USA und EU Banken sollen neue Russland-Anleihe nicht kaufen
Schlechte Nachrichten für Russlands Finanzmarkt: Brüssel rät europäischen Banken und Fonds davon ab, eine neue russische Staatsanleihen zu kaufen. Die EU und die USA befürchten, der Kreml könnte auf diese Weise die Sanktionen umgehen.
Brüssel hat die europäischen Banken nun dazu aufgefordert, von dem Kauf der neuen Anleihe abzusehen. Diese Aufforderung lässt bei den Finanzmarktakteuren neue Zweifel an der Überlebensfähigkeit der neuen Russland-Bonds aufkommen, berichtet die Financial Times. Sollten die Banken diesem Aufruf aus Brüssel folgen, könnte der Westen Russland damit den Zugang zum internationalen Finanzmarkt weiter versperren – ein gewaltiger finanzieller und politischer Schlag gegen Russland.
Die Sanktionen auf Geldgeschäfte mit Russland richten sich in erster Linie gegen Unternehmen, nicht jedoch gegen den Staat. Das macht die Aufforderung der EU an die im gemeinsamen Währungsraum ansässigen Banken nicht bindend. Russland könnte also mit der Emission der Anleihe auch Erfolg haben, wenn sich die Banken der Aufforderung Brüssels widersetzen. Europas Banken halten sich bislang zurück. Die Deutsche Bank, HSBC, Credit Suisse, BNP Paribas und Barclays haben sich noch nicht zur Aufforderung aus Brüssel geäußert.
Die EU-Behörden warnen ihre Kreditinstitute jedoch vor den Risiken: Die neue Anleihe könne den Zweck erfüllen, die Sanktionen zu umgehen und der staatlichen russischen Entwicklungsbank VEB neue Finanzmittel zukommen zu lassen. Die VEB muss Verbindlichkeiten in Höhe von einer Billion Rubel erfüllen – davon sind allein in diesem Jahr 200 Milliarden Rubel für europäische Anleihen fällig.
Wann kommt Russland in Schwierigkeiten?
Russland befindet sich bereits in einer tiefen Rezession, die durch mehrere Faktoren ausgelöst wurde. Einerseits schaden die Sanktionen des Westens den russischen Exportunternehmen. Der niedrige Ölpreis gilt aber als Hauptgrund für den Abschwung in Russland – einem der größten Öl-Exporteure der Welt. Der Rückgang der Exporte lässt auch wichtige Investitionen ausfallen. Die Löhne sinken, der Binnenkonsum ist rückläufig. Der Rubel hat im vergangenen Jahr extrem abgewertet. Damit kann der Kreml zwar die die niedrigen Ölpreise ausgleichen. Nachhaltig ist diese Entwicklung jedoch nicht.
Im Gegenteil: Russland führt derzeit zwei Kriege in der Ostukraine und in Syrien. Beides belastet die Staatsausgaben. Präsident Wladimir Putin gab am Montag zwar bekannt, einen Großteil der russischen Truppen aus den Kampfgebieten in Syrien abziehen zu wollen. In wie weit er dieser Ankündigung jedoch Folge leisten wird, bleibt abzuwarten.
Schon jetzt gelten Investitionen in Russland als spekulative Anlagen. Die US-Ratingagentur Moody’s prüft derzeit sogar eine weitere Abstufung, was das Land weiter schwächen und die neue Staatsanleihe zu einem hochspekulativen Investment machen würde. All diese Faktoren werfen die Frage auf, wie lange Russland in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld noch bestehen kann.
Der Rückzug der Soldaten aus Syrien ist ein sowohl finanzieller als auch geopolitischer Schachzug des Kreml und stärkt den Standpunkt der Verhandlungen mit den USA über das weitere Vorgehen im Nahen Osten. In der Ostukraine zeigt sich Russland jedoch weiterhin stur. Daher werden die Sanktionen des Westens wohl mittelfristig nicht abgeschwächt oder aufgehoben. Für Russlands Wirtschaft, für den Finanzmarkt und die Unternehmen, werden die schwierigen Zeiten wohl noch eine Weile anhalten.
Investmentfonds, die in Aktien russischer Unternehmen investieren, befinden sich in Wartestellung. Große Wertsteigerungen sind in so einem Umfeld nur schwer möglich (siehe Chartbild). Vor der Annexion der Krim sah das noch ganz anders aus. Russland galt als einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsräume der Welt. Mit einem Anstieg des Ölpreises könnte sich auch der Rubel schnell wieder erholen. Mit einer Aufhebung der Sanktionen könnten auch die Staatsanleihen wieder Investmentgrade-Status bekommen.
Wann das Land allerdings wieder zu diesem Potenzial zurückfindet, liegt allein im Ermessen der politischen Führung.