"Ich bin mit „Der Crash kommt“, in dem ich 2006 die Finanzkrise voraussagte, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden.  Seitdem werde ich oft als „Crashprophet“ bezeichnet, was ich nicht besonders mag. Denn ich bin Kapitalmarktanalyst, aktienaffin, und habe zwischen dem April 2009 und Januar 2018 zu „Vollgas für Aktien“ geraten, trotz Eurokrise und anderen Turbulenzen. Seit Januar 2018 warne ich vor der nächsten Krise und investiere vorsichtiger. Der Performance unserer Fonds hat unsere veränderte Risikoeinschätzung für 2018 sehr gut getan.


Die letzten Wochen des vergangenen Jahres waren ein Massaker an den US-Börsen. Und wie meistens haben sich dem viele andere Börsen nicht entziehen können. Bis zum Weihnachtsabend war es der schlimmste Dezember für den Dow Jones Industrial Average seit der Großen Depression 1929. Am Weihnachtsabend stürzte der Dow Jones fast um 3% ab – das ist der größte Kursverlust, den dieser Index in seiner gesamten Geschichte an einem Weihnachtstag hinnehmen musste.


Der S&P 500 ist nun in einem Bärenmarkt, nachdem er über 20 Prozent von seinem jüngeren Hoch am 20. September 2018 abgegeben hat. Der DAX hat binnen Jahresfrist 19 Prozent eingebüßt und der EuroStoxx 16 Prozent, womit auch diese Indizes fast in einem Bärenmarkt sind. Auch der Nikkei stand vor Weihnachten auf einem 20-Monats-Tief, nachdem er in den letzten Monaten 15 Prozent verlor.





Die Weltaktienmärkte haben seit ihren Höchstständen im Januar 2018 an die 18 Billionen US-Dollar an Wert verloren, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Die Gesamtkapitalisierung von nun rund 69 Billionen US-Dollar entspricht dem Stand vom März 2016. Wenn Sie meine Kolumnen regelmäßig lesen, wussten Sie, dass dies früher oder später (aber eher früher) passieren musste.


Auf dem letztjährigen Mannheimer Fondskongress am 25. Januar 2018 hatte ich angekündigt, dass es noch in der Amtszeit Donald Trumps eine größere Finanzkrise oder Schlimmeres geben wird, und dass man versuchen wird, Trump für die Fehler seiner Vorgänger verantwortlich zu machen.





Zu viele Krisen gibt es wieder in der Weltwirtschaft und zu weit sind einige Börsen vorgeprescht. Von einer Blase kann man zwar bei den recht teuren US-Börsen noch nicht sprechen – die gab es bei Bitcoin & Co – und schon gar nicht sind Blasenbildungen bei den europäischen Börsen oder in Japan zu entdecken. Aber die Schuldenblase bläht sich weiter auf. Damit wird die Konjunktur, die auf wackligen Beinen steht, am Leben erhalten.


Tiefergehende Ursachen für die diese Krise gäbe es eigentlich viele. Da wäre zum Beispiel die „Normalisierung“ der Kapitalmärkte, wenn der großen Schulden- und Immobilienblase, die vom Federal Reserve System und anderen Zentralbanken aufgeblasen wurde, die Luft ausgeht. Oder die Handelskriege, steigende bzw. fallende Zinsen, eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums oder ein Rückgang der (unnatürlich hohen) Unternehmensgewinne. Aktuell haben aber vor allem die folgenden zwei Faktoren als Auslöser gewirkt: Trumps Streitigkeiten mit der Fed und eine bizarre Äußerung des Finanzministers Steven Mnuchin, der konstatierte, dass die Liquidität des Bankensystems gut sei.


Seit Dezember 2016 hat die Fed ihren Leitzins (Federal Funds Rate) schrittweise von 0,75 auf 1,5 Prozent verdoppelt. (Bei jeder Erhöhung wurde er dabei um ein Viertelprozent angehoben.) Zwar will Jerome Powell im Jahr 2019 nicht jedes Quartal ein Viertelprozent drauflegen, wie es ursprünglich geplant war, sondern angesichts geringeren Wachstums nur noch halbjährlich, aber dann wäre die Federal Funds Rate auch bei 2 Prozent. Da war sie zuletzt im April 2008. Und von 2008 bis 2015 war sie bei null Prozent. Insofern kann man Trumps Klagen verstehen, dass sich hier seine Gegner gegen ihn zusammengetan hätten. Und das Statement von Mnuchin konnte vom Markt nur als hilflose Geste missinterpretiert werden.


Auch jetzt kann ich Ihnen noch nicht sagen, ob dies der Auftakt zu der größeren Finanzkrise ist, die ich im Januar „noch während dieser Amtszeit Donald Trumps“ prognostiziert habe. Noch haben wir knapp zwei Jahre Zeit. Auslöser können neben den Fremdwährungsschulden der Entwicklungsländer vor allem die Unternehmensschulden niedriger Bonität (B oder schlechter) in den USA sein, wo sich das Rad mit den schlechten Schulden nach dem kurzzeitigen Stillstand unmittelbar nach der Finanzkrise 2008 wieder gefährlich beschleunigt hat. Auch hier wurden, wie bei den Subprime-Papieren, Schulden zu sogenannten Collateralized Loan Obligations (CLOs) gebündelt und weiterverkauft.


Und auch hier gibt es im Schattenbankensektor und bei Fonds, die diese Schulden kaufen, höchst unseriöse bis betrugsähnliche Zustände und lächerlich niedrige Renditen für das Risiko, das die Käufer eingehen. Während die Zinsen in den Emerging Markets für derartige Papiere auf immerhin sechs Prozent stiegen, bleiben sie in den USA bei lächerlichen zwei Prozent! Kleine Start-ups in dem Sektor sind innerhalb weniger Jahre zu Giganten gewachsen, so beispielsweise Owl Rock Capital. Hinter der Gesellschaft stehen der Ex-Manager von Blackstone, die US-Beteiligungsgesellschaft KKR und Goldman Sachs. Seit ihrem Start im Jahr 2016 hat Owl Rock Capital Einlagen in Höhe von 9,5 Milliarden USD eingesammelt. Das kann nicht gut gehen.


Die Schattenbanken, zum Beispiel Private-Equity-Fonds, machen einen immer größeren Anteil am Finanzvermögen der Welt aus. 2017 vergaben Private-Equity-Fonds über 90 Milliarden US-Dollar als Darlehen an kleine und mittelgroße Unternehmen – ein Großteil davon mit Sicherheit Start-ups und keine Unternehmen, die mit einem soliden Geschäft schon lange dabei sind. Nachdem der Junk-Bond-Markt im Dezember bereits eingefroren war, kam auch die Ausgabe neuer CLOs vor Weihnachten zum Stillstand. Im Dezember haben die Banken es nicht geschafft, 1,6 Milliarden US-Dollar an Unternehmensschulden weiterzuverkaufen und müssen diese derzeit in den Büchern halten. Wie lange es mit den CLOs überhaupt noch gut geht, wissen wir nicht. Wenn die US-Schuldenmaschine dauerhaft stillstehen würde, wäre dies ein echtes Problem für das Finanzsystem. Und vielleicht der Beginn der großen Krise.


Vor der Eröffnung der Börsen nach Weihnachten riet Donald Trump den Amerikanern, Aktien zu kaufen. Dies sei eine gute Zeit und Aktien seien billig. Nach der Eröffnung gab es auch insbesondere bei Tech-Werten einen deutlichen Rebound. Natürlich macht Trump das reflexartig. Tatsache ist aber auch, dass nun etliche Aktien wieder deutlich attraktiver geworden sind. Es wäre falsch, nun in Liquidität zu gehen, wenn es attraktive Investments auf dem Markt gibt. Die Höhe der Liquiditätsquote ist etwas sehr Persönliches. Mehr als 50 Prozent würde ich aber auch eher konservativen Investoren nicht empfehlen.



Zum Sommer 2018 hin habe ich in meinem Fonds deutlich Liquidität aufgebaut. Einen Großteil dieser freien Liquidität habe ich dann im Oktober und November wieder zu billigen Kursen investiert, so dass meine Fonds in den letzten Wochen des Jahres zusammen mit dem Markt nach unten gegangen sind. Aber keine Kurskorrektur und kein Kurseinbruch vollzieht sich normalerweise geradlinig. Derzeit beträgt die Liquidität im Max Otte Vermögensbildungsfonds beispielsweise noch 10,6 Prozent. Wenn die nächste Erholung kommt, werde ich erneut Liquidität aufbauen. Im Vergleich zu so manchen Konkurrenten haben der Max Otte Vermögensbildungsfonds (-3,4 Prozent) , der PI Global Value Fund (-3,7 Prozent) und auch mein relativ junger Max Otte Multiple Opportunities Fund (-0,6 Prozent) im Gesamtjahr 2018 ordentlich performt.



Bei vielen Indizes fanden massive Kurskorrekturen statt: beim DAX –18,3 Prozent, beim EuroStoxx –14,8 Prozent und beim MSCI World –11,1 Prozent. Auch die sogenannten FAANG-Wunderaktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google) mussten deutliche Kurskorrekturen hinnehmen. Dennoch sind wir von etlichen Titeln aus dem Sektor, inklusive Microsoft, weiter überzeugt. Und mit ausgewählten Investments wie Fossil (+105 Prozent), iRobot (+45 Prozent) und SES (+42 Prozent) konnten wir punkten, so dass unsere Performance insgesamt weit überdurchschnittlich war. In schwierigen Zeiten muss man eben tiefer graben und die Unternehmen noch sorgfältiger prüfen.

Das Jahr 2019 könnte ein Schicksalsjahr werden. Mein Fondsteam (auf dem Bild oben: Senior Analyst Florian König, Prof. Dr. Max Otte und Analyst Alan Galecki, v. l.) und ich nehmen es mit der notwendigen Distanz, agieren eher defensiv, sind aber davon überzeugt, auch 2019 gute Investments finden zu können."


Max Otte


Tipp: Den Max Otte Vermögensbildungsfonds (ISIN: DE000A1J3AM3) und den PI Global Value Fund (ISIN: LI0034492384) beziehen Sie über FondsDISCOUTNT.de ohne Ausgabeaufschlag.