Börse Künstliche Intelligenz kann Gier und Angst ausschalten
Der Mensch als Fehlerquelle: Emotionen an den Finanzmärkten können herbe Verluste bedeuten. Der Einsatz künstlicher Intelligenz soll dieses Risiko kontrollieren. Einer Umfrage zufolge wird der Einsatz von KI für das Fondsmanagement weiter zunehmen.
Bei Fonds mit einem aktiven Management werden die Wertpapiere anhand einer vorher festgelegten Strategie von einem Menschen ausgewählt. Bei passiv gemanagten Fonds gibt es so eine Einzelauswahl nicht. Solche Fonds bilden einen bestimmten Index nach, an dem sich die Auswahl der einzelnen Titel automatisch orientiert. Das bedarf kaum Eingriffe seitens des Managements, weshalb solche Fonds in der Regel kostengünstiger sind. In unserer Reihe über ETFs haben wir die Vor- und Nachteile des passiven Managements bereits beleuchtet.
Der Trend zu passiven Investments und quantitativen Ansätzen hält an. Der Umfrage zufolge wollen 76 Prozent der institutionellen Investoren in Deutschland in den nächsten beiden Jahren ihre Aktienquote erhöhen. Nur jeder fünfte von ihnen (19%) verfolgt dabei noch aktive, nicht regelgebundene Ansätze. Befragt wurden rund 90 institutionelle Investoren –Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, Unternehmen, Finanzinstitute, Versicherungen und Stiftungen. Universal-Investment zählt zu den größten Anlegern in Deutschland und verwaltet Assets im Wert von mehr als 400 Milliarden Euro.
Künstliche Intelligenz verändert die Investmentbranche
Die Umfrageergebnisse decken sich mit der anhaltend hohen Praxisnachfrage nach passiven oder regelgebundenen Ansätzen wie Overlay-Management-Lösungen, bei der eine Software mehrere gleichzeitig verwaltete Portfolios eines Managers auf Ineffizienzen analysiert. So stieg das verwaltete Vermögen im Bereich Quantitatives Portfoliomanagement von Universal allein bis Oktober 2015 von 20 auf 26 Milliarden Euro.
Mehr als die Hälfte der Befragten denkt, dass künstliche Intelligenz aktuell bereits mit klassischem aktiven Portfoliomanagement konkurriert. Ebenso gehen fast alle davon aus, dass deren Nutzung bei Anlageentscheidungen steigen wird. Dabei stehen mit 62 Prozent die kurzfristigen Trading-Entscheidungen an erster Stelle, gefolgt von mittelfristigen Anlage-Entscheidungen mit 17 Prozent. „Mehr als zwei Drittel der institutionellen Investoren glauben, dass auch emotionale Aspekte wie Gier oder Angst von künstlicher Intelligenz korrekt bewertet werden können“, so Markus Neubauer, Geschäftsführer von Universal-Investment in einer Mitteilung der Fondsgesellschaft. „Die Zukunft der Branche scheint also durchaus verknüpft mit dem strategischen Einsatz künstlicher Intelligenz.“
Gefahren durch künstliche Intelligenz
Der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger warnt vor den Folgen einer ungezügelten Entwicklung und Erforschung der Künstlichen Intelligenz, berichtet das Wirtschaftsmagazin Bilanz. Gefahren sieht Metzinger unter anderem beim Einsatz der Künstlichen Intelligenz an der Börse. Die Menschen sollten hier „keine weitere Autonomie an Maschinen abgeben, weil der mögliche Schaden die Allgemeinheit betrifft“.
Computer, die menschliche Wahrnehmung und Handeln nachbildeten, böten Metzinger zufolge jedoch auch Chancen, wenn die Maschinen verantwortungsvoll programmiert würden. Man müsse nicht nur klären, was der Mensch mit den intelligenten Maschinen tun wolle, sondern auch die Maschinen selbst bräuchten moralische Regeln.
Die moralische Entwicklung hinkt der praktischen Entwicklung des Computers als Fondsmanager allerdings hinterher. In den USA ist der Einsatz elektronischer Handelssysteme im Rahmen von Robo-Investing schon lange gang und gebe. Dabei handelt es sich um lernende Maschinen mit künstlichen neuronalen Netzen, die Unternehmensbilanzen mit dem Aktienkurs in Verbindung bringen können, wie die Welt berichtet. Des Weiteren wird fraktale Geometrie eingesetzt, um Formationen in Kurscharts einzelner Aktien zu analysieren.
In Deutschland prescht Universal-Investment mit der Ankündigung hervor, künstliche Intelligenz beim Fondsmanagement des neuen Fonds UniGlobal Vorsorge einzusetzen. Ein Computer bestimmt je nach Berechnung der aktuellen Marktlage die Höhe des Aktiensegments, die zwischen 100 und 51 Prozent des Fondskapitals schwanken darf. Die eingesetzte KI verwendet Trends und Trendwenden zur Berechnung möglicher Ein- und Ausstiegszeitpunkte in den Aktienmarkt. Der Fonds muss nur noch aus rechtlichen Gründen einen menschlichen Manager haben.