Der Marathon Stiftungsfonds von HAC Vermögens Management AG aus Hamburg (LU1315150901 Retailtranche ohne Mindestanlage; LU1315151032 für institutionelle Anleger, Mindestanlage 100.000 EUR) besteht aus drei Modulen. Im Kern handelt es sich um einen Aktienfonds, der weltweit breit gestreut investiert. Da das aktive Risikomanagement über Optionen und Futures und nicht den physischen Verkauf von Aktien funktioniert, werden bis zu zehn Prozent Liquidität vorgehalten. Damit können zu gegebener Marktphase schnell Absicherungen gekauft werden. Schließlich gibt es noch eine Beimischung von Edelmetallen, die nicht als Renditetreiber, sondern zur Stabilität des Portfolios dienen. Der Marathon Stiftungsfonds kann auch in Anleihen investieren. „Wenn wir in den Bereich fixed income gehen, dann ist das als Liquiditätsersatz zu verstehen“ erläutert Fondsmanager Daniel Haase. Zuletzt hatte der Fonds zum Beispiel in Schweizer Staatsanleihen Mittel gewissermaßen geparkt.
Prinzipiell hält er Anleihen bis auf weiteres für minderattraktiv: „Eine Rückkehr zu einer soliden Geldpolitik und damit zu höheren Zinsen ist angesichts der Ausgangslage in der vor uns liegenden Dekade schwer vorstellbar.“ Mehr noch: Nicht nur gebe es keine Zinsen, insbesondere bei Unternehmensanleihen würden die Ausfallrisiken steigen. Das unbegrenzte Gelddrucken erhöhe nachhaltig die Inflationsrisiken, womit verzinsliche Anlagen (nur eben ohne Zins oder sogar Negativzins) „ein extrem unattraktives Chance-Risiko-Profil aufweisen.“ Deshalb habe man den Fonds 2015 als Aktienfonds konzipiert, gewissermaßen darauf vertrauend, dass Stiftungen und andere risikoaverse Anleger dieser Sichtweise zunehmend zustimmen.
Regelbasiert zusammengesetztes Portfolio aus mehr als 400 Aktien
„Im Marathon Stiftungsfonds setzen wir den Schwerpunkt auf ein regelbasiert zusammengesetztes, benchmarkunabhängiges Portfolio, das erstklassige, internationale Qualitätsaktien umfasst“, beschreibt Haase den Ansatz. Derzeit befinden sich mehr als 400 Titel im Fonds (Stand 26. März 2021: 414 Titel). Das liegt daran, dass das Pfadfinder-System derzeit für praktisch alle der 65 überwachten Sektoren auf Grün steht. Somit sind potenziell mehr Titel investierbar, „und natürlich nutzen wir diese Situation, um noch breiter zu diversifizieren.“ Zum Vergleich die Situation 2019 mit gemischten Ausblicken: Seinerzeit hatte der Fonds etwa 230 Aktien im Portfolio, was ebenfalls erlaubt, breit über Länder, Branchen und Unternehmensgrößen zu diversifizieren.
Die Kriterien zur Titelauswahl sind in der Hauptsache technisch geprägt: geringe Volatilität und vorteilhaftes Momentum stehen im Anforderungsprofil. Zugleich werden aber auch Elemente der qualitativen Analyse genutzt, also solide Fundamentaldaten verlangt, sowie eine attraktive Dividendenhistorie und eine hinreichende ESG-Bewertung. Der Ausschluss nachteiliger ESG-Bewertungen, also etwa ein niedriger ESG Performance-Score oder der Verstoß gegen UN Global Compact-Richtlinien basieren auf der Taxonomie von ISS Oekom. Hauptziel sei es nicht, unbedingt künftige Outperformer zu entdecken, sondern vor allem Underperformer zu vermeiden: „Es geht uns um das Wegschneiden von Risikoquellen“, so Haase – damit soll die Volatilität gezügelt werden. Der Ausschluss von Bankaktien gilt als einzige anlagepolitische Vorgabe.
Edelmetall-Beimischung dient der Stabilität, nicht der Performance
Als weiterer Baustein zur Minimierung der Volatilität werden bis zu zehn Prozent Edelmetall beigemischt. Dabei handelt es sich in der Hauptsache um Gold, je nach Marktlage auch um etwas Silber. Nach eigenen Untersuchungen habe die zehnprozentige Goldbeimischung zum Aktienportfolio langfristig keinen nennenswerten Effekt auf die Rendite, reduziere jedoch die Portfolio-Risiken deutlich.
Wie funktioniert das mit dem Risikomanagement über das Pfadfindersystem genau? Das System analysiert börsentäglich kurz- und mittelfristige Trends von weltweit mehr als 4.000 Aktien aus 65 Sektoren. „Wir nutzen unsere Marktstrukturdaten sowohl trendfolgend – um stark erhöhte Risikophasen zu identifizieren – als auch antizyklisch, um den Beginn einer Erholung frühzeitig zu erkennen“ erklärt Haase. Er hat das System über Jahre entwickelt und ab 2007 live geschaltet. Die Daten seit 2007 als auch jene aus den bis in die 80er Jahre reichenden Backtests zeigen, dass jedem größeren Kurseinbruch schwächere Marktstrukturdaten vorauslaufen. Das System habe sich durchgehend bewährt und jeweils korrekt die Phasen angezeigt.
Ganz konkret im Frühjahr 2020 vor dem Corona-Crash im März bedeutete dies: Bereits am 28. Februar war das Aktienportfolio des Marathon Stiftungsfonds abgesichert, als der DAX bei ziemlich genau 12.000 Punkten stand. Der Tiefststand war am 18. März 2020 mit 8.441 Punkten erreicht, bereits am 24. März 2020 löste Haase die Absicherungen wieder auf, als der DAX sich 9.500 Punkten näherte und sehr viele Sektoren des Pfadfindersystems wieder den grünen Bereich anzeigten. Diese Systemfunktion, einen Wiedereinstieg anzuzeigen, ist mindestens ebenso wichtig wie ein Signal zum Ausstieg. Denn durch den Verkauf beziehungsweise die Absicherung eines Portfolios ändert sich ja nicht das Gesamtrisiko, es verschiebt sich lediglich: An die Stelle des Risikos fallender Märkte mit Aktien tritt das Risiko steigender Märkte ohne Aktien.
Allein aus den Gewinnen der Optionen/Futures, beim DAX handelt es sich um etwa 2.500 Basispunkte, bei anderen Indizes um ähnliche Größenordnungen hätten bereits Ausschüttungsreserven für mehrere Jahre gebildet werden können, so Haase. Tatsächlich konnte der Fonds auch das Jahr 2020 mit deutlichem Gewinn abschließen – eine Entwicklung, die sich in den ersten Monaten 2021 fortgesetzt hat. Das ist Anlegern nicht verborgen geblieben, wie die erheblichen Mittelzuflüsse von etwa 26 Millionen Euro seit 2020 aufzeigen.
Fazit
Die Volatilität des Aktienfonds lag bis dato im Bereich eines klassischen 50/50-Mischfonds. Hier ist ein asymmetrisches Rendite/Risikoprofil erkennbar, das nicht nur für defensive Anleger interessant ist.
Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).