Auf den ersten Blick erscheint die Meldung des Branchenverbands der Fonds-Industrie (BVI) positiv: Die Fondsgesellschaften sammelten im Januar 2018 netto 18,9 Milliarden Euro neue Gelder ein. Den Großteil steuerten offene Publikumsfonds mit Zuflüssen von 11,4 Milliarden Euro bei. Sie erzielten damit das bisher zweithöchste Januar-Neugeschäft. Nur im Januar 2000 waren die Zuflüsse in offene Publikumsfonds mit 13 Milliarden Euro höher.
Einige Medien gehen mit dieser Meldung aber sehr kritisch um. „Deutsche Kleinsparer rennen in Aktienfonds wie zuletzt vor 18 Jahren auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase“, titelt das Magazin Finanzmarktwelt und bemerkt zynisch: „Erst wenn alle Institutionellen schon lange investiert sind, und erst wenn die Hausse schon jahrelang gelaufen ist, gibt sich der deutsche Michel einen Ruck, und investiert in Aktien.“
Die Kritik am Anlageverhalten der Deutschen ist in Teilen berechtigt. Nur etwa jeder zehnte Deutsche ist im Besitz von Aktien. Ein Großteil der deutschen Sparer setzt noch immer auf Festgeld- oder Tagesgeldkonten und das Interesse am Aktienmarkt wurde durch die Berichterstattung über immer neue Rekordstände in 2017 angefeuert.
Tech-Unternehmen im Wandel: Ein Rückblick auf die Dotcom-Blase 2000
Doch für einen Vergleich mit dem Platzen der Internetblase 2000 mehrere Faktoren mit einbezogen werden, als nur die lange Dauer des aktuellen Bullenmarktes. Außerdem sollten Medien Privatanleger nicht als „Michel“ denunzieren. Deutsche Sparer sind Selbstentscheider und jeder, der sich eigenständig ein privates Vermögen aufbauen konnte, hat schon mal einige Entscheidungen getroffen, die gar nicht so falsch waren, auch der Schritt an die Finanzmärkte wenn bislang noch nicht erfolgt ist.
Für eine bessere Einschätzung lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Ausgangslage. Derzeit schauen Investoren überwiegend auf die Inflationsdaten in den USA, die sich im Rahmen der Erwartungen bewegen. Die Kurse hängen an der Zinsentwicklung und Normalisierung der Zentralbanken als Ausweg aus dem Niedrigzins-Zeitalter. Ein weiterer Faktor für die Aktienmärkte ist das Potenzial für einen Handelskrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt. Die Rahmenbedingungen sind also ganz andere als noch zur Jahrtausendwende.
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Inflationsängste und Handelskriege - Für diese Aktien-Strategien steigt das Risiko
Der Vergleich mit der Dotcom-Bubble nach der Jahrtausendwende hinkt auch deswegen, weil sich die „Finanzmarktwelt“ in nunmehr 18 Jahren deutlich verändert hat. Damals investierten Anleger euphorisch in Internet-Unternehmen, die weder Geschäftsmodell oder Gewinne vorweisen konnten. Heute stehen Technologie-Unternehmen, auch wenn sie in den vergangenen Jahren bereits gut gelaufen sind und ihre Bewertungen in den USA hoch erscheinen, auf solideren Fundamenten (siehe Chart, oben). Facebook, Google und Amazon verdienen echtes Geld mit ihren Dienstleistungen.
Die neuen disruptiven Technologien sind nicht mehr das World Wide Web, sondern Künstliche Intelligenz, Big Data oder die Blockchain. Wer eine Finanzblase sucht, sollte sich vor allem bei den Krypto-Währungen einmal umschauen, wie wir bereits Weihnachten anmerkten:
An alle Bitcoin-Gewinner: Bitcoins spenden, bevor die Blase platzt!
Schlussendlich ist es nicht unbedingt eine schlechte Idee, erste Positionen am Aktienmarkt aufzubauen, egal zu welchem Kurs Anleger einsteigen. Nach dem Einstieg in das Berufsleben bietet sich zum Beispiel auch bei hohen Börsenständen der Abschluss eines Sparplans an. Das geht schon ab zehn Euro. Einzige Voraussetzung ist die Eröffnung eines Wertpapierdepots, wie z.B. bei ebase.
Info zu Aktienfonds-Sparplänen
Einzig wichtig für eine rationale Einschätzung der Anlageentscheidung sind die individuellen Rahmenbedingungen der Investoren wie Risikoneigung, Anlagehorizont und Diversifikation. Diese Fragen muss jeder Selbstentscheider eigens für sich beantworten, unabhängig von eifrig produzierten und Panik verbreitenden Medienberichten.
Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
Depoteröffnung – und jetzt? - Neue Investoren haben keinen Grund nervös zu werden!
Fazit: Dass immer mehr Sparer den Sprung auf das Börsen-Parkett wagen, ist eine gute Nachricht. Wann der nächste große Crash kommt, kann niemand voraussagen. Selbst wer geduldig jeden Tag darauf wartet, muss vorher trotzdem ein Depot eröffnen, um im Fall der Fälle antizyklisch einsteigen zu können. Bei der DAB und comdirect ist eine Depoteröffnung komplett kostenlos, für alle die mit dem Kauf von Aktienfonds bis nach dem nächsten großen Crash warten wollen.