Ist die große Euphorie im FinTech-Bereich vorbei? Nachdem einige Aktien nach schnellen Börsengängen fielen, schien der Rausch beendet zu sein. Doch der Wandel in der Finanzwelt dauert an. Sicherlich, Finanzdienstleistungen sind stark reguliert, wodurch die Entwicklung oftmals verzögert werden kann. Die Innovationsvielfalt und auch der Innovationsbedarf sind aber enorm. Banken und Finanzdienstleister sind gut beraten, Kooperationen mit FinTechs einzugehen und zu intensivieren. Blockchain als eine der größten Innovationen der letzten Jahre ist ein anhaltender Trend – nicht zuletzt deshalb, weil damit die ganze Finanzwelt revolutioniert werden kann: Durch Dezentralisierung und Codierung können Betrugsversuche reduziert und Vertragsabschlüsse beschleunigt werden. Viele Unternehmen evaluieren, inwieweit eine Implementierung dieser Technologie machbar und sinnvoll ist, sodass weiterhin große Fortschritte erwartet werden können. Es gibt aber darüber hinaus noch weitere FinTech-Trends für 2019. Eine Expertin benennt fünf im IT Finanzmagazin.


 


Fünf Trends im Bereich FinTech


Für Jane Greene, FinTech-Marktberaterin für Enterprise Ireland in Deutschland, sind folgende Trends für das kommende Jahr 2019 am relevantesten:


1. Rationalisierung des Datenmanagements

Es gibt immer mehr Daten – auch im Finanzwesen. Es stellt sich die Frage: Wie mit umgehen? Banken hätten unterschiedliche in die Jahre gekommene Systeme und mehrfach vorliegende Daten an verschiedenen Stellen, was eine strategische Nutzung und Analyse schwierig und aufwändig mache. Hier müsse man sich neuen Herausforderungen stellen und innovative Lösungen einsetzen, um Prozesse künftig nachhaltiger und effizienter gestalten können.


2. Cloud Computing

Das Transferieren von Daten in die virtuelle Cloud wurde von Banken aus Sicherheitsgründen anfangs skeptisch betrachtet. Doch mittlerweile gibt es in diesem Bereich viele Innovationen. Laut Jane Green können Unternehmen das Nachsehen in Sachen Wettbewerbsstärke und Geschäftserfolg haben, wenn sie sich zu spät für die Cloud entscheiden. Digitale und junge Banken hätten oft frühzeitig auf Cloud Computing gesetzt und dadurch einen Vorsprung gegenüber etablierten Finanzhäusern erzielt. Diese könnten nachziehen.


3. Betrugserkennung und -abwehr

Durch Betrug entstehen den Unternehmen zum Teil große Schäden. Immer intelligenter gehen Betrüger dabei vor und nutzen technische Innovationen. Laut dem IT Finanzmagazin gehen Schätzungen davon aus, dass weltweit jährlich Schäden von rund 2,1 Billionen US-Dollar auf Betrug zurückgehen. Das entspräche dem Bruttoinlandsprodukt von Saudi-Arabien, Pakistan, der Schweiz und Irland zusammen. Allein die Bekämpfung von Geldwäsche würde weltweit rund 83,5 Milliarden US-Dollar kosten. Durch FinTech-Lösungen wie beispielsweise eine Echtzeit-Kundenprüfung in weltweiten Handelsregistern könnten sich Banken und Finanzdienstleister gegen diese Gefahr wappnen und zugleich die anfallenden Kosten senken.


4. Mobiler Bank-Service

Filialbanken werden immer unwirtschaftlicher. Ein Mehrwert für Kunden sind daher durchdachte mobile Apps, da Kunden Bank-Apps häufiger als Filialen besuchen. Mit biometrischen Authentifizierungsansätze können laut Jane Greene weitere Wettbewerbsvorteile entstehen. Generell würden Technologien wie diese dazu beitragen, den digitalen Wandel in der Finanzindustrie voranzutreiben, Ängste abzubauen, Kunden besser zu unterstützen und Prozesse effizienter zu gestalten.


5. Vereinfachung der Zahlungsabwicklung

Die Zahlungsabwicklung und deren Vereinfachung sind hochaktuelle Themen und Innovationsbereiche für das Jahr 2019. Jane Green nennt beispielhaft die Direct Currency Conversion (DCC, dynamische Währungsumwandlung), mit der ausländische Kunden unter anderem eine Kreditkartenzahlung am Terminal in ihrer Landeswährung abwickeln können. Mit DCC-Dienstleistungen wüssten Kunden direkt, wie viel sie in ihrer Landeswährung ausgeben und würden die volle Transparenz über Wechselkurse besitzen.


 


FinTech-Unternehmen


Schon am Anfang des Jahres äußerten sich Finanzexperten bei Bloomberg zu den Trends in diesem Bereich. Auch sie waren der Meinung, dass Payments einfacher aber auch schneller würden. Der Schwerpunkt lag bei dieser Prognose aber eher auf den FinTech-Unternehmen selbst. Die Experten äußerten sich dahingehend, dass 2019 mit weiteren Börsengängen dieser Sparte zu rechnen sei, auch wenn es insgesamt weniger würden. Kandidaten dafür wären der Dienstleister Robinhood oder die kostenlose Kreditmanagement-Plattform Credit Karma. Der Markt würde sich konsolidieren – da US-Banken Milliarden überschüssiges Kapital hätten, wird von weiteren Fusionen und Übernahmen ausgegangen. Finanzunternehmen und große Technologiefirmen würden ihre Kooperationen weiter ausbauen.


Für Anleger ergibt sich vor diesem Hintergrund viel Chancenpotenzial. Seit über einem Jahr gibt es mit dem Robeco Global FinTech Equities einen Fonds, der auf die Revolution in der Finanztechnologie setzt. In anderen Fonds sind erfolgreiche FinTechs die Schwergewichte im Portfolio. In Deutschland hat beispielsweise das Unternehmen Wirecard mit dem Börsengang im vergangenen Jahr viel Aufmerksamkeit erzeugt. Folgend drei Beispiele:


 


Robeco Global FinTech Equities (ISIN:LU1700711077)


„Erster FinTech-Fonds“: Dieser Branchenfonds wurde erst im November 2017 aufgelegt und investiert in Aktien von Unternehmen weltweit, die von der zunehmenden Digitalisierung auf dem Finanzsektor profitieren. Die Auswahl dieser Aktien basiert auf der Fundamentaldatenanalyse. Die Treiber im Portfolio sind Wirecard, Alliance Data System und Cognizant Technology.



Comgest Growth Europe Opportunities (ISIN: IE00B4ZJ4188)


Seit August 2009 agiert dieser Fond, welcher ein Volumen von rund 798 Millionen Euro hält. Bei der Portfoliokonstruktion wird ein reiner Bottom-Up-Ansatz zur Aktienauswahl angewendet. Das Ziel des Fonds wird über Anlagen in Aktien oder Dividendenpapiere erreicht, darunter Vorzugsaktien, Wandelschuldverschreibungen und in Dividendenpapiere wandelbare Schuldverschreibungen. Wirecard ist ein Treiber im Portfolio.


 



 


Jupiter European Growth L (ISIN: LU0260085492)


Der Fonds aus dem Jahr 2001 investiert mindestens zwei Drittel seines Vermögens (rund 2,82 Milliarden Euro) in Aktien und aktienähnliche Wertpapiere europäischer Unternehmen, die aus Sicht des Fondsmanagements unterbewertet sind oder gute Wachstumsaussichten aufweisen. Das Management verwendet bei der Titelauswahl überwiegend den Bottom-Up-Ansatz, wobei es dabei nicht zwingend an die Vorgaben der Benchmark gebunden ist. Auch hier spielt Wirecard eine übergeordnete Rolle im Portfolio.