Herr Hintz, wie kam es zu der Idee, einen AI-Investmentfonds zu initiieren?


Christian Hintz: Wir haben 2016 bereits eine Megatrends-Strategie initiiert. Daher war es für uns eine logische Konsequenz, uns zügig der künstlichen Intelligenz zuzuwenden und den Fonds Anfang 2020 aufzulegen. Uns war schon länger klar, dass künstliche Intelligenz ein führender positiver Disruptor für Wirtschaft und Gesellschaft sein wird. Das war der richtige Schritt: Nach nicht einmal zwei Jahren hat unser Boutiquen-Fonds ein Volumen von mehr als 50 Millionen Euro erreicht und seit Auflage Anfang 2020 enorm zugelegt. Auch in diesem Jahr läuft es rund – und das den Korrekturen bei Technologiewerten zu Jahresbeginn und dem allgemeinen Rückgang im Herbst zum Trotz.


 



Künstliche Intelligenz ist ein großes Feld. Immer mehr Unternehmen verschiedenster Sektoren wenden KI an. Nach welchen Kriterien wählen Sie Unternehmen aus?


Wir investieren in die Marktführer und Technologieführer im Bereich künstliche Intelligenz. Das sind Gesellschaften mit einer führenden Marktstellung, die von Einsatz und Weiterentwicklung dieser modernen, branchenübergreifenden Technologie überdurchschnittlich profitieren. Wir verwalten ein konzentriertes Portfolio von 35 bis 50 Werten von Herstellern und Anbietern von KI-Hardware und von KI-Software, Anwendern von KI-Hard- oder -Software für den eigenen Unternehmenszweck und Dienstleister im Bereich von KI.


 


Rund 70 Prozent der Unternehmen, in die sie investieren, sind aus den USA. Ist Deutschland noch ein Entwicklungsland hinsichtlich künstlicher Energie?


In der Tat kommen derzeit sehr wenige Innovationen aus Deutschland und wir haben aktuell nur ein deutsches Unternehmen in unserem Portfolio (Secunet Securities). Die USA sind führend in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Daher liegt der Fokus, wie bei anderen Technologiekonzepten auch, auf den USA. Sobald sich in Deutschland ein marktführendes Unternehmen in der künstlichen Intelligenz herauskristallisiert, werden wir natürlich aktiv.


 


Der Großteil der Unternehmen aus dem Portfolio des AI Leaders (ISIN: DE000A2PF0M4) werden laut Factsheet der Technologiebranche zugeordnet. Lassen sich dort auch die üblichen US-amerikanischen Tech-Riesen finden (--> FAANG-Aktien)?


Wir investieren auch in US-Big-Tech. Das ist aber kein Selbstzweck, sondern wir wählen die Unternehmen aus, die gemäß unserer Strategie von künstlicher Intelligenz profitieren beziehungsweise diese strategisch einsetzen. Alphabet beispielsweise hat mit DeepMind ein Unternehmen im Portfolio, das sich auf die Programmierung einer künstlichen Intelligenz spezialisiert hat, unter anderem, um die dreidimensionale Struktur der Proteine nur anhand der Abfolge der Aminosäuren des Proteins vorherzusagen. Das sind hochspannende Konzepte, in denen wir uns gerne engagieren. Daher ist Größe kein Ausschlusskriterium, aber auch nicht das einzige Kaufargument. Die künstliche Intelligenz und die damit zusammenhängenden Wachstumspotenziale sind entscheidend. Und im Übrigen sehen wir, dass Small und Mid Cap-Werte deutlich bessere Wachstumsmöglichkeiten haben als die FAANG-Aktien.


 


Der Fonds konnte kürzlich ein Allzeithoch verbuchen. Könnte man das auch darauf zurückführen, dass künstliche Intelligenz generell ein Profiteur der Pandemie ist?


Die künstliche Intelligenz ist kein direkter Profiteur der Covid-19-Pandemie. Sie profitiert mittelbar davon, da die Technologie Teil der Digitalisierungswelle ist, die durch die Pandemie nochmals an Fahrt aufgenommen hat. Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette der künstlichen Intelligenz, weil die künstliche Intelligenz in gut wie allen Geschäftsfeldern eingesetzt wird. Das gilt für Agrikultur, Automotive und Bildung genauso wie für den Energie- oder Gesundheitssektor und bis hin zu Handel und Logistik. Damit profitieren Unternehmen aus diesen Branchen, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen beziehungsweise diese einsetzen, besonders.


 


Im Fonds sind zudem ESG-Kriterien verankert. Können Sie uns dazu etwas sagen?


Künstliche Intelligenz kann in zahlreichen Wirtschaftssektoren und Situationen zum Einsatz kommen, um zur Bewältigung von Umweltauswirkungen und des Klimawandels beizutragen. Dazu gehören beispielsweise KI-gesteuerte saubere Energienetze, Umweltüberwachung und -einhaltung oder auch verbesserter Wetter- und Katastrophenschutz, stellt zum Beispiel die Beratungsgesellschaft PwC in einer Studie heraus. Wir orientieren uns aber nicht unmittelbar an ESG-Kriterien, obwohl alle unsere Portfoliounternehmen hinsichtlich Umwelt, Soziales und Governance positiv eingestellt sind.


 


Wie wird sich das Thema künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren aus Ihrer Sicht entwickeln?


Das Thema künstliche Intelligenz wird mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, da nahezu alle Unternehmen, die weiterhin konkurrenzfähig bleiben wollen, KI integrieren müssen. Dabei ist KI gekommen, um zu bleiben und hat nichts mit einer Modeerscheinung oder einem Hype zu tun. Bis 2030 erwarten Experten für die künstliche Intelligenz einen Wertschöpfungsbeitrag zum weltweiten Bruttosozialprodukt in Höhe von 1,2 Prozent pro Jahr. Der Einstiegszeitpunkt ist also sehr gut. Durch Investments in KI-getriebene Unternehmen und Geschäftsmodelle können Anleger an der stabilen Weiterentwicklung zahlreicher Branchen wie Healthcare, Automotive oder auch der allgemeinen industriellen Produktion, angetrieben durch Automatisierung und Robotik, teilhaben. Der Fonds soll über alle Wirtschaftszyklen hinweg Mehrwerte generieren. Der breite Einsatz der künstlichen Intelligenz wird in Zukunft zu einer stabilen Wertentwicklung führen, ganz gleich, ob sich der allgemeine Trend Richtung Value oder Growth entwickelt. Auch eventuelle künftige Zinssteigerungen werden die langfristigen Potenziale von KI-Investments nicht aufhalten.


 


Herr Hintz, wir danken Ihnen für die spannenden Einblicke und wünschen weiterhin viel Erfolg.


 


Wertentwicklung im Vergleich zur Peergroup (Aktienfonds All Cap Welt, Fünf-Zeitraum)