Es ist klar, dass die Welt nicht von der Überschuldung herunterkommt. Die Schulden wachsen global immer noch schneller als die Wirtschaftsleistung. Und wir haben jetzt schon Zwangsmaßnahmen wie Bargeldverdrängung, Null- und Negativzinsen, die ich in einer freien Wirtschaft nicht für möglich gehalten hätte. Der bekannte Hedgefondsmanager Ray Dalio, den ich schon häufiger zitierte, sieht nur vier Möglichkeiten:
1. (Kaputt-)Sparen mit negativen Folgen
2. Inflation
3. Staatsbankrotte und Insolvenzen und
4. direkte Umverteilung (denn die Schulden des einen sind die Guthaben des anderen)
Moderne Geldtheorie
Jede Ära und jede Politik legt sich die Theorie zurecht, die sie braucht. Immer wieder stehen willfährige „Wissenschaftler“ bereit, um den Mist, den die Regierenden verzapfen, zu erklären und zu entschuldigen. Jetzt gibt es also die „moderne Geldtheorie“ („modern monetary theory“). Die Grundzüge dieser „Theorie“, oder besser, dieser Hilfsideologie zur Rechtfertigung der fortgesetzten Gelddruckorgie:
1. Staaten, solange sie nicht in Fremdwährungen verschuldet sind, können nicht bankrottgehen. (Stimmt, aber sie können durch Gelddrucken ihre Wirtschaft und das Vertrauen so ruinieren, dass nichts mehr „geht“.)
2. Die Ausgabe von Staatsanleihen dient nicht der Refinanzierung des Staatshaushaltes, sondern der Steuerung des Zinses. (Mit der Vergabe von Anleihen tauscht die Regierung einen Teil des zinslos ausgegebenen Geldes in verzinste Anleihen. Mehr nicht.)
3. Budgetdefizite sind kein Problem, solange sie nur die Investitionslücke schließen, das heißt, den Überschuss der Ersparnisse der Haushalte über die Summe der Investitionen nicht überschreiten.
Und schon wird fleißig weiter gedruckt. Es ist ja alles im Einklang mit der „modern monetary theory“. Schöne neue Welt! Warum ist uns diese Theorie nicht schon vor zehn Jahren eingefallen? Natürlich wird dieses Kartenhaus irgendwann zusammenbrechen. Und dann wird es massive Umverteilungen geben. Mit Aktien und Edelmetallen sind Anleger wahrscheinlich auf einer ziemlich sicheren Seite. Aber auch manch eine Unternehmensanleihe hat in den letzten Wochen wieder an Attraktivität gewonnen.
Cash-Alternative Adecoagro
Vor wenigen Tagen haben mein Fondsteam und ich uns bewusst für eine solche Cash-Alternative für den Max Otte Vermögensbildungsfonds (ISIN: DE000A1J3AM3) entschieden: Adecoagro ist ein in Südamerika tätiges Agrarunternehmen. Sein Hauptprodukt ist Zuckerrohr (und daraus Ethanol) aus Brasilien. In Argentinien werden Reis, Weizen, Sojabohnen und andere Getreide angebaut. Zudem wird Land gekauft, angebaut und wieder mit Gewinn veräußert. Das Unternehmen ist trotz seit Jahren fallender Preise im Umsatz und EBIT gewachsen und auch mit Blick auf EBIT und operativem Cashflow profitabel. Das Unternehmen hat durch seine niedrigen Kosten sehr hohe Margen und ist im Zuckermarkt weltweit sehr gut positioniert. Die Produktionskosten sind für Adecoagro sehr günstig. Die zukünftige Free-Cashflow-Generierung macht es aus unserer Sicht wahrscheinlich, dass die Anleihe vorzeitig gekündigt wird. Das Unternehmen wird in einem solchen Fall seine Zinskosten von über sechs Prozent reduzieren wollen. Ein weiteres Argument: Der Wert der Agrarflächen von 847 Millionen US-Dollar übersteigt deutlich die Nettoverschuldung von 590 Millionen US-Dollar und die gegenwärtige Marktbewertung von 800 Millionen US-Dollar, bietet damit eine gute Substanz für uns als Fremdkapitalgeber. Außerdem werten wir positiv, dass das Management in seiner Prognose nicht mit steigenden Rohstoffpreisen kalkuliert.
Max Otte