Der sehr gute Jahresauftakt an den Märkten wurde in den letzten drei Tagen abrupt von einem Abverkauf am Aktienmarkt gestoppt, den die Welt in der Form lange nicht gesehen hat. Doch handelt es sich dabei um den Beginn eines neuen Bärenmarktes oder lediglich eine lang überfällige Korrektur? Erste Fondsmanager wagen sich mit einer Einschätzung aus der Deckung:


 „Vielleicht haben wir vergessen, dass die Märkte immer dynamisch, gelegentlich volatil und brutal sein können“, kommentiert Stephen Jones, CIO des schottischen Asset Managers Kames Capital. „Dies ist eine Positionierungskorrektur, verbunden mit einer monatlichen Neugewichtung nach zwei sehr starken Monaten Dezember und Januar mit hohen Renditen auf alle risikobehafteten Wertpapiere. Die reichlich vorhandene Liquidität an den Märkten hat es auch kurzfristig orientierten Anlagern sowie jenen mit Quantmodellen ermöglicht, in kurzer Zeit Positionen von Long auf Short zu wechseln, was die Abwärtsbewegung noch verstärkt.“


Was die fundamentale Situation angehe, gebe es keine grundsätzlichen Bedenken. Die Daten und Aussichten für die Volkswirtschaften seien gut. Die Politik der Zentralbank und die Höhe der Unterstützung der Märkte durch die US-Notenbank würden sich ändern, doch erfolge dies schrittweise. Alle Zentralbanken von Washington bis Tokio, über London und Frankfurt würden mit höchster Vorsicht vorgehen, wenn es Unsicherheiten an den Märkten gebe.


„Es war nicht die Rede davon, dass 2018 eine Wiederholung des letzten Jahres sein wird. Es ist gut und gesund, dass der Markt dieses bereits zum jetzigen Zeitpunkt klargemacht hat. Aktive Manager haben jetzt ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten, um diese Entwicklungen weiter zu verfolgen und zu steuern“, so Jones abschließend.


Fidelity: Anleger sollten die Nerven bewahren


„Die leichten Rückschläge der vergangenen Tage scheinen der beste Beweis dafür, dass die Märkte gesund sind“, ergänzt James Bateman, Chefanleger für Multi Asset bei Fidelity International. „Der von Technologieaktien befeuerten Rally in den USA war schon lange jeder Sinn für Realität verloren gegangen. Die Aussicht auf ewig niedrige Inflation konnte nicht von Dauer sein, und die US-Notenbank hat einen neuen Chef, der sich erst noch bewähren muss. Besorgniserregender wäre es, wenn die Märkte auf all das mit einem Achselzucken reagiert hätten.“


Mit einem allgemeinen Markteinbruch sei nicht zu rechnen. „Ich bleibe daher in Aktien investiert – werde aber nach Kursverlusten in „Value“-Titel umschichten, die während der jüngsten Momentum-Rally nicht mit den Aktienmärkten Schritt halten konnten. Ferner werde ich solche Aktien meiden, deren Dividendenrenditen nicht durch starke freie Cashflows und eine solide Bilanz untermauert werden.“ Die Suche nach Rendite habe nicht nur die Kurse von Aktien mit höheren Dividendenrenditen hochgetrieben. Sie habe auch die Geschäftsmodelle mancher Unternehmen grundlegend verändert – leider nicht eben zum Besseren. All das spreche für ein aktives Management in der Spätphase des aktuellen Zyklus. „Diesen Kurs auch dann zu halten, wenn die Schwankungen nachlassen, wird nicht leicht sein. Aber in der momentanen Zyklusphase werden Anleger gewinnen, die die Nerven bewahren, während andere die Nerven verlieren“, so Bateman.


Robert Beer: Schuld sind die hohen Zinsen


Bei der Robert Beer Investment GmbH sieht man den Grund für den Einbruch an den Aktienmärkten vor allem bei den steigenden Zinsen in den USA. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe habe deutlich zugelegt und tendiert Richtung der drei Prozent-Marke. Aber auch in Europa werde das Ende des EZB-Ankaufsprogramms vorweggenommen und die Renditen steigen.


„Ein willkommener Grund Gewinne zu realisieren und etwas Luft aus der zuletzt doch etwas steilen Aufwärtsentwicklung abzulassen“, kommentiert Robert Beer. „Dass diese Entwicklung vielen Marktteilnehmer doch etwas überrascht hat, zeigt der Anstieg der Volatilität. Während diese in den Verschnaufpausen 2017 noch extrem niedrig verharrte, stieg sie in den letzten Tagen massiv an. Es kommt etwas Angst in den Markt!“


Die in diesem Jahr die gestiegenen Rohstoffpreise würden – allein der deutlich gestiegene Ölpreis – die Inflationsrate markant erhöhen. Auch die zu erwartenden Lohnsteigerungen und der knappe Arbeitsmarkt sprächen dafür. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern eben auch in den USA und China, also weltweit.


Die in diesem Jahr die gestiegenen Rohstoffpreise würden – allein der deutlich gestiegene Ölpreis – die Inflationsrate markant erhöhen. Auch die zu erwartenden Lohnsteigerungen und der knappe Arbeitsmarkt sprächen dafür. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern eben auch in den USA und China, also weltweit. „Unter den gegebenen Umständen fühlen wir uns mit einer Investition in europäischen und deutschen Blue Chips sehr wohl“, so Beer. Diese seien fair bewertet und bilanziell sehr gesund.

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