Sie haben den Global Beer Fund im Jahr 2014 aufgelegt. Der Fonds beschäftigt sich im Vergleich zu vielen abstrakten Strategien mit einem Produkt, mit dem Anleger etwas Konkretes anfangen können. War das damals Ihre Motivation und wie ist die Idee gereift?
Unsere Motivation hatte zwei Aspekte. Einerseits wollten wir eine Veranlagungsform schaffen, die „fassbar“ ist und positive Emotionen weckt. Unsere Anleger sollen wissen, worin sie investieren. Das ist bei Bier gegeben. Natürlich sollte unser Produkt andererseits auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Die Bierindustrie hat in ihrer jahrhundertelangen Historie bewiesen, dass sie profitabel ist. Das Marktumfeld ist spannend, da Bier sowohl in den meisten Gegenden als traditionelles Getränk nicht mehr wegzudenken ist, zugleich gibt es ein Wachstum in den Emerging Markets. Die Gewinnmargen sind global gesehen nachhaltig.

Wir wollten in Zeiten der Niedrigzinsen Anlegern eine gute Ergänzung bieten zu allen Investitionsformen, die es bereits gibt. So ist der Global Beer Fund (ISIN: LI0242667256) entstanden.

Sie investieren in die weltweite Wertschöpfungskette von Bier, sowohl in bekannte große Konzerne, aber auch in eher unbekannte Brauereien. Wie findet die Titelauswahl statt?
Unsere Titelauswahl ist so einfach und transparent – wie das Reinheitsgebot beim Bier. Wir gewichten nach Profitabilität, Liquidität, Handelbarkeit, Wachstumspotenzial und Take-over-Aspekten. Gerade bei Zusammenschlüssen winken satte Kursgewinne, wie gerade kürzlich geschehen, als der weltgrößte Brauer Anheuser-Busch InBev den direkten Konkurrenten SABMiller geschluckt hat.

Wie setzt sich der Fonds zusammen? Wie viele Einzeltitel haben Sie im Portfolio?
Aktuell sind wir in mehr als 1300 Einzeltitel investiert und decken alle Bereiche ab, die in der Wertschöpfungskette der Bierindustrie vorkommen. Gewisse Segmente sind aus Gründen der Kosten und Handelbarkeit durch Index-Fonds abgedeckt.

Sie investieren sogar in britische Pubs.
Die Pub-Betreiber in Großbritannien haben durchaus eine hohe Marktmacht und erzielen viel Absatz. Wir sind beispielsweise in die Pub-Betreiber „Greene King“, „Fuller, Smith und Turner“ und Wetherspoon investiert, die zu den größten Retailern auf der Insel zählen.

Ein großer Trend ist Craft-Beer – also, Kleinst-Brauereien, die ihr eigenes Bier herstellen. Wie hoch schätzen Sie in diesem Segment das Potenzial ein?
Die Craft-Beer-Brauereien sind für mich keine Konkurrenz zu den großen Unternehmen, sondern eine perfekte Ausweitung des Themengebiets. Die Hersteller von Craft Beer überraschen laufend mit Innovationen und sind sehr erfinderisch, nicht nur mit dem Craft Beer alleine. Sie generieren ständig völlig neue Getränke. In den USA boomt gerade ein mit Alkohol angereichertes Mineralwasser mit Bier-Geschmack. Dies entstand aus dem Versuch heraus, den Bier-Markt breiter zu machen.

Mit derartigen Innovationen erzielen die Bierproduzenten noch mehr Marktanteile als bisher. Dies ist eine sehr willkommene Verbreiterung. Es ist aus durchaus üblich, dass ein Craft-Beer-Produzent von einer großen Brauerei übernommen wird. Das ist auch ein Teil unserer Strategie: Die nächsten Ziele der Übernahmen schnell zu identifizieren, zu investieren und anschließend beim Take-over die Gewinne mitzunehmen. Die Craft-Beer-Erzeuger arbeiten oft lokal und treten als regionale Anbieter in Erscheinung. Mit einer Übernahme wird dieses Segment in einem Konzern eingegliedert und alle können davon profitieren.

Die Verbreiterung des Biermarkts ist auch global gesehen sehr spannend, da die Geschmacksrichtungen variieren. In Asien beispielsweise, wird oft ganz anderes Bier getrunken als hierzulande, etwa Cherry-Beer. So erzielt man natürlich mehr Marge, als wenn nur aufs klassische Pils gesetzt wird.

Ein weiterer Trend ist etwa auch das Nitro-Beer, das sich durch seinen besonders frischen Geschmack auszeichnet. Hier wird beim Öffnen der Dose eine Stickstoffpatrone freigesetzt, die das Getränk so aufschäumt, als wäre es frisch gezapft. Trotz jahrhundertelanger Tradition gibt es zahlreiche Möglichkeiten, im Bier-Geschäft innovativ zu sein.

Spielen regionale Besonderheiten – etwa der Bierkonsum in einem Land – eine hervorgehobene Rolle? Gibt es saisonale Schwankungen?
Da überall auf der Welt gerne Bier getrunken wird, werden saisonale Schwankungen sehr gut ausgeglichen. Großveranstaltungen, wie eine Fußball-Weltmeisterschaft, fallen dennoch ins Gewicht, da sie mit einem steigenden Bierkonsum verbunden sind. Regionale Unterschiede sehe ich eher im Geschmack. Im Fonds selbst haben wir auch dies durch die globale Abdeckung gut umgesetzt. Und natürlich hat eine thailändische Brauerei eine höhere Wachstumsperspektive als die traditionellen Brauereien. Diese haben dafür stetige globale und große Absatzmärkte. Insgesamt sind wir daher mit der globalen Abdeckung gut aufgestellt.

Sogar die EZB investiert in Bier: Eine der erste Corporate Bonds, die Draghi gekauft hat, war Anheuser-Busch. Wo sehen Sie Chancen und Risiken?

Dass sich auch Herr Draghi zum Bier bekennt, fanden auch wir eine lustige Begebenheit. Wir leiten daraus ab, dass auch die EZB die Bierindustrie für eine nachhaltige und stabile Industrie hält, die zuverlässig Rendite bringt.

Beim Bier ist zudem eine gewisse Krisenresistenz zu beobachten. Bei starken Markteinbrüchen ist zunächst auch ein Fallen der Bierportfolios zu beobachten. Doch Bier erholt sich nach Krisen relativ schnell. Nach dem Crash von 2008 hat es nur eineinhalb Jahre gedauert, bis die Bier-Werte wieder Vorkrisenniveau hatten. Es gibt keine langfristigen Drawdowns. Die Investoren merken ziemlich schnell, dass weiterhin Bier konsumiert wird und die Brauereien werden wieder bewertet wie vor dem Markteinbruch. Eine Erholung bei anderen Assetklassen wie Automobilen oder Banken dauert viel länger.

Für welchen Typ Anleger haben Sie den Fonds aufgelegt?
Im Sinn hatten wir einen Endkunden, der Teile seines Geldes für einige Jahre nicht verfügbar braucht oder monatlich etwas ansparen möchte. Die meisten Menschen haben einen Bezug zu Bier. Entweder, es schmeckt ihnen selber oder sie wissen, dass zahlreiche andere Menschen gerne Bier trinken. Sie investieren in ein bestens bekanntes und weit verbreitetes Alltagsprodukt.

Natürlich hat auch Bier ein gewisses Schwankungsrisiko, wie es das überall in der Wirtschaft gibt. Im Vergleich zu aggressiveren Fonds mit höherem Renditepotenzial hat Bier allerdings eine jahrhundertelange Erfolgsgeschichte vorzuweisen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung Ihres Fonds?
Ich bin absolut zufrieden. Der Global Beer Fund hat seit seiner Auflage 14 Prozent erwirtschaftet. Unser Ziel ist es, die Inflation auszugleichen und etwas darüber zu liegen. Mit fünf Prozent p.a. ist uns das gut gelungen. Bier hat auch einen „eingebauten“ Inflationsausgleich, denn der Bierpreis steigt mit der Inflation mit. Unsere Dividendenrendite ist durchaus herzeigbar. Gleichzeitig steigen weltweit die Einkommen, die gravierende Armut geht zurück. Daher steigt auch in den Schwellenländern der Konsum von Bier, Cola oder Fast Food. Wir blicken daher entspannt in die Zukunft.

Herr Zenker, eine letzte Frage an den Fachmann: Wo gibt es das beste Bier?
Ein Lieblingsbier kann ich Ihnen gar nicht nennen. Meiner Erfahrung nach schmeckt das Bier dort am besten, wo es erzeugt wird. Es ist sehr spannend, in den unterschiedlichsten Ländern das Bier zu probieren, da das lokale Getränk immer am besten zum Ambiente passt. Das mache ich auch privat sehr gerne, weil es einen recht guten Überblick über die Geschmäcker weltweit gibt.

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