Rekordergebnisse selbst in Krisenzeiten: Unternehmen wie Alibaba, JD und Tencent zeigen, dass sich Investments in den schwächelnden chinesischen Markt durchaus lohnen können – wenn man weiß, wo man suchen muss.
Über Jahrzehnte wurde der chinesische Markt vom Immobiliensektor dominiert und angetrieben. Nicht nur machte er zu Peak-Zeiten im Jahr 2018 fast ein Viertel des gesamten chinesischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus, auch auf Investorenseite erfreute er sich lange Zeit großer Beliebtheit: Etwa 70 Prozent der Haushaltsersparnisse der Chinesen stecken im Immobilienmarkt.
Das soll sich nun ändern, denn die Nachfrage nach Immobilien sinkt. Gründe dafür sind unter anderem der bereits sehr hohe Urbanisierungsgrad des Landes sowie der demografische Wandel – die Bevölkerung altert, die Geburtenrate sinkt. Um den Immobilienmarkt vor einer Krise zu retten, greift die Regierung ein. Bis 2026 soll sein Anteil am chinesischen BIP von 24 auf nur noch 16 bis 18 Prozent zurückgefahren werden.
Strategische Neuausrichtung
Die Reduktion der Immobilieninvestitionen sorgt in vielen Bereichen für große Unsicherheiten. Unternehmen der Immobilienbranche aber auch branchennahe Unternehmen – wie beispielsweise Baumaterialhersteller, Dachdeckereien und viele andere – reduzieren ihre Belegschaften. Die Einkommensverluste und Ungewissheit, wie es wirtschaftlich weitergehen wird, dämpft die Kauflust der Konsumenten. Auf der anderen Seite stehen geopolitische Herausforderungen – der kommende US-Präsident Trump hat bereits hohe Strafzölle für Waren aus China angekündigt.
Es ist also eine strategische Neuausrichtung der Wirtschaft erforderlich. Dabei setzt China auf eine stärkere Autarkie sowie Innovation, insbesondere in den Hightech- und Green-Tech-Sektoren. Die chinesische Regierung unterstützt diesen Strukturwandel durch massive Subventionen und Steuererleichterungen in diesen Bereichen.
Hightech und Internet
Über lange Zeit wuchsen in China sowohl die Wirtschaft als auch die Bevölkerung – mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen ist das Land der größte Verbrauchermarkt der Welt. In der ebenfalls wachsenden Mittelschicht gibt es eine hohe Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen, E-Commerce und Unterhaltungsinhalten. Förderungen durch die chinesische Regierung sowie die Bereitschaft in der Bevölkerung, bei technologischen Fortschritten mitzugehen, haben zu einer enorm schnellen Digitalisierung in vielen Bereichen geführt.
In diesem Umfeld hatten Unternehmen wie JD, Alibaba oder Tencent die besten Wachstumsvoraussetzungen. Sie investieren massiv in innovative Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Cloud Computing und Big Data, um damit ihre Plattformen immer effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten. Durch die Regierungspolitik, die ausländische Konkurrenten wie Google, Amazon etc. stark beschränkt oder komplett blockiert, haben sie auf dem Heimatmarkt den absoluten Vorteil.
„All dies hat Früchte getragen: Selbst unter den schwierigsten makroökonomischen Bedingungen konnten diese Unternehmen Rekordgewinne erzielen“, weiß Markus Kronreif, Fondsmanager im Team Aktien CEE & Global Emerging Markets bei Raiffeisen Capital Management*. „Diese Unternehmen haben viel Cash auf den Balance-Sheets – und das nutzen sie jetzt, um Werte an Investoren zurückzugeben, durch Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen“, erklärt er im Gespräch mit Martin Kerscher von Wallstreet-Online TV. Das sei ein interessanter Schritt, da es so etwas historisch gesehen in China eher nicht gegeben habe. Man wolle damit Anreize für die Anleger schaffen, damit diese auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nicht den Kapitalmärkten den Rücken zukehren.
wallstreetONLINE-Interview mit Markus Kronreif: China im Wandel?Welche Sektoren in China das größte Potenzial bieten und wie Investor:innen mit den Risiken der geopolitischen Spannungen umgehen können, erläutert Markus Kronreif, Fondsmanager bei Raiffeisen KAG, im Interview bei wallstreetONLINE.
Green Tech
Auch das Nachhaltigkeitsthema erfährt in China Rückenwind. Themen wie Green Tech, E-Mobilität und Autobatterien beispielsweise sind fest im Fünf-Jahres-Plan der Regierung verankert, der festlegt, in welchen Sektoren das Land eine führende Rolle einnehmen will.
Ein Paradebeispiel für den Erfolg nachhaltiger Technologien ist BYD. Der global größte Bauer von E-Autos erfreut sich einer anhaltend starken Nachfrage. Für das laufende Jahr hat das Unternehmen seine Prognose sogar von 3,6 auf 4 Millionen Fahrzeuge angehoben. Ebenfalls im Bereich der E-Mobilität tätig ist neuerdings Xiaomi. Der weltweit drittgrößte Smartphone-Hersteller hat im März dieses Jahres sein erstes E-Auto auf den Markt gebracht. Und auch Xiaomi konnte sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen zwischen 120.000 und 140.000 Autos verkauft haben – was ebenfalls über der anfänglichen Prognose liegt.
Voraussetzungen für langfristige Wertsteigerung
Es gibt also weiterhin interessante Investitionschancen in China. Wie aber erkennt man, ob ein Unternehmen im Zuge der Transformationen des Landes eine echte Chance auf langfristige Wertsteigerung hat? Ein wichtiges Thema dabei sei derzeit die Expansionsstrategie der Unternehmen. Die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA, aber auch Europas Handelszölle und Importzölle gegen chinesische E-Autos führen dazu, dass für Hersteller wie BYD weder die USA noch Europa zu den Zielmärkten gehören. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen auf die Emerging Markets – Südamerika, Südostasien oder Indien. Damit will BYD weitestgehend immun sein gegen die wahrscheinlichen zukünftigen Zölle.
Emerging-Markets-UpdateSie interessieren sich besonders für die Schwellenländer? Der regelmäßige EM-Outlook von Raiffeisen Capital Management bietet Ihnen umfangreiche Informationen.
Die Fondsmanagement der Investmentfonds Raiffeisen-Asia-Opportunities-ESG-Aktien (ISIN: AT0000745872, thesaurierend / ISIN: AT0000745856, ausschüttend) und Raiffeisen-Nachhaltigkeit-EmergingMarkets-Aktien (ISIN: AT0000A1TB59, thesaurierend / ISIN: AT0000A1TB42, ausschüttend), die beide ein hohes China-Exposure haben, setzen bei ihrer Aktienauswahl auf Fundamentalanalyse. Sie investieren ausschließlich in Unternehmen, die auf ESG-Basis (ESG = Environmental, Social, Governance) als nachhaltig eingestuft wurden.
Beide Fonds haben kürzlich chinesische Technologiewerte zugekauft, „da hier die Auftragseingänge positiv überraschen konnten“, wie es im Bericht des Fondsmanagements heißt. Die chinesischen Unternehmen Tencent, Alibaba und Meituan befinden sich bei beiden Strategien im Portfolio unter den Top 10. Beim Raiffeisen-Asia-Opportunities-ESG-Aktien schafft es zusätzlich Xiaomi in die Top-Positionen.
Fazit
China steht wirtschaftlich vor großen Herausforderungen, das Sentiment gegenüber chinesischen Aktien ist derzeit eher negativ. Dennoch sieht die Lage nicht bei allen Unternehmen so trüb aus, wie die Bewertungen vermuten lassen – bestimmte Sektoren konnten auch über die Krisenzeiten hinweg Rekordergebnisse erzielen. Die günstigen Unternehmensbewertungen können also durchaus eine Chance darstellen – wenn man sich auf die richtigen Branchen und Sektoren konzentriert.
*Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH.
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Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-EmergingMarkets-Aktien und der Raiffeisen-Asia-Opportunities weisen eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können.
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