In der ersten Jahreshälfte 2016 ist die Summe an neuen Mitteln, die in Aktien-ETFs gesteckt werden, um ganze 85 Prozent gefallen. Die Zahl verdeutlicht, wie sehr die passive Investmentbranche unter Druck gerät.

Aktien-ETFs generierten in den ersten sechs Monaten diesen Jahres einen Netto-Zuwachs von 15 Milliarden Dollar. Das entspricht einem deutlichen Rückgang zu jenen 102 Milliarden Dollar, die im gleichen Zeitraum im Jahr 2015 neu in die Branche investiert wurden. Das meldet die Financial Times und beruft sich auf den Datenprovider ETFGI.

Investoren haben den Aktien-ETFs vor allem wegen der volatilen Handelsbedingungen im Januar und Februar den Rücken gekehrt. Zusätzlich drückte das Bedenken über die Brexit-Auswirkungen die Stimmung der Anleger. Aktien weltweit verloren zudem Milliarden Dollar an Wert, als sich zu Beginn des Jahres Sorgen über die Wachstumsprognosen in China breitmachten.

Zusammengefasst: Das erste Halbjahr 2016 war ein sehr turbulentes an den weltweiten Börsen. Deborah Fuhr, geschäftsführender Partner bei ETFGI, kommentiert: „Die Anleger sind mit sehr viel Unsicherheit konfrontiert“.

Rauswurf aus Depots
Die Entwicklungen lassen laut FT auch die Sorgen über die Stärke der passiv verwalteten Fonds wachsen und nennt als Beispiel WisdomTree, der größte börsennotierte Vermögensverwalter, der ausschließlich ETFs verkauft. Für WisdomTree sind die jüngsten Kapitalabflüsse aus ihren ETFs „eine Demonstration für die Effektivität“ ihrer Produkte. ETFs sind börsentäglich handelbar, damit Investoren flexibel auf Stressphasen reagieren können. Investoren nutzen ETFs als „Quelle für Liquidität“, was einem Marktumfeld entspreche, indem Investoren das Risiko meiden, teilt das Unternehmen auf Nachfrage von FondsDISCOUNT.de mit.

Für die gesamte Branche waren ETFs, die in europäische Aktien investieren, mit 25,5 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr am heftigsten von den Abflüssen betroffen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum 2015 gab es noch Nettozuflüsse in Höhe von 51,8 Milliarden Dollar. Die Nachfrage für ein Exposure in europäische Aktien ist auch aufgrund steigender Bedenken über die Widerstandsfähigkeit von Italiens stark verschuldetem Bankensystem gesunken.

Im asiatisch-pazifischen Markt ist der Rückgang sogar noch drastischer: Nur 1,2 Milliarden Dollar an neuen Mitteln wurde in ETFs investiert, die sich auf Aktien aus dieser Region konzentrieren. Ein Minus von ganzen 96 Prozent im Vergleich zu den 33,4 Milliarden Dollar, die noch im Vorjahreszeitraum dort angelegt wurden. Die einzigen Gewinner sind ETFs, die auf die Schwellenländer und Nordamerika setzen. Passive Fonds, die auf Anleihen setzen, konnten ebenfalls etwas zulegen.

Zahlreiche ETFs überleben nicht
Der ETF-Markt steht vor einem gewaltigen Wandel. Um den drei Billionen Dollar schweren Markt bedienen zu können, werden die Fondsanbieter kreativer: Es gibt mittlerweile zahlreiche Nischen-Produkte für Investoren, die auf Mikrothemen wie Drohnen, Videospiele oder etwa Fettleibigkeit setzten. Die neuen ETFs haben – bis auf den Namen – überhaupt nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken der Indexfonds zu tun. Die FAZ nennt sie in einem Beitrag unter dem Titel „Mogelpackung“ sogar Pseudo-ETFs. So wundert es auch nicht, dass mehr als 500 ETFs seit der Gründung der Branche bereits wieder Geschichte sind.

Doch auch die klassischen ETFs verlieren ihren Reiz: Mit gemanagten Fonds lassen sich – selbst bei geringerem Risiko – deutlich höhere Erträge erzielen als bei ETFs, und es gibt genügend Fonds, die den Index sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig schlagen.

Ein Überblick
So bildet der iShares Core DAX (ISIN: DE0005933931) den deutschen Aktienindex Dax nach. In den vergangenen fünf Jahren konnte der ETF eine Wertsteigerung von 79,28 Prozent vorweisen.

Der ACATIS Champions Select (ISIN: LU0158903558) investiert vorwiegend in Aktien, deren Aussteller ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben. Bevorzugt werden dabei Aktien, die nicht als Standardwerte gelten. Darüber hinaus darf der Fonds bis zu 10% des Fondsvermögens in Aktien ausländischer Aussteller investieren – und erzielte eine stolze Fünf-Jahres-Wertsteigerung von 109,01 Prozent.

Der Concentra (ISIN: DE0008475005) hat seinen Wert innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 93,31 Prozent gesteigert. Anlageschwerpunkt des Fonds sind Aktien großer deutscher Unternehmen (Dax-Werte) ohne Branchenbeschränkung. Der Concentra zeichnet sich durch besondere Beständigkeit aus: Den Fonds gibt es bereits seit unglaublichen 60 Jahren, das Auflegungsdatum ist der 26. März 1956.

Eine Top-Performance hat der MainFirst Germany Fund (ISIN: LU0390221256) hingelegt, der eine Fünf-Jahres-Wertsteigerung von stolzen 158,06 Prozent vorweisen kann. Der Fonds investiert in deutsche Aktien unterbewerteter Unternehmen mit gutem mittelfristigem Gewinnwachstum und starkem Management. Dabei entstammen die Aktien jeder Marktkapitalisierung, wobei Nebenwerte (Small & Mid Caps) im Fokus stehen. Je nach Marktlage werden Standardwerte beigemischt.

Auch der DWS Deutschland (ISIN: DE0008490962) konnte seinen Wert in fünf Jahren um beachtliche 115,52 Prozent steigern. Der Fonds investiert in substanzstarke deutsche Standardwerte (Bluechips) aus dem Dax-Index unter flexibler Beimischung ausgewählter Small Caps und Mid Caps.