Mit einem neuen Fünfjahresplan will China die Produktion von Solarmodulen ankurbeln und den freien Fall der Preise beschleunigen. Die deutsche Reaktion auf die Dumping-Strategie: Vater Staat dreht hastig an der Förderschraube. Zum 1. April soll der garantierte Mindestpreis pro Kilowattstunde für den ins öffentliche Netz eingespeisten Solarstrom im Schnitt um 30 Prozent sinken. Das ist „ein Solarausstiegsgesetz“, wettert der Bundesverband der Solarwirtschaft. Spielen die Module oder die Politiker verrückt? Was sich wie ein vorzeitiger Aprilscherz anhört, ist eine Reaktion auf den massiven Zubau der Anlagen Ende 2011. Denn der Löwenanteil der Module in den Solaranlagen stammt aus China und nicht von heimischen Herstellern. Da deutsche Stromverbraucher wegen des Umlageverfahrens bisher die Zeche des Ausbaus der Solarenergie nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) zahlen, füllen sie die Kassen chinesischer Modul-Mogule. Die Produktionsvorteile der chinesischen Modulewerkbank und das weltweite Überangebot lassen viele Hersteller verzweifeln. Der Preisdruck ist enorm. Dünnschichtmodule und kristalline Module kosten derzeit zwischen 65 und 70 Cent pro Watt. „Das ist ein Drittel des Preises von vor vier Jahren“, weiß Peter Heidecker, Geschäftsführer des Solarfondsinitiators Chorus. Die Aktien vieler börsennotierten Firmen sind massiv eingebrochen, erste Firmen wie die Berliner Solon mussten bereits Insolvenz anmelden.

Dämmerstunde für Solarfonds
Doch was bedeuten die Politkapriolen für Anleger von Geschlossenen Solarfonds, die überwiegend den Zubau der Anlagen finanzieren? Ebenfalls nichts Gutes. „Die abrupte Kürzung bei geplanten Investitionsvorhaben bedeutet den Entzug der Kalkulationsbasis“, stellt Oliver Porr, Geschäftsführer von LHI Leasing, klar. Konkret wollen Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler die Einspeisevergütung für Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen massiv kappen. Komplett kassieren wollen sie gar die Förderung für Anlagen auf ehemaligem Militärgelände und für alle Solarparks, deren Leistung größer als zehn Megawatt ist. Die Einschnitte gehen noch weiter. Künftig soll nur noch 90 Prozent der eingespeisten Sonnenstrommenge mit dem garantierten Mindestpreis gefördert werden. Für den Rest müssen sich Anlagenbetreiber mit dem geringeren Marktpreis über die Strombörse von rund fünf Cent pro Kilowattstunde abspeisen lassen. Zudem sinkt die garantierte Mindestvergütung per Ministererlass ab Mai bis 2013 monatlich jeweils um 0,15 Cent pro Kilowattstunde, wenn die installierten Neuanlagen eine Zubaugrenze überschreiten. Bis Ende Juni gilt allerdings eine Übergangsregelung für Anlagen auf Freiflächen, die vor dem 1. Juli 2012 in Betrieb gehen und für die vor dem 1. März ein Bebauungsplan vorlag. Für solche Freiflächenanlagen sollen noch die höheren Vergütungssätze von 17,94 Cent pro Kilowattstunde möglich sein. Nach der Übergangsregelung wird’s jedoch schwierig. Denn selbst wenn die Modulpreise weiter fallen — wovon in der Branche viele ausgehen — wird die gesamte Anlage nicht automatisch billiger. Weiter sinkende Mindestpreise für den ins Netz eingespeisten Solarstrom könnten deshalb noch zu einem großen Problem werden. „Machten vor einigen Jahren die Modulpreise noch zwei Drittel des Werts einer Solaranlage aus, sind es heute nur noch 40 Prozent“, erklärt Gerhard Krall von GSI Fonds. Der Rest geht für Projektierung, Baukosten, Kabel, Wechselrichter und Stahlgestelle drauf. Spielraum für weitere Preissenkungen gibt es für viele Projektierer nicht. Denn Stahlrohrgestelle und Kabel werden voraussichtlich nicht billiger, die Löhne nicht fallen. Anleger können sich deshalb auf Anbieter wie den Initiator Wattner aus Köln konzentrieren. Da dieser viele Standorte selbst entwickelt, kann er auf die Kosten besser reagieren. Teure Produkte aufgrund komplexer Baubedingungen oder langer Kabeltrassen werden eigenen Angaben zufolge optimiert. Künftig will Wattner nur noch Projektentwicklungen durchführen und nach Fertigstellung gewinnbringend verkaufen.

Bis Juni höhere Vergütung sichern
Generell gilt: Anleger, die in Solarfonds investieren möchten, sollten dies bis Ende Juni tun. Denn bis dahin lassen sich Erträge erzielen, die über den Zinsen für langfristige Anlagen liegen. Vor allem Fonds, die in Freiflächen investieren, bieten gute Renditen. „Das Renditeniveau für solche Fonds dürfte sich auf 4,5 Prozent nach Steuern einpendeln, wenn man sich die aufgerufenen Kaufpreise je Kilowattpeak von 1700 Euro vergegenwärtigt“, sagt Gerhard Krall vom Anbieter GSI Fonds. Das mag auf den ersten Blick nicht sehr hoch erscheinen, doch die hohe Sicherheit und ein stabiler Zahlungsfluss machen solche Produkte noch attraktiv. Auch Solaranlagen in Italien, Frankreich oder Bulgarien können wegen der höheren Sonneneinstrahlung bei einer höheren Einspeisevergütung eine lukrative Alternative sein. Solarpark Ammerland aus der Vogelperspektive: In der Nähe von Oldenburg entstand auf einem ehemaligem Militärflughafen der Solarpark Ammerland.