Der (Post-)Corona-Bauboom macht den Rohstoff Holz knapp und teuer. Während sich private Heimwerker über ein maues Angebot und steigende Preise in den Baumärkten ärgern, steht etwa die deutsche Holzindustrie vor handfesten Problemen und ruft die Branche zu geschlossenem Vorgehen und Apellen an die Politik auf. Verschiedene Branchenverbände sehen das Exportgeschäft und die Inlandsversorgung gefährdet. Dabei reichen die betroffenen Sparten von der Möbel- über die Bau- bis hin zur Paletten- und Verpackungsindustrie – ohne Holz läuft nichts mehr.
Zwar kann sich die Branche über steigende Umsätze freuen, doch die hohe Holznachfrage unter anderem aus den USA verknappt auch das Angebot auf dem heimischen Markt. Wie der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) ermittelt hat, stieg der Umsatz der deutschen Holzindustrie im März 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 9,1 Prozent. Damit sei die Kehrtwende gelungen, denn noch im Januar seien im Vergleich zum Vorjahresmonat Einbußen um 7,9 Prozent zu verzeichnen gewesen, im Februar dann um 0,5 Prozent. „Die aktuelle Situation ist wirklich außergewöhnlich. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen sind gut gefüllt, aber die Materialbeschaffung gestaltet sich schwierig. Es gibt weniger Planungssicherheit für die Unternehmen“, umreisst Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), die Problematik. „Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate trüben sich zunehmend ein.“ Denn: Wo kein Holz mehr verfügbar ist, lassen sich auch keine Aufträge mehr generieren.
Hohe Nachfrage treibt Umsätze – aber: Der Holzmarkt ist so gut wie leergefegt
Im ersten Quartal 2021 habe die deutsche Holzindustrie ein Umsatzplus von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erwirtschaftet, so der HDH weiter. „Die deutlichen Umsatzsteigerungen der Teilbranchen Sägeindustrie (+27,1 %) und Holzwerkstoffindustrie (+7,9 %) sind überwiegend auf eine deutliche Ausweitung der Produktion (+17,8 % bzw. +6,5 %) und nur teilweise auf Preiseffekte zurückzuführen. Die Exportmengen von Nadelschnittholz wuchsen nicht im gleichen Maß wie der Produktionsindex. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass mehr Schnittholz im aktuell angespannten Inlandsmarkt verblieb. Der Umsatz im baunahen Bereich der Holzindustrie (+0,2 %) blieb in etwa auf dem Vorjahresniveau. Die Möbelindustrie (-7,7 %) und die Holzverpackungsindustrie (-4 %) mussten dagegen deutliche Umsatzeinbußen verkraften“, schreibt der Verband. „Sollten die Preissteigerungen und Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten anhalten, kann das die Liquidität einiger Branchenunternehmen belasten“, betont Schwörer. „Besonders die Kosten für Stahl, Konstruktionsvollholz, Plattenwerkstoffe und Kunststoffe gehen kontinuierlich nach oben. Sie stellen gerade in Corona-Zeiten eine unvorhergesehene Zusatzbelastung für die Betriebe dar und erschweren Preisvereinbarungen und Lieferzusagen.“ Lieferschwierigkeiten gebe es vor allem bei den Verarbeitern von Schnittholzprodukten und Plattenwerkstoffen wie etwa der Möbel- und Packmittelindustrie.
Sägewerke arbeiten auf Hochtouren, Großaufträge aus USA und China
Doch wer kauft den deutschen Holzmarkt leer? Viel geht in den Export. Medienberichten zufolge kommen viele Aufträge aus den USA, die seit den verheerenden Waldbränden in Kalifornien mehr Holz einführen müssen. Auch China und Indien sind an Holz aus Deutschland interessiert. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie läuft die hiesige Produktion demzufolge auf Rekordniveau. „Entgegen weitreichender Befürchtungen ist die Exportquote in den ersten drei Monaten des Jahres weiter gesunken. Während die Ausfuhren in die USA deutlich gestiegen sind, sind die Exportmengen nach China erheblich reduziert. Der überwiegende Teil von 60 Prozent der gesamten deutschen Ausfuhren verbleibt weiterhin in den Nachbarländern innerhalb der Europäischen Union“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbands.
Wichtige Unternehmen und Investitionsmöglichkeiten für Anleger
Wie die Wirtschaftswoche in einer Infografik illustriert, ist der Holzpreis stärker als jeder andere Agrarrohstoff angestiegen: Während der Preis für Bauholz je 1.000 Board Feet (entspricht 2,36 Kubikmeter) im April 2020 noch bei 252 US-Dollar lag, musste man dafür im Mai 2021 inzwischen 1.670 US-Dollar bezahlen – ein Anstieg von 563 Prozent.
Solche Rallyes locken auch Anleger an. Holz- bzw. Waldinvestments sind zum Beispiel in vermögenden Familien oder Stiftungen traditionell beliebt, mit ETFs oder speziellen Branchenfonds können aber auch Privatanleger vom Potenzial des begehrten Materials profitieren. Thematisch eng gefasste Konzepte sind allerdings rar.
Anleger, die Indexfonds bevorzugen, könnten auf den iShares Global Timber & Forestry UCITS ETF (ISIN: IE00B27YCF74) setzen. Der zugrundeliegende, USA-lastige Index bildet die Wertentwicklung wichtiger holzverarbeitender Unternehmen ab. Aktiv gemanagt ist hingegen der Themenfonds Pictet Timber (ISIN: LU0372507243). Auch in diesem, im Jahr 2008 aufgelegten Fonds, dominieren US-Unternehmen, aber zum Beispiel auch aussichtsreiche Unternehmen der kanadischen oder finnischen Forst- und Holzwirtschaft sind enthalten. Im Portfolio finden sich somit alle großen Player, die in dieser Branche wichtig sind. Die größte Position entfällt auf Rayonier. Das Unternehmen verdient sein Geld mit Waldflächen in den USA und Neuseeland. Auch der US-Konzern Weyerhaeuser, der riesige Waldflächen in den USA und Kanada besitzt und bewirtschaftet, ist prominent vertreten. Und beispielsweise auch an den Holzprodukten von West Fraser Timber aus Kanada können Anleger mitverdienen.
Wer sich für ein Holzinvestment entscheidet, sollte allerdings – wie bei allen Rohstoffinvestments – gewisse Schwankungen miteinkalkulieren. Rohstoffpreise sind volatil, dies kann sich auch in der Fondsperformance bzw. der Schwankungsbreite niederschlagen. In einem nach Assetklassen diversifizierten Portfolio können Rohstoffe allerdings eine interessante Ergänzung darstellen.
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