Im Dezember 2015 wurde der TAMAC Qilin – China Champions Aktienfonds (ISIN: LU1242506332) gelauncht. Der Zeitpunkt kam zu äußerst turbulenten Zeiten, denn die chinesische Regierung versuchte, den Kapitalmarkt teilweise zu regulieren – sehr zum Missfallen der westlichen Beobachter. Stefan Albrecht, Managing Director bei Qilin Capital, entschied dennoch, genau in diesem Moment anzufangen, und bezeichnet die China-Krise als Geburtsstunde des Erfolgs.  


Ihr Fonds TAMAC Qilin – China Champions legt eine außerordentliche Performance hin. Doch gerade der chinesische Markt gilt als schwer zugänglich. Warum ist Ihnen der Fondsstart so leichtgefallen?


Stefan Albrecht: Unser Aktienfonds hat sich in der Tat hervorragend entwickelt. Wir haben nicht nur eine 33% absolute Wertsteigerung sowie eine fast 30% Outperformance des Index geschafft, wir haben uns auch relativ zu anderen China Fonds einzigartig entwickelt. Die Morningstar Rating Agentur hat die Performance unseres Qilin China Fonds als die Nummer 1 aller weltweiten 312 China Fonds gerated.


Einer der Hauptgründe liegt in unserer Philosophie, die auf der einen Seite sehr strukturiert und datengetrieben aber gleichzeitig enorm davon abhängt, dass wir unabhängig und vor Ort mit den Unternehmen sprechen können und auch den Kontakt halten. Deswegen haben wir uns von Anfang an dazu entschieden, ein rechtlich selbständiges Research Unternehmen in Shanghai, dem Sitz der führenden chinesischen Börse, zu etablieren.


Mit meinem Kollegen Professor Beyer von Morgenstern haben wir direkt vor Ort das chinesische Team aufgebaut. Professor Morgenstern und ich leiteten Asien und China Technologie-Bereiche für McKinsey und können so insgesamt 25 Jahre Vor-Ort China Erfahrung miteinfließen lassen. Darüber hinaus konnten wir den chinesischen Chef des McKinsey-Research-Teams für China gewinnen.


Neben dieser Expertise haben wir in Partnerschaft mit der Tsinghua-Universität die Methode „DETECC Detecting Emerging Chinese Champions“ entwickelt, um führende chinesische Unternehmen zu identifizieren, Professor Morgenstern lehrt übrigens seit Jahren an der chinesischen Elite-Uni. Seinen Ursprung hat dieses Projekt noch in der Zeit bei McKinsey. Die zentrale Frage, mit der wir uns seitdem beschäftigen: Welche Faktoren müssen chinesische Unternehmen mitbringen, um langfristig erfolgreich zu sein, und, wie finde ich diese Unternehmen? Kurz gesagt: Wir haben ein hervorragendes Verständnis dafür, wie der chinesische Markt funktioniert.


 


Sie suchen die künftigen chinesischen Champions und Global Player. Wie findet die Titelauswahl statt?



Unser Screening-Prozess nutzt die wahrscheinlich umfangreichste vorhandene Datenbasis zu über 1900 chinesischen Unternehmen und analysiert diese mit maßgeschneiderten Methoden. Wir hören allerdings nicht beim Analysieren von Zahlen und dem reinen Desk-Research auf. Wir verfolgen das Prinzip, dass wir jedes Unternehmen, in das wir investieren, auch vor Ort treffen und uns das Management, die Produkte und die Fertigung genau ansehen. Darüber hinaus müssen auch die Eigentümer-Verhältnisse geklärt werden, das war in der Vergangenheit in China nicht immer ganz einfach. Wir müssen zudem eine gemeinsame Vision mit den Eigentümern der Unternehmen haben. Die Unternehmenskennzahlen werden natürlich von führenden Wirtschaftsprüfern gecheckt und bestätigt. Diese Datenqualität sicherzustellen ist ein ressourcenintensiver Prozess.


Wenn ein geeigneter Kandidat fürs Portfolio gefunden wurde, wird das Unternehmen dem Investment-K


omitee vorgestellt. Das besteht aus insgesamt fünf Personen, darunter Professor Morgenstern und mir. Die drei anderen sind Dr. Thomé (Ex Goldman Sachs),  Christine Blaurock-Thomé auf der Risk-Management-Seite und Rowan Francis als der operative Portfolio Manager. Da wir gemeinsam eher durch eine globale Kapitalmarktbrille schauen, muss die Entscheidung einstimmig erfolgen. Sobald dies passiert ist, geht es nur noch um den richtigen Zeitpunkt des Kaufs.


 


Sie sind ja in einem äußerst spannenden Moment mit Ihrem Fonds in China gestartet. Wie haben Sie die Börsen-Turbulenzen wahrgenommen und wie konnten Sie dann doch recht schnell den relevanten Index outperformen?


Der Fonds wurde im Dezember 2015 gelauncht, wir hatten gerade alle Genehmigungen erhalten und wollten anfangen. Doch der Zeitpunkt war natürlich mehr als schwierig, weil die chinesische Regierung versuchte, einige Regularien auf dem Kapitalmarkt einzuführen, die von westlichen Beobachtern nicht positiv bewertet wurden. Aus dem Westen kam der Vorwurf, die Regierung würde eingreifen. Das führte zu einer Negativ-Spirale in der die westliche Presse sich auf Negativ-China-Meldungen wie zum Beispiel ein prognostiziertes „Hard Landing“ des volkswirtschaftlichen Wachstums fokussierte. Dementsprechend bewegte sich der Kapitalmarkt deutlich nach unten.


Wir entschieden kurzfristig mit dem gesamten Investment Komitee nach China zu fliegen, um die Situation vor-Ort zu analysieren. Es war uns schnell klar, dass eine gewisse globale Panik zwar kurzfristig zu deutlichen Kurskorrekturen nach unten führen würde, das aber mittelfristig die fundamentale China Wachstumsstory in Takt war.


Unser einzigartiger Set-up als Luxemburger UCITS SIVAV Fonds, der fundamental auf dem Shanghai und Shenzhen Stock Connect aufgebaut ist, ermöglichte uns „Daily Liquidity“ und damit praktisch das Aussteigen aus unseren Positionen über Nacht. Nur der Stock Connect ermöglicht ausländischen Investoren „Daily Liquidity“ im chinesischen A-Share Markt. Die meisten China Fonds nutzen deutlich inflexiblere sogenannte RQFI (Renminbi Qualified Foreign Investor) Modelle, die weder eine freie Auswahl noch eine freie zeitliche Entscheidung über Kauf und Verkauf zulassen.


Die Krise war also sozusagen die Geburtsstunde unserer Outperformance gegenüber des Index sowie gegenüber einer Vielzahl von anderen China Fonds.


 


Aus dem Westen hat man wahrscheinlich ein noch veraltetes Bild von China, aber wie sehr bestimmt die Politik die Wirtschaft tatsächlich?


Gerade an dem Beispiel der beschriebenen Börsenunruhen hat die Regierung schmerzlich erfahren, dass es meist keine gute Idee ist, in den Markt direkt einzugreifen. Statt der geplanten Beruhigung gab es Turbulenzen, statt des geplanten Schutzes der Privatanleger haben gerade diese verloren. Erfahrungen wie diese, kombiniert mit Chinas Anspruch auch weltweit eine Rolle in Regulationsfragen oder Währungsbaskets zu spielen, sorgen für eine kontinuierliche positive Entwicklung in Richtung Marktöffnung und Marktfreiheit. Der Index-Anbieter MSCI hat zum Beispiel vor Kurzem erstmals chinesische Aktien signifikant mitaufgenommen. Alles spricht dafür, dass in Zukunft noch weniger in den Markt eingegriffen wird.


 


Mit diesem Meilenstein des Indexanbieters werden sich ja künftig viele Anleger auf China stürzen. Wo liegen hier Ihrer Meinung nach noch die Wachstumschancen?


Da gibt es noch jede Menge Spielraum. Der Anspruch und das unbedingte Ziel der chinesischen Regierung ist es, chinesische Unternehmen zu schaffen, die in ihrem Bereich Weltmarktführer werden sollen. Das gibt es quer durch alle Industrien.


Wir als Fonds möchten natürlich in den besonders schnell wachsenden Industrien vertreten sein. Als Zukunftsindustrien sehen wir Internet, Travel, Education, Pharma, Healthcare, also technologie- und serviceintensive Branchen, die von den Konsumenten der neu gewachsenen Mittelklasse getrieben werden. Auf der anderen Seite meiden wir Restrukturierungsindustrien wie zum Beispiel Stahl, Kohle, Öl und die traditionellen Banken. Diese Industrien leiden unter Überkapazitäten und schrumpfenden Industrie-Profit-Pools.


 


Es wird oft genug davon gesprochen, dass China die USA als größte Volkswirtschaft ablösen wird. Es ist wohl eher eine Frage der Zeit, nicht „ob“ es überhaupt stattfinden wird. Andererseits findet sich China so gut wie gar nicht in den Portfolios der Asset Manager. Wie bewerten Sie das und wie schwer wäre es, ohne Expertise vor Ort in China zu agieren?


Es gibt fast niemanden, der bestreitet, dass China zur größten Wirtschaftsmacht gemessen am BIP aufsteigen wird. Das wird nicht mehr so lange dauern, die meisten renommierten Prognosen gehen vom Jahr 2030 aus. Heute stellt sich allerdings die Frage: in einem globalen Asset-Portfolio, was wäre die richtige Allokation für China? Vor allem in Deutschland ist China meist gar nicht zu finden. Das entspricht wiederum nicht den wirtschaftlichen Fakten, wie wir sie sehen und damit auch nicht einem global optimal diversifizierten Portfolio.


Die Marktkapitalisierung an den Börsen Shanghai und Shenzhen entspricht mehr als 10 Prozent der globalen Marktkapitalisierung, Chinas BIP macht rund 10 Prozent des globalen BIPs aus. Beim globalen Wachstum ist die Kennzahl sogar noch viel beeindruckender – 30 bis 40 Prozent kommen hier aus China. Ein diversifiziertes globales Portfolio sollte zu etwa 10 Prozent in China investiert sein. Alle deutschen Portfolios sind davon Welten entfernt. Zudem gibt es in Deutschland kaum Engagement und Erfahrungen in China, diese Fähigkeiten können nicht über Nacht aufgebaut werden. Für viele deutsche Investoren wäre es schwierig und langwierig ein qualifiziertes China-Team aufzubauen. Der Weg über einen qualifizierten China Fonds eine optimalere Portfolio Diversifikation zu erzielen ist erfolgsversprechender.


 


Gibt es einen Unterschied in der Geschäftsführung und dem Management in China, der einen gravierenden Unterschied zu typisch westlichen Gepflogenheiten darstellt?


Das wirklich faszinierende an diesem Markt ist, dass praktisch jedes Unternehmen die Vision hat Weltmarktführer zu werden und deshalb Minimum 25 Prozent pro Jahr wachsen will. In Deutschland sind jene Unternehmen, die den Umsatz halten, ja fast schon glücklich. Dieser Anspruch – „wie schnell werde ich global relevant und wie schnell wächst mein Unternehmen“ – treibt ein dynamischeres und wettbewerbsintensiveres Umfeld an. Wer sich in China im „Survival of the Fittest“ bewährt, hat dann auch wirklich große Chancen Weltmarktführer zu werden.


 


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