Zwei Annahmen erscheinen im Hinblick auf das aktuelle Umfeld auf den Finanzmärkten schlüssig: Einerseits werden die Zinsen weder in den USA, noch in der EU kurzfristig stark ansteigen. EZB-Chef Mario Draghi gerät anhand der schwachen Inflation unter Druck und könnte auf dem Gipfel in Malta am kommenden Donnerstag sogar eine Ausweitung des Anleihenankauf-Programms beschließen. Auch in den USA ist eine Zinswende in weite Ferne gerückt, nachdem die Arbeitsmarktdaten in den USA die Federal Reserve in Wartestellung zurückversetzt hat. Einige Ökonomen gehen sogar davon aus, dass Fed-Chefin Janet Yellen nichts anderes übrigbleibt, als den Geldhahn wieder aufzudrehen. Sie fordern eine vierte Auflage des Quantitative Easing (QE), um die Märkte mit ausreichend Liquidität zu versorgen. Damit sinken auch die Aussichten auf steigende Renditen für Anleger.

Die zweite Annahme lautet, dass die aktuelle Volatilitätsphase an den Finanzmärkten noch länger anhalten dürfte. Seit dem Börsencrash in China, der auch den DAX in Mitleidenschaft zog, sind Anleger verunsichert und halten sich mit risikoreichen Investitionen zurück. Obwohl die Wirtschaftsdaten aus China die Erwartungen am Montag übertrafen – Chinas BIP wuchs demnach in den vergangenen zwölf Monaten bis September um 6,9 Prozent – werden die Zahlen in der Finanzwelt mit Skepsis aufgenommen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert Ökonomen, die für das tatsächliche Wachstum Chinas Wirtschaft weniger als der Hälfte veranschlagen würden.

Volatilität mit dem Kauf von Optionen nutzen
Aus diesen beiden Annahmen – weiterhin niedrige Zinsen und hohe Schwankungen – eröffnen sich auch neue Investitionsmöglichkeiten. Anstatt diese Phase auszusitzen, können Anleger Volatilität gezielt als Anlageklasse nutzen. Mit dem Erwerb von Optionen können sie zum Beispiel auf steigende Kurse von Aktien oder Anleihen setzen. Bei dem Kauf einer Option erhalten Anleger das Recht, ein bestimmtes Wertpapier zu einem späteren Zeitpunkt und zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Optionen werden daher auch als bedingte Termingeschäfte bezeichnet. Sie gehören zur Gruppe der Derivate.

Ein vereinfachtes Beispiel: Ein Anleger kauft eine Kaufoption auf eine Aktie, dabei spekuliert er auf dessen Wertzuwachs nach einem vorher festgelegten Zeitraum. Sollte die Aktie dann den Basispreis der Option übersteigen, kann der Halter der Option die Aktien vom Verkäufer zu dem vertraglich vereinbarten Preis kaufen und zum tatsächlich höheren Preis an der Börse veräußern. So kann er einen Gewinn erzielen. Sollte die Aktie den gewünschten Zielwert nicht erreichen, muss der Käufer die Kaufoption nicht ausüben. In dem Fall verliert er aber sein investiertes Kapital, also den Preis, den er für die Option gezahlt hat. Der Verkäufer der Option hingegen profitiert davon, dass der Käufer die Option verfallen lässt und kann die Prämie einstreichen (siehe auch Video am Ende des Artikels).

Je höher die Volatilität, desto höher der Wert der handelbaren Prämie. Der Commerzbank Strategiefonds Marktneutral (WKN: CDF 1MN) verfolgt seit seiner Auflage am 23. Januar 2014 eine flexible Optionsstrategie. Trägerportfolio ist hierbei ein Portfolio aus deutschen Anleihen, die eine durchschnittliche Laufzeit von maximal einem Jahr bei der höchstmöglichen Bonität (AAA) aufweisen.

Commerzbank Strategiefonds Marktneutralität
Zur Erreichung des Anlageziels verwendet das Fondsmanagement aktien- und indexgebundene Optionen, die an der Eurex – der weltweit größten Börse für Optionen und Terminkontrakte – gehandelt werden. Dabei darf die Exponierung zum Aktienmarkt selbst in Extremsituationen 40 Prozent niemals überschreiten. Dadurch soll die Marktneutralität gesichert werden, die dem Fonds seinen Namen gibt.


In Phasen hoher Schwankungen ist es besonders vorteilhaft, durch den Verkauf von Optionen auf deutsche Aktienindizes (hauptsächlich auf den DAX) Prämien zu vereinnahmen. Umgekehrt kann das Fondsmanagement in der Erwartung steigender Volatilität und damit einhergehender steigender Optionspreise auch Optionen kaufen. Je nach Marktlage wird eine der beiden Strategien bevorzugt, es können aber auch beide gleichzeitig in unterschiedlicher Ausprägung zum Einsatz kommen, um das Gesamtrisiko zu steuern. In den vergangenen zwölf Monaten bis zum 30. September 2015 beläuft sich das Plus des Fonds bislang auf 2,5 Prozent bei einer geringen Schwankungsbreite (siehe Chartbild).

Im Gegensatz zum schwankungsarmen Vorjahr spielt der Börsenjahrgang 2015 bei dieser Strategie bislang sehr gut mit. Der VDAX-NEW (DAX-Volatilitätsindex), der die Kursschwankungen des deutschen Leitindex widerspiegelt und als Angstbarometer der Börse bezeichnet wird, notiert im langjährigen Durchschnitt bei etwa 20 Prozentpunkten. In diesem Jahr waren aber auch Werte zwischen 30 und 40 Prozentpunkten nicht ungewöhnlich. Der diesjährige Höchststand wurde am Montag, den 24. August erreicht, als der DAX um zeitweise fast acht Prozentpunkte einbrach. Zum Vortagesschluss notierte der Index noch bei 10.124 Zählern und fiel im Tief auf 9.338 Punkte. Verglichen mit Konkurrenzprodukten, die auf simplere Optionsstrategien setzen, gelang es dem Management des Commerzbank Strategiefonds Marktneutral, den Verlust an diesem „schwarzen Montag“ in engen Grenzen zu halten. Bereits einen Tag später wurde der Verlust wieder mehr als wettgemacht.