Investmentbanken Ölpreis kann noch bis auf 20 US-Dollar fallen
Wenn China den Yuan weiterhin derart stark abwertet, könnte der Ölpreis bald auf bis zu 20 US-Dollar pro Barrel fallen, sagen Investmentbanker von Morgan Stanley. Absurde Entwicklung in Indien: Rohöl ist dort bereits billiger als Mineralwasser.
China hat in den letzten zehn Jahren durch das rasante Wachstum der Wirtschaft die Nachfrage nach Öl weltweit angetrieben. Doch damit scheint es zunächst vorbei zu sein. Die Nachfrage aus dem Reich der Mitte lässt nach. Peking reagiert mit einem Konjunkturprogramm und der Abwertung der Währung.
Yuan-Abwertung senkt globale Öl-Nachfrage
Doch je schwächer der Yuan notiert, desto teurer werden wiederum die Importe für China – und dazu zählt nun auch der Import von Rohöl und andere in Dollar notierte Rohstoffe. China ist einer der größten Rohstoffimporteure der Welt. Wenn die Chinesen teurere Importpreise für bessere Exportzahlen in Kauf nehmen, könne das die globale Nachfrage nach Öl – und damit auch den Ölpreis – weiter in den Keller treiben, so die Argumentation von Morgan Stanley.
Ein Szenario mit einem Ölpreis von 20 bis 25 Dollar sei allein aufgrund der Währungsverhältnisse möglich, zitiert die Financial Times einen Analysten der Investmentbank. Die obere Grenze für 2016 liege bei 49 Dollar pro Barrel, was immer noch der niedrigste Preisdurchschnitt für Öl seit zwölf Jahren markieren würde. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Auch die anderen großen Investmentbanken – Goldman Sachs, Citigroup und Merrill Lynch – rechnen mit einem Ölpreis in der Nähe der 20-Dollar-Marke.
Rohöl ist in Indien bereits billiger als Wasser
Der sinkende Ölpreis nimmt in manchen Regionen der Welt schon jetzt absurde Züge an. In Indien beispielsweise kostet Rohöl derzeit weniger als Mineralwasser. Der Barrelpreis für den indischen Markt kostet auf den Liter umgerechnet 17 Euro-Cent. Eine günstige Flasche Mineralwasser hingegen kostet umgerechnet 21 Euro-Cent, berichtet der indische Nachrichtensender NDTV.
Denn die ölproduzierenden Staaten – wie die OPEC, die USA und Russland – weigern sich weiterhin, die Ölfördermenge zu drosseln. Das Überangebot führt dazu, dass die Lager weltweit bis an die Grenze gefüllt sind. Auch der Iran wird seine Ölfördermenge steigern.Goldman Sachs zufolge würden die OPEC-Staaten die Ölfördermenge erst drosseln, wenn der Ölpreis auf ein neues Rekordtief gefallen ist.
Für Analysten in Deutschland sieht es nicht ganz so düster aus. Robert Halver von der Baader Bank spricht dennoch von einer „Revolution“ auf dem Ölmarkt (siehe Video am Ende des Artikels). „Alle pumpen wie verrückt“, sagt Halver im Interview mit Wirtschaft TV. Er hält einen Preisfall unter die Marke von 30 US-Dollar für möglich. „Ich glaube, dass wir in der zweiten Jahreshälfte dann aber nach oben gehen werden.“
An den Finanzmärkten hingegen nehmen die Wetten gegen den Ölpreis weiter zu. So konnte der ETFS Short Crude Oil (WKN: A0V9XY) nicht nur seit dem Start des Preisverfalls vor 18 Monaten, sondern auch in den vergangenen Tagen deutlich an Wert zulegen (siehe Chartbild, oben). Der Indexfonds ermöglicht Investoren eine Short-Total-Return-Anlage in Rohöl WTI-Futures durch Nachbildung des Bloomberg Crude Oil Subindex. Short bedeutet hier, dass das Produkt die tägliche prozentuale Veränderung des Index 1:1 in umgekehrter Richtung abbildet. Sinkt also der Index an einem Tag um 5 Prozent, so steigt der Wert des Produkts an diesem Tag um 5 Prozent.
Wer nicht gegen den Ölpreis wetten will, sollte noch abwarten, bis die Talsohle erreicht ist. Dann allerdings können Energiefonds wieder für einen Einstieg interessant werden.
Robert Halver von der Baader Bank spricht von einer Revolution am Ölpreismarkt: