FondsDISCOUNT.de: Herr Albrecht, seit Anfang dieses Jahres managen Sie den Publikumsliebling DWS Aktien Strategie Deutschland (ISIN: DE0009769869), der nun wieder Gelder annimmt. Wie wollen Sie die hervorragende Performance aufrechterhalten, auf welche Titel und Branchen setzen Sie aktuell?
Tim Albrecht: Der Erfolg des Fonds beruht zum einen auf dem erfolgreichen Investmentansatz, den wir nicht verändert haben: Wir investieren weiterhin in Unternehmen, die ein besonders hohes Gewinnwachstumspotenzial aufweisen. Da wir viele davon unter den deutschen Nebenwerten finden, ist der Anteil dieser im Fonds besonders hoch und soll weiterhin zwischen 35 Prozent und 50 Prozent betragen.
Zum anderen profitiert der Fonds von unserer langjährigen Erfahrung sowie dem großen Team für deutsche Aktien. Auch hier gibt es kaum Veränderungen, so dass wir weiter auf ein starkes Team von sieben Investmentexperten für deutsche Aktien zurückgreifen können, die sich auf die fundamentale Analyse deutscher Unternehmen konzentrieren.
Derzeit investieren wir, gemäß unserem Ansatz, einen Großteil des Portfolios in ausgewählte Unternehmen aus den Bereichen Export, IT, Industrie und Gesundheitswesen mit guten Wachstumsperspektiven und sehr stabilen Bilanzen.
Nach welcher Strategie wählen Sie die Titel aus?
Bei DWS Aktien Strategie Deutschland setzen wir vor allem auf Aktien wachstumsstarker deutscher Unternehmen und mischen dem Portfolio, wie bereits oben beschrieben, auch einen höheren Anteil Nebenwerte bei. Dabei muss vor allem das Geschäftsmodell stimmen und die Bilanz eine gute Qualität aufweisen.
Daneben sind Sie mit dem DWS Deutschland (ISIN: DE0008490962), dem DWS Investa (ISIN: DE0008474008) und dem Deutsche Invest I German Equities (ISIN: LU0740822977) gleich für drei weitere Deutschland-Aktienfonds zuständig. Sind deutsche Aktien nach wie vor eine gute Wahl für Anleger?
Wir denken, dass deutsche Aktien weiterhin eine gute Wahl für Anleger sind. Deutsche Unternehmen sind führend in der Chemie-, Automobil- und Maschinenbauindustrie und innovativ bei neuen Technologien. Dabei sind deutsche Unternehmen und Marken weltweit bekannt und begehrt. So bietet die sehr exportstarke Wirtschaft Anlegern die Möglichkeit über den Aktienmarkt vom globalen Wirtschaftswachstum zu profitieren.
In den vergangenen 25 Jahren wuchs der deutsche Aktienmarkt durchschnittlich neun Prozent p.a. Dabei sprang für Anleger eine sehr attraktive Realrendite, die derzeit schwierig mit anderen Anlageklassen zu erreichen ist heraus. Auch wenn neun Prozent im derzeitigen Niedrigwachstumsumfeld ambitioniert erscheinen, sollte langfristig eine hohe einstellige Rendite realistisch sein. All das macht, unserer Ansicht nach, deutsche Aktien, bei entsprechendem Anlagehorizont und Risikobewusstsein, weiterhin zu einem wichtigen Baustein bei der privaten Vermögensanlage.
Nach den Börsen-Höhenflügen im ersten Halbjahr: Wie ist Ihr Ausblick für die zweite Jahreshälfte?
Das wirtschaftliche Umfeld sollte gut bleiben. So bewegt sich der ifo-Index, als wichtiger Frühindikator für die deutsche Konjunktur, auf Rekordhöchstständen und signalisiert damit weiteres Wirtschaftswachstum. Auch das Wachstum in Europa und vielen Schwellenländern zieht wieder an, was exportstarken deutschen Unternehmen zugutekommen sollte.
Das gute Umfeld zeigt sich auch bei den Unternehmensgewinnen. Wir halten ein zweistelliges Gewinnwachstum für die DAX-Unternehmen über die kommenden zwölf Monate für möglich.
Dabei erscheint die Bewertung gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX angemessen. Insbesondere im Vergleich mit den Anleihenmärkten sind deutsche Aktien weiter sehr attraktiv bewertet.
Auch erfreuen sich europäische Aktien generell wieder wachsender Beliebtheit. Abnehmende politische Risiken, nicht zuletzt hervorgerufen durch den Ausgang der französischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, haben Anleger wieder dazu veranlasst, den Blick auf den europäischen Aktienmarkt zu richten.
Dieselgate und Kartellvorwürfe, der Skandal in der deutschen Automobilindustrie zieht immer weitere Kreise. Wie bewerten Sie die Vorgänge? Schließlich handelt es sich um eine Schlüsselindustrie in Deutschland...
Wir beobachten die Entwicklungen rund um die deutsche Automobilindustrie sehr genau. Die großen Autobauer stehen vor strukturellen Herausforderungen auf dem Weg zu sauberen, energieeffizienten Antriebstechnologien. Dabei gilt es Altlasten zu bewältigen und das gute Image der Industrie zu bewahren. In der Vergangenheit haben die Unternehmen ihre Anpassungsfähigkeit und Innovationsstärke bereits mehrfach erfolgreich bewiesen. So könnte, bei allen unvorhersehbaren Risiken, die Nachrichtenlage derzeit vielleicht etwas zu negativ sein.
Haben Sie Aktien der betroffenen Auto-Konzerne in Ihren Portfolios und wie schätzen Sie die Entwicklung ein?
Derzeit scheint in den Kursen der deutschen Autobauer ein Großteil der negativen Nachrichten eingepreist zu sein. Trotz der großen Herausforderungen, die diese Industrie zu bewältigen hat, erzielen die Unternehmen Rekordgewinne und zahlen attraktive Dividendenrenditen. In Summe gewichten wir den Sektor neutral und setzen bewusst Schwerpunkte, zum Beispiel in der Automobilzuliefererindustrie.
Sie sind seit 2000 bei der DWS tätig. Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit als Fondsmanager besonders Spaß?
Die Arbeit ist jeden Tag von neuem spannend und immer wieder neu. Und letztlich bin ich in der glücklichen Lage sagen zu können, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf gemacht habe.
Herr Albrecht, vielen Dank für dieses Interview!