Unter „disruptiven Technologien“ versteht man Innovationen, welche bisherige Verfahren oder Produkte unter Umständen völlig ersetzen. Genau eine solche „umwälzende“ (engl. eigentlich „störende“) Kraft schreiben die Experten von Morgan Stanley der Blockchain-Technologie zu.


Was genau ist nun unter Blockchain zu verstehen? Im Kern handelt es sich hierbei um eine Distributet-Ledger-Technologie (DLT), welche mittels kryptographischer Verfahren die Integrität der in ihr gespeicherten Daten sichert. „Trotz all des Hypes um diese Technologie ist die Blockchain letztendlich nur ein Konzept für eine neue Datenbankarchitektur, in der die Kontrolle über die Daten auf alle Nutzer verteilt wird“, konkretisieren die Autoren des Morgan Stanley Growth Teams. Die Kryptographie und sogenannte Tokens (also Kryptowährungen wie etwa der Bitcoin) ermöglichen erst die Nutzung dieser Architektur.


Dabei ist die Blockchain ein Protokoll, welches ein dezentral geführtes Kontobuch ermöglicht. Die eigentliche Macht der Blockchain liegt in den gemeinsam von mehreren Teilnehmern lesbaren Daten, welche auch öffentlich zugänglich sind. Als Beispiel nennen die Investmentexperten die Bitcoin-Blockchain: „Alle zehn Minuten wird die Blockchain um einen neuen Block erweitert. Jeder Block besteht aus drei Komponenten: (1) aus den neuen Transaktionen, die in die Blockchain aufgenommen werden, (2) aus dem ‚Hash‘ des vorherigen Blocks (Zeichenfolge mit festgelegter Länge), und (3) aus einer Zufallszahl, die als ‚Nonce‘ bezeichnet wird“. Genau um diese Zufallszahl konkurrieren Schürfer („Miner“) auf der ganzen Welt; die „Nonce“ muss den Anforderungen des vom Bitcoin-Protokoll vorgegebenen Hashfunktion entsprechen. Der Umfang der eingebrachten Rechenleistung des Schürfers gibt dabei den Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe vor. Wer zuerst eine gültige „Nonce“ ausfindig macht, erhält von der Blockchain zur Belohnung „Tokens“, in diesem Beispiel also Bitcoins.


Doch in die Blockchain können noch mehr Eigentumstitel geschrieben werden – von Immobilien über Wertpapiere bis eben zu Kryptowährungen. Diese virtuellen Währungen werden zunehmend als Zahlungsmittel im E-Commerce verwendet. So können Händler die hohen Bearbeitungsgebühren für Kreditkarten umgehen. Die Abwicklung dauert auch nicht mehr mehrere Tage, sondern nur noch wenige Minuten. Systematische Sicherheitskontrollen innerhalb der Blockchain ersetzen das klassische Clearing bei Finanzgeschäften.


Das disruptive Element der Blockchain bestehe nun darin, dass aufgrund ihres dezentralen Kontobuchs („Shared Ledger“) kein Vermittler mehr erforderlich sei, um Vertrauen zwischen den Transaktionspartnern aufzubauen oder deren Identität zu überprüfen. Die Blockchain ermöglicht somit Transaktionen völlig ohne klassische Finanzintermediäre wie etwa Banken. Würde sich die Blockchain in breiter Masse durchsetzen, würden solche „Vermittler“ zwischen den Transaktionspartnern überflüssig.


Auch neue Funktionen machen die Blockchain zur disruptiven Technologie. Die Experten führen hier etwa sogenannte „Smart Contracts“ an. Hierbei handelt es sich um intelligente Verträge, die automatisch in Kraft treten und in den Computercode geschrieben werden, sobald die von den Vertragspartnern definierten Bedingungen erfüllte sind.


Technologie steckt noch in den Kinderschuhen


Bei alle diesem Potenzial steckt die Blockchain-Technologie derzeit noch in den Kinderschuhen und „es ist nach wie vor ungewiss, ob sich der Bitcoin einen festen Platz in der Finanzwelt sichern wird oder lediglich eine Modeerscheinung ist“, schränken die Experten ein. Und doch erfülle der Bitcoin die drei Schlüsselfunktionen einer Währung: Er dient als Wertanlage, Transaktionsmechanismus und als Rechnungseinheit. Für den Durchbruch der Technologie müssten drei Anforderungen erfüllt werden: Die Blockchain wächst mit jedem neuen Nutzer, es müsse also eine „kritische Masse“ erreicht werden. Auch müsse die regulatorische Unsicherheit beseitigt werden, um die Blockchain gegenüber traditionellen Finanztransaktionen nicht unattraktiver zu machen. Und schließlich müssten Änderungen an den Protokollen vorgenommen werden, um den gigantischen Stromverbrauch solcher Systeme zu senken.


Bei all diesen Herausforderungen ist sich das Team jedoch sicher, „dass die Bedeutung der Blockchain-Technologie in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird“ – sei es als reine Blockchain-Unternehmen oder als ergänzend genutzte Möglichkeit, um Marktchancen zu verbessern.


Spezielle Fondslösungen lassen noch auf sich warten


Das Interesse seitens der Anleger am Thema Kryptowährungen ist – trotz der stark schwankenden Kurse von Bitcoin & Co. – weiterhin groß. Der als „weltweit erster Krypto-Fonds“ angekündigte Cryptocurrency Fund der Schweizer Crypto Fund AG ist noch nicht am Start, auch wenn die Gesellschaft vor wenigen Tagen die Bewilligung als Vertriebsträger für kollektive Kapitalanlagen (und somit für den Fondsvertrieb an qualifizierte Anleger) von der Schweizer Aufsicht FINMA erhalten hat. Der geplante Fonds soll sich allerdings an institutionelle Investoren richten und zudem als passives Produkt den Cryptocurrency Index abbilden.


Vorerst müssen Anleger also auf klassische Technologie-Fonds ausweichen. Ein aktiv gemanagter Fonds ist etwa der Morgan Stanley INVF US Growth Fund (EUR; ISIN: LU0266117414), welcher zwar als nicht themenspezifischer Aktienfonds konzipiert ist, aber einen hohen Anteil an wachstumsorientierten Software-/IT-Unternehmen im Portfolio beinhaltet, für die zumindest indirekt das Thema Blockchain von Interesse ist. Die Wertentwicklung in den vergangenen fünf Jahren lag bei 147,12 Prozent (FWW, Stand 21.06.2018).


Reine Tech-Fonds wie etwa der BlackRock Global Funds - World Technology Fund (ISIN: LU0376438312) brachten es in den vergangenen fünf Jahren auf eine Performance von 213,07 Prozent oder wie zum Beispiel der Nordinternet (ISIN: DE0009785303) auf 206,32 Prozent (FWW, Stand 21.06.2018).


Tipp: Eine große Auswahl an Technologie-Aktienfonds ohne Ausgabeaufschlag finden Sie auf FondsDISCOUNT.de. Zur Fonds-Suche