risiken zurückzufahren, indem sie beispielsweise in
einem ohnehin schon unter Druck stehenden Markt Aktien verkaufen. Hierzu Daalder: „Auch wenn dies auf längere Sicht eine Rolle spielen mag, ist es nicht sonderlich wahrscheinlich, dass dadurch die in den ersten vier Monaten dieses Jahres beobachteten Schwankungen verursacht wurden.“
Fazit: Für den Robeco-Investment-Strategen ist die zu beobachtende Volatilität letztendlich „business as usual“. Es sei zwar kaum möglich, die oftmals irrationale Stimmung aus dem Markt zu nehmen, bei näherer Betrachtung der Gründe für die hohe Schwankungsbreite zeige sich jedoch, dass diese nicht strukturell basiert seien. Anleger sollten also optimistisch bleiben – und die jeweiligen Kauf- und Verkaufssignale aufmerksam verfolgen. Sein Tipp: während der Verkaufswellen kaufen und bei Rallyes verkaufen.