Der Biotech-Sektor hat äußerst erfolgreiche Jahre hinter sich. Doch in den vergangenen Monaten musste der Sektor mit deutlichen Rückschlägen kämpfen: Mit Jahresbeginn schnitten Biotech-Aktien etwa 20 Prozent schlechter ab als die breiten Aktienmärkte. Die Standartwerte fielen auf die Tiefstände der Jahre 2010/2011.

Jetzt gibt es allerdings eine Trendwende. Der Nasdaq Biotech Index zieht wieder kräftig nach oben (siehe Chart): Nach dem 52-Wochen-Tief vom Juli ist der Index, der 187 US-Unternehmen enthält, wieder auf der Überholspur. Er ist damit fast dreimal so stark gestiegen wie der S&P 500, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar der HSBC. „In einem Umfeld, in dem das US-Wirtschaftswachstum so schwach ist wie derzeit, sind wachstumsstarke Branchen, wie der Biotechsektor, begehrt. Für zusätzlichen Rückenwind sorgten zuletzt Gerüchte, wonach die Pharmariesen Merck und Allergan jeder für sich ein Auge auf den Biotechriesen Biogen geworfen hätten“, heißt es dort weiter.



Biotech statt Smartphone
Auch der Technik-Riese Samsung will von dieser Branche profitieren: Noch in dieser Woche wollen die Südkoreaner offenbar den Börsengang ihrer Biotech-Tochter einleiten. Der Antrag für das Listing in Seoul wird für Donnerstag erwartet, meldet Reuters und beruft sich auf Insider. Analysten rechnen mit Einnahmen zwischen 1,6 und 2,4 Milliarden Euro. Samsung Biologics will der größte Auftragsfertiger der Branche werden, unter anderem gehört der Pharma-Riese Roche schon zu den Kunden.

Samsung ist der weltgrößte Smartphone-Hersteller, doch die Nachfrage nach Telefonen und Tablets ist deutlich abgekühlt. Der Konzern setzt daher auf den Zukunftsmarkt Biotechnologie – und ist dabei nicht alleine.

„Doppelkiller“ entdeckt
Biotech ist und war das Zauberwort für eine große Zukunft. Die Biotechnologie hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Durchbrüche in der Medizin erreicht und fast wöchentlich gibt es neue Entdeckungen. Gerade die Vielfältigkeit und die Einsatzmöglichkeiten machen diese Sparte so interessant.

So konnten Forscher des Helmholtz-Instituts im Juli einen „Doppelkiller“ präsentieren: Ein Molekül, dass gleichzeitig HIV als auch multiresistente Krankenhaus-Keime stoppen kann. Obwohl Viren und Bakterien biochemisch betrachtet sehr unterschiedlich sind, nutzen sie für Wachstum und Vermehrung ähnliche Enzyme. Das nutzten die Forscher in diesem Fall aus.

Antibiotika-resistente Bakterien gefährden zunehmend die Heilung von Patienten. Experten schätzen, dass in Zukunft mehr Menschen an diesen Problemkeimen sterben werden als an Krebs. Die Suche nach neuen Mitteln läuft auch Hochtouren und ist im Erfolgsfall hochprofitabel. Vor allem für Krankenhäuser stellen multiresistente Keime ein großes Problem dar. Ende Juli gaben Forscher der Universität Tübingen bekannt, dass sie ausgerechnet in der menschlichen Nase auf einen neuen antibiotischen Wirkstoff gestoßen sind. Die Versuche an Mäusen waren bereits überzeugend.

Zahlreiche Einsatzgebiete
Doch nicht nur in der Medizin kommt die Biotechnologie zum Einsatz: So etwa auch bei Textilien, die Schmutz und Wasser abweisen können, ohne dass giftige Chemikalien eingesetzt werden. Forscher des Fraunhofer-Institut haben eine Antwort in der Natur gefunden: Ein Protein, welches in den Zellwänden von Pilzen vorkommt, soll die kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zu Imprägnierungen werden. Im Laufe des gerade angelaufenen Projekts möchten die Forscher die Pilzproteine biotechnologisch herstellen und anschließend auf Textilien aufbringen.

Ebenfalls am Fraunhofer-Institut arbeitet man an einer Methode, um Getränke länger haltbar zu machen – ohne dass wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen und ohne der Verwendung von chemischen Zusätzen. Bislang werden die Keime mittels thermischen Verfahrens abgetötet. Doch die Hitze verändert sowohl Vitamin- und Proteingehalt, die Farbe und den Geschmack des Getränks. Für eine schonende Haltbarkeit werden nun Mikroben mit Gas wie etwa Stickstoff unter Druck gesetzt – bis zu 500 bar – und so unschädlich gemacht. Eine Erfindung, die die gesamte Getränke-Industrie revolutionieren könnte.

Enorme Wertsteigerung
Aufgrund der vielfältigen Einsatzgebiete in Medizin, Ernährung und Technik wundert es nicht, dass zahlreiche Biotech-Fonds über die vergangenen Jahre äußerst erfolgreich waren. Die Wertsteigerung über einen Fünf-Jahres-Zeitraum liegt bei vielen weit über 200 Prozent.



Ganz vorne unter den Biotech-Fonds ist der ESPA Stock Biotec (ISIN: AT0000746755), der in den vergangenen fünf Jahren eine Wertsteigerung von unglaublichen 293,60 Prozent erreicht hat. Der Fonds investiert in die bedeutendsten Biotechnologieunternehmungen der drei großen Anlageregionen USA, Europa und Pazifik. Dabei entfallen rund 69 Prozent auf US-Titel, ca. 16 Prozent auf europäische und ca. 15 Prozent auf Aktien des pazifischen Raumes.

In der Fünf-Jahres-Performance mit einer Wertsteigerung von 281,02 Prozent (in Euro) liegt der Candriam Equities L Biotechnology (ISIN: LU0108459040) nur knapp dahinter. Der Fonds deckt sowohl die wichtigsten als auch die kleinsten Werte aus den Sektoren der Biotechnologie und Gentechnologie ab. Knapp 88 Prozent des Portfolios wird in US-Aktien gehalten.

Der in Deutschland ausgegebene DWS Biotech (ISIN: DE0009769976) konnte in fünf Jahren seinen Wert um 268,64 Prozent steigern. Der Fonds investiert in Aktien von Biotechnologieunternehmen mit dem geografischen Schwerpunkt auf den USA unter Beimischung ausgewählter Aktien der Bereiche Pharma und Medizintechnik.

Ebenso erfolgreich ist der SEB Concept Biotechnology (ISIN: LU0118405827) mit einer Fünf-Jahres-Wertsteigerung von 168,26 Prozent. Das Fondsmanagement investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die hauptsächlich in der Forschung, Entwicklung, Fertigung oder Vertrieb verschiedener biotechnologischer Erzeugnisse tätig sind. Auch hier liegt der Fokus auf den USA.

Der Franklin Biotechnology Discovery Fund Class A (ISIN: LU0109394709) konnte seinen Wert über einen Fünf-Jahres-Zeitraum um 262,25 Prozent (in Euro) steigern. Der Fonds investiert ebenfalls vorwiegend in Aktien von Biotechnologie- und Forschungsunternehmen in den USA. Ein großer Anteil des Fondsvermögens wird in Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von weniger als zwei Milliarden US-Dollar angelegt. (Alle Werte; Quelle: FFW)

Biotechnologie ist und bleibt ein Megatrend, der immer stärker an Bedeutung gewinnt. Anleger können davon profitieren und die – aufgrund des schlechten Jahresstarts – aktuell vergleichsweise günstigen Einstiegskurse für sich nutzen.