Bargeld ist out. Schweden diskutiert bereits seit Jahren die Einschränkung des Bargeldverkehrs, in der Schweiz könnte der 1.000-Franken-Schein bald der Vergangenheit angehören und die deutsche Bundesregierung debattiert über eine Obergrenze für Barzahlungen bei 5.000 Euro. Gleichzeitig schreitet die Entwicklung mobiler Zahlungssysteme als einer der größten disruptiven Trends unserer Zeit weiter voran. In den kommenden Jahren werden wir unsere Bezahlgewohnheiten weiter in den Online-Bereich verschieben. Einkaufen von unterwegs via Smartphone wird zum neuen Standard.

Die Zahl der Unternehmen, die in mobile Bezahltechnologien investieren, ist nur schwer überschaubar. Der Markt wird seit Jahren dominiert von PayPal, der Ebay-Tochter, die sich als Pionier des bargeldlosen Bezahlens außerhalb des Bankensektors weltweit etabliert hat und zum Marktführer wurde. Fast alle namhaften Online-Händler ermöglichen PayPal-Transaktionen auf ihren Webseiten. PayPal schätzt, dass das weltweite Volumen aller mobilen Transaktionen in diesem Jahr knapp 300 Milliarden US-Dollar betragen wird. Das entspricht einem Wachstum von 300 Prozent seit 2014. Mehr als ein Drittel aller Nutzer sucht über das Smartphone nach Informationen zu begehrten Produkten und günstigen Online-Preisen.

Nur etwa 16 Prozent interessieren sich für das Bezahlen mit dem Smartphone an der Kasse mittels Near Field Communication (NFC). Dieser internationale Standard ermöglicht einen kontaktlosen Austausch von Daten per Funk über kurze Strecken von wenigen Zentimetern. Damit können Nutzer auch im Supermarkt, an Tankstellen und in allen anderen Geschäften bargeldlos mit dem Smartphone bezahlen. Einzige Voraussetzung: Die Geschäfte müssen mit Kartenlesegeräten ausgestattet sein, die NFC-kompatibel sind. Das Smartphone wird dann einfach an das Lesegerät gehalten. Die Transaktion erfolgt innerhalb von Sekunden per Funkdatenaustausch. Das Magazin mobile payments today geht davon aus, dass das Transaktionsvolumen via NFC-Technologie allein in den USA in diesem Jahr mehr als zwölf Milliarden Dollar betragen wird.


Bezahlen auf der Autobahn

Der Markt ist derzeit so dynamisch wie kaum ein anderer. Das Kreditunternehmen Visa hat diese Entwicklung erkannt und schließt sich mit dem japanischen Autobauer Honda zusammen. Das Ziel: In-App-Einkäufe via Smartphone sollen sogar für Autofahrer problemlos möglich werden, die sich in einer hartnäckigen Rotphase innerhalb geschlossener Ortschaften oder auf kilometerlangen Staus auf den Autobahnen der Welt langweilen. Doch damit nicht genug. Medienberichten zufolge will Visa sicherstellen, dass sämtliche Wearables – also technische Gadgets, die man am Körper tragen kann, wie Smartwatches, Kleidung, Fitbits, Health Tracker, etc – mit dem Online-Bezahlsystem von Visa kompatibel sind.

Der Kampf um die digitale Brieftasche
Um die Vorherrschaft auf den Smartphones tragen die großen Unternehmen Apple, Google und Samsung einen erbitterten Kampf aus. Noch führt Apple das Feld deutlich an, mit weltweit über zwölf Millionen Nutzern des Dienstes Apple Pay. Googles Android Pay kommt gerade einmal auf fünf Millionen Nutzer, ebenso viele wie der südkoreanische Smartphone-Hersteller Samsung, der mit seinem Dienst LoopPay innerhalb eines halben Jahres zu Google aufschließen konnte (siehe Grafik, oben). Doch noch längst nicht alle Smartphone-Nutzer nehmen die Online-Angebote ihrer Hersteller in Anspruch. Beim Marktführer Apple sind es gerade einmal sechs Prozent der iPhone-Nutzer, die regelmäßig über Apple Pay bezahlen. Auf Platz zwei folgt bereits Samsung mit vier Prozent. Google liegt in dieser Statistik schon deutlich weiter zurück, nur ein Prozent der Nutzer bezahlen via Android Pay. Der Grund: Vielen Nutzern ist der Vorteil der elektronischen Brieftasche auf dem Smartphone noch nicht klar. Sie besitzen bereits eine Kreditkarte und geben notfalls einfach ihre Daten an der erforderlichen Stelle auf dem Display ein. Der Trend ist jedoch unumstritten. Einer Studie des Beratungsunternehmens Crone Consulting zufolge werden Apple, Google und Samsung ihre Nutzerzahlen bis 2017 verdoppeln.

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Mobile Payments in Deutschland: Der Fall Wirecard