Während Gold Ruhe ins Portfolio bringen soll, bewirkt Silber das genaue Gegenteil. Im ersten Halbjahr 2011 sorgte erst der steile Anstieg für Schlagzeilen, dann der jähe Absturz. Die Reise der Feinunze von 35 auf 50 US-Dollar und zurück dauerte gerade mal drei Monate. Seit Anfang dieses Jahres allerdings herrscht relative Ruhe. Längst bestimmen andere Rohstoffe die öffentliche Diskussion — etwa teure Grundnahrungsmittel als Folge der Dürre in Nordamerika oder die neuen Rekordpreise für Benzin und Diesel. So konnte der Silberpreis fast unbemerkt von der Öffentlichkeit die mehrmonatige Bodenbildungsphase abschließen. Die Zone zwischen 26 und 27 Dollar je Feinunze erwies sich dabei als solide Unterstützung. Mehrfach drehte der Chart in diesem Bereich wieder nach oben, etwa im Dezember 2011 oder im Mai dieses Jahres. Und vergangene Woche kehrte der verloren geglaubte Glanz plötzlich zurück: Im Anstieg über die Marke von 30 US-Dollar sehen Charttechniker ein Kaufsignal.

Fundamental spricht die nach wie vor angespannte Lage in der Eurozone für eine Erholung. Zwar dämpfen die verhaltenen Aussichten für die Weltkonjunktur die Nachfrage aus der Industrie. Dafür wittern Investoren angesichts der von EZB-Chef Mario Draghi in Aussicht gestellten unlimitierten Käufe von Staatsanleihen der Krisenländer Inflationsgefahren und suchen Edelmetalle als sichere Häfen. Silber schwankt zwar wesentlich stärker als Gold, bietet dafür aber auch mehr Potenzial nach oben. Auch wenn Notierungen um 50 US-Dollar eine Übertreibung gewesen sein mögen — ein kurzfristiger Sprint in Richtung 35 Dollar sollte drin sein. Indexzertifikate, die nahezu alle Emittenten im Angebot haben, partizipieren eins zu eins. Falls der Anstieg ausbleibt, lässt sich mit Capped Bonuszertifikaten, etwa von der Commerzbank (ISIN: DE 000 CK7 VD2 9), bis Ende April 2013 trotzdem eine ansehnliche Rendite von zwölf Prozent einfahren. Solange die untere Barriere bei 22,25 Dollar nicht unterschritten wird, wird der Gegenwert von 36,08 Dollar auch dann ausbezahlt, wenn der Silberpreis diese Marke gar nicht erreicht. Das Produkt ist währungsgesichert, was wegen der Wechselwirkungen am Devisenmarkt auch für Indexzertifikate sinnvoll ist: Steigen Edelmetalle, schwächelt meistens der Dollar (und umgekehrt), was die Rendite schmälert. Produkte ohne Währungsabsicherung sind zwar etwas konservativer, aber vorsichtige Anleger sollten ohnehin Gold den Vorzug geben. Um der Ruhe willen.