FondsDISCOUNT.de: Herr Grewe, der Hard Value Fund (ISIN: DE000A3D1ZP1) ist frisch am Markt – und sicher nicht ganz unkontrovers: Sie investieren unter anderem in Rüstung, Tabak, Atom und fossile Energien. Passt das noch in unsere Zeit?
Patrick Grewe: Finanzielle Nachhaltigkeit ist die Maxime der Investmentstrategie für den Hard Value Fund. Wir investieren wertfrei, um kontinuierlich gute Erträge zu erzielen und die Vermögenssubstanz unserer Kunden zu schützen. „Wertfrei“ bedeutet, dass wir einzelne Branchen nicht anhand pauschaler Kriterien ausschließen oder Kapital aufgrund von ESG-Scorings allokieren. An dem Vermögen unserer Anleger hängt häufig nicht zuletzt die eigene Altersvorsorge oder die finanzielle Sicherheit für kommende Generationen. Ich glaube, finanzielle Nachhaltigkeit ist ein legitimes Interesse eines jeden Anlegers und passt daher sehr gut in unsere Zeit.
Woher kam die Idee für den Hard Value Fund?
In den letzten Jahren hat die Fondslandschaft einen gewaltigen Ruck hin zu mehr ESG gemacht. Kapital wird gezielt in Unternehmen mit hohen ESG-Scores investiert. Ganze Branchen sind zu genera non grata mutiert. Dies führt logischerweise zu einer höheren Bewertung derjenigen Unternehmen, welche diesen neuen Wertungskriterien entsprechen, wie jüngst auch Wissenschaftler der Uni Gießen anhand einer Untersuchung von etwa 1.800 US-Unternehmen herausgefunden haben. Mit dem Hard Value Fund gehen wir back to the roots und konzentrieren uns auf den Kern des Investmentmanagements: Unvoreingenommenheit sowie nackte Zahlen und Fakten. Dadurch möchten wir Anlegern ein grundsolides Aktienfundament zu bieten.
Welche Voraussetzungen muss ein Titel erfüllen, um ins Portfolio des Fonds aufgenommen zu werden?
Für das Ziel der finanziellen Nachhaltigkeit, also einer nachhaltigen Vermögensbildung, müssen Titel unseren Hard-Value-Investmentprozess durchlaufen. Unser Anlageuniversum von über 3.000 Titeln ist nicht durch ESG- oder Impact-Kriterien eingeengt. Durch unsere Fundamentalanalyse selektieren wir unterbewertete und substanziell starke Titel. Dabei berücksichtigen wir diverse Kennzahlen, beispielsweise die Verschuldungsquote. Gerade im aktuell hohen Zinsumfeld profitieren nämlich Unternehmen, die eine geringe Verschuldung aufweisen können. Ein weiteres wichtiges Kriterium unserer Hard-Value-Strategie sind Dividendenzahlungen, da wir Anlegern eine attraktive Ausschüttungsrendite sichern wollen. Das Portfolio bietet in seiner Gesamtheit eine ausgewogene Risikostruktur und soll auch dann, wenn es mal an den Märkten knallt, wie ein Tanker durch den Sturm steuern.
Die aktuelle Asset-Allokation des Hard Value Fund bei Rüstungsaktien liegt bei über 20 Prozent. Würden Sie sich als Rüstungsfonds bezeichnen?
Als Rüstungsfonds würde ich uns nicht bezeichnen. Wir haben verschiedene Rüstungsunternehmen in unser Portfolio aufgenommen, weil sie unseren Hard-Value-Kriterien entsprechen. Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt oder Saab weisen solide Auftragslagen, Cashflows und Gewinne in allen Marktphasen aus. Aber auch aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere dem Krieg in der Ukraine, glauben wir, dass ein solides Rüstungs-Exposure dem Anleger mehr Sicherheit und Stabilität bietet.
Durch ein neues Gesetz wird der Tabakkonsum ab Oktober 2023 weiter eingeschränkt: Aromatisierter Tabak darf nicht mehr verkauft werden. Cem Özdemir bezeichnete in diesem Zusammenhang den Tabakkonsum als das „größte vermeidbare Gesundheitsrisiko“. Wie stehen Sie dazu?
Abgesehen davon, dass ich selbst gelegentlich gerne rauche, gehören Tabakwerte meines Erachtens in jedes gut gemanagte Value-Portfolio. Tabakunternehmen wie Philip Morris (PMI), British American Tobacco (BAT) oder Imperial Brands haben solide Geschäftsmodelle und Cashflows und schütten gute Dividenden an ihre Aktionäre aus. Wir zielen neben der Werthaltigkeit insbesondere in möglichen Krisensituationen, auch auf eine gute Ausschüttungsrendite für Anleger ab. Tabakunternehmen bieten neben ihrer Solidität auch hohe Dividendenrenditen. Daher führt für uns an bestimmten Tabakinvestments derzeit kein Weg vorbei. Ein Tabakfonds sind wir jedoch nicht.
Ziel des Europäischen Green Deals ist es, die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf null zu reduzieren. Wie rechtfertigen Sie Ihr über 20-prozentiges Exposure in Atom und fossile Energien?
Als Unternehmen identifizieren wir uns zu 100 Prozent mit dem Ziel des Umweltschutzes. Im Sinne einer finanziellen Nachhaltigkeit berücksichtigen wir auf der Ebene des Hard Value Fund lediglich die harten Fakten unserer quantitativen Auswertungen. Den Themen Atom und fossile Energie möchten wir uns nicht pauschal verschließen. Wenn es darum geht, Treibhausgase zu reduzieren, spielt Atomenergie eine wichtige Rolle. Und Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energien bieten eine wichtige Brückentechnologie – aktuell und für die nächsten Jahrzehnte. Zudem investieren Unternehmen, die klassischerweise den fossilen Energien zugerechnet werden, wie BP, E.ON und RWE, bereits stark in alternative Energien wie Wind und Solar. Aber auch andere im Bereich Erdöl/Erdgas stark positionierte Unternehmen erfüllen unsere Hard-Value-Kriterien in hohem Maße. Unternehmen wie Chevron oder Exxon weisen fundamental solide Unternehmensstrukturen mit fairen Bewertungen, hohen Cashflows und einer starken Dividendenrendite auf.
Der Hard Value Fund ist ein Aktienfonds, d. h. das Portfolio muss zu mindestens 51 Prozent aus Aktien bestehen. Sie sind derzeit zu null Prozent in Anleihen investiert, könnten Anleihen aber auch beimischen. Wie relevant sind Anleihen für den Hard Value Fund?
Als Beimischung können Anleihen, je nach Marktumfeld, im Rahmen unserer Hard-Value-Strategie eine wichtige Rolle einnehmen. Aktuell sind Anleihen deutlich attraktiver geworden. Beispielsweise lag die Rendite zweijähriger US-Treasuries noch vor zwei Jahren bei etwa 0,1 Prozent - aktuell liegt sie bei über 4,5 Prozent. Das ist schon sehr beachtlich. Wir beobachten diverse Anleihen intensiv und werden bei weiter steigender Attraktivität sicherlich vereinzelt auch Anleihenpositionen aufbauen.
Mit der traditionsreichen Marke Walter Ludwig GmbH Wertpapierhandelsbank profitieren Sie von der mehr als 40-jährigen Erfahrung im Wertpapierhandel. Wofür steht die Marke van Grunsteyn selbst?
„van Grunsteyn“ bezeichnet die Fondssparte von Walter Ludwig, mit der wir die konservativen Unternehmenswerte im Investmentmanagement fortführen. Walter Ludwig hat sich in den letzten 40 Jahren beim Wertpapierhandel durch Solidität in allen Marktphasen ausgezeichnet. Mit dem Hard Value Fund by van Grunsteyn bieten wir diese Solidität auch unseren Anlegern: Finanzielle Nachhaltigkeit ohne Einschränkungen durch ESG oder Impact-Investing. Beispielsweise bewerten wir das Mitgehen kurzfristiger Trends oder das Zocken mit Derivaten nicht als finanziell nachhaltig.
Sie schreiben auf Ihrer Website, dass Sie ökologische und soziale Ziele nicht verfolgen. Tatsächlich leben wir aber in einer Zeit, in der viele Menschen genau das wollen. Wie kommen Sie zu diesem Ansatz?
Wir als Unternehmen stehen zu 100 Prozent hinter Umweltschutz und einem sozialen gesellschaftlichem Miteinander und setzen uns hierfür auch aktiv ein. Auf der Ebene des Hard Value Fund ist die Erwartung unserer Anleger die finanzielle Nachhaltigkeit. Um dem gerecht zu werden, schränken wir unsere Anlageentscheidungen im Asset Management nicht durch formale Kriterien ein. Wir verfolgen die finanziellen Interessen unserer Anleger. Das ist unsere Mission.
Warum sollte man in den Hard Value Fund investieren und an welchen Anlegertyp richtet er sich?
Grundsätzlich richtet sich der Hard Value Fund an alle Anleger, die allgemeine Vermögensbildung bzw. -optimierung anstreben, solange die ESG-Präferenzen nicht bei 100 Prozent liegen. Mit unserer Hard-Value-Strategie zielen wir auf eine stabile Ertragsgenerierung und den Schutz des Vermögens ab – namentlich die finanzielle Nachhaltigkeit. Mit einer attraktiven Ausschüttungsrendite möchten wir Anlegern eine regelmäßige Einkommensquelle sichern.
Herr Grewe, herzlichen Dank für die Einblicke!
Investmentfonds unterliegen Kursschwankungen. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs eines Investmentfonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen, die in englischer und/oder deutscher Sprache vorliegen, erhalten Sie unter www.fondsdiscount.de/fonds/de000a3d1zp1/ oder bei der Fondsgesellschaft. Dieser Text dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.