Die ursprüngliche Idee des Crowdinvestings war folgende: Über eine Plattform können Kleinanleger Eigen- und Risikokapital für kreative Start-ups bereitstellen. Kleinanleger haben so die Chance, mit relativ kleinen Summen gezielt in ein bestimmtes Unternehmen zu investieren und zu vergleichsweise kurzen Laufzeiten sich an recht hohen Renditen zu erfreuen. Gründer können dadurch das Projekt einer Vielzahl von Menschen zugänglich machen. Zudem haben sie bei Crowdinvesting die Möglichkeit, das oft bei Finanzierungen von Banken geforderte Eigenkapital als Mezzanine-Kapital über Nachrangdarlehen einzuwerben. Eine sehr demokratische und unkomplizierte Win-Win-Situation – doch bei allem Glanz gibt es auch ein Ausfallrisiko. Denn Start-ups können auch „baden gehen“. Laut dem Portal Crowdinvest.de liegt die Ausfallquote (bzw. der Status ungeklärter Zahlungsverzug) bei Schwarmfinanzierungskapital in Deutschland aktuell bei rund 1,3 Prozent. Seit einiger Zeit ist Immobilien-Crowdinvesting populärer. Hier investieren Anleger in Projektentwickler. Die Ausfallquote in dieser Sparte war bisher sehr gering (0,5 Prozent). Doch auch hier ist Sicherheit nicht garantiert.
Zinsland teilt Anlegern Insolvenz mit
Bereits zwei Projektentwickler-Unternehmen, für die Zinsland das Funding übernommen hatte, mussten Insolvenz beantragen. Im Zusammenhang mit dem Immobilienprojekt Projekt Luvebelle hatte das Portal im Jahr 2016 insgesamt rund 1,55 Millionen Euro von 286 Anlegern eingeworben. Weil das Objekt bereits an einen Global-Investor verkauft war, der Kaufpreiszahlungen nach Baufortschritt leistete und auch weil der Bau sehr planmäßig verlief, kamen die Insolvenzanträge (Dezember 2017 bzw. Februar 2018) für Zinsland unerwartet. Bis heute ist nicht klar, ob die Anleger das angelegte Kapital zurückbekommen. Im aktuellen Fall geht es um zwei Bauprojekte in Frankfurt am Main: Nassauer Hof und Steinbacher Terrassen. Aktuell hat Zinsland den Anlegern mitteilen müssen, dass der dafür zuständige Projektentwickler, die AZP Projekt Steinbach GmbH, ebenfalls Insolvenz angemeldet hat. Somit ist auch hier unklar, ob die Anlager ihr Geld wiedersehen. Bei den Investments handelte es sich, wie bei allen Beteiligungen von Zinsland, um Nachrangdarlehen. Heißt: Gläubiger haben im Falle einer Insolvenz nur nachrangig Anspruch auf ihr investiertes Kapital. Andere Forderungen gegen das insolvente Unternehmen haben Vorrang. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, eine Rückzahlung ist aber eher unwahrscheinlich. „Über den Ausgang eines möglichen Verfahrens und die Möglichkeit auf Rückzahlung kann derzeit keine belastbare Aussage getroffen werden“, heißt es von Zinsland. Man stehe mit dem AZP-Geschäftsführer in Kontakt. Betroffene Anleger würden über neue Entwicklungen informiert werden.
Im Detail
Das Funding für die Steinbacher Terrassen wurde im August 2017 gestartet und im drauffolgenden September abgeschlossen. Dafür investierten 522 Anleger 966.000 Euro. Für das Projekt Nassauer Hof, welches im Dezember 2017 startete, investierten 453 Anleger 897.000 Euro. Zinsland verweist auf die Aussage der Geschäftsführung des verantwortlichen Projektentwicklers, wonach durch das bauleitende Architekturbüro Ausführungsmängel und erhebliche Mehrkosten im Projekt entstanden seien. Daraufhin sei die Kündigung des Architekturbüros erfolgt. Als weiteren Faktor für einen negativen Verlauf der Sachlage führt Zinsland an, dass Anfang des Jahres ein Geschäftsführer unerwartet verstorben sei, sodass in kürzester Zeit personelle Ressourcen und vor allem fachliches Know-how verloren gegangen wären. Nun müsse das Gericht prüfen, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird.
Ausblick
Trotz dieser Vorfälle wird der Boom dieser Anlageform anhalten. Nach Angaben des Bundesverbandes für Crowfunding wurden im Jahr 2018 218 Millionen Euro angelegt – 2017 waren es gerade mal 126 Millionen Euro. In diesem Jahr sind es nach vier Monaten bereits 100 Millionen Euro. Für Anleger macht es Sinn, sich des Risikos bewusst zu sein. So sollten Crowdfunding-Anlagen im persönlichen Vermögensaufbau keine übergeordnete Rolle spielen. Sie können als Beiwerk genutzt werden, wenn bereits der Großteil des eigenen Kapitals gestreut angelegt wurde.