FondsDISCOUNT.de: Herr Frank, Herr Peeters, kurze Rückblende: Wie haben Sie das Börsenjahr bisher erlebt? Betrachtet man die Entwicklung des Dax, scheinen die Corona-Sorgen derzeit keine Rolle für die Anleger zu spielen…


Roger Peeters: Ja, wenn man die Gesamtentwicklung 2020 sieht, bei der der Dax praktisch wieder am Ausgangspunkt steht, sieht es unaufgeregt aus. Aber unter dieser Oberfläche brodelte es ja gewaltig mit einem steilen Absturz und der von Ihnen angedeuteten ebenso rasanten Erholung. Die kam aber auch nicht aus dem Nichts, sondern wurde flankiert von Maßnahmen der Notenbanken und der Regierungen in historischem Ausmaß.


Wie ist Ihrer Einschätzung nach die Stimmung in den deutschen Unternehmen?


Christoph Frank: Wir erleben bei unseren zahlreichen Gesprächen mit Firmenlenkern aus allen Industrien ein sehr gemischtes Bild. Es gibt Industrien, denen Corona eine regelrechte Sonderkonjunktur bescherte, andererseits aber auch Bereiche, die in eine dramatische Krise abgerutscht sind bzw. in denen bestehende Probleme deutlich verschärft wurden. Deshalb bemerken wir keine einheitliche Stimmung. Viele Firmenlenker sind weiterhin auf der Hut, einige atmen aber auch schon durch. 


Für Ihren DWS Concept Platow-Fonds (ISIN: LU1865032954) sind Sie immer auf der Suche nach aussichtsreichen Titeln in Deutschland. Welche Unternehmen sind derzeit die Renditetreiber in Ihrem Portfolio?


Roger Peeters: Es liegt in der Natur eines guten Fonds, dass sein Erfolg möglichst von vielen einzelnen Performancebeiträgen gespeist wird. Zudem lösen sich diese auch regelmäßig ab bei einem breit investierenden Fonds, der nicht wie mancher Themenfonds einfach einen kurzfristigen Hype „ausspielt“. Nennenswerte Kontributionen sehen wir in den vergangenen Monaten unverändert von einigen (und nicht allen) IT-Unternehmen, zudem haben mehrere Werte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien sehr stark performt.


Deutschland-Aktienfonds galten lange Zeit als sichere Bank. Obwohl das Segment Federn lassen musste, konnte sich Ihr Platow-Fonds bislang sehr gut am Markt behaupten. Was machen Sie anders?


Christoph Frank: Wir reden ungern über andere, sondern konzentrieren uns auf unsere Arbeit, welche sich in den nunmehr 14,5 Jahren seit Auflage des Fonds durch hohe Kontinuität auszeichnet. Unser Investmentprozess basiert auf einem Screening-System, welches ich vor etwa einem Vierteljahrhundert entwickelt habe. Auch basiert der Anlageerfolg des Fonds von Beginn an ausschließlich auf der Arbeit von Roger (mit Unterbrechung) und mir (durchgehend), ist also auch personell von hoher Stetigkeit geprägt. 


Ist es aus Ihrer Sicht derzeit eine gute Idee, in deutsche Aktien bzw. Ihren Fonds zu investieren?


Christoph Frank: Unser Anlagehorizont ist langfristig und so wird der Fonds auch geführt. Ob ein Einstieg jetzt oder in sechs Monaten günstiger ist, wissen auch wir nicht, aber auf lange Sicht verläuft sich das doch recht schnell. Anleger können diese Schwankungen beispielsweise mit einem Sparplan auffangen. Zum regionalen Aspekt Ihrer Frage: Deutschland ist bisher im Vergleich zu vielen anderen Ländern objektiv gut durch die Corona-Zeit gekommen. Wenn das so bleibt, wäre das schon ein Pluspunkt für den deutschen Aktienmarkt.   


Wie sieht Ihre Prognose für die kommenden Monate aus: Erleben wir eine Jahresend-Rallye oder kommt nochmals der Corona-Schock?


Roger Peeters: Wir stellen keine kurzfristigen Marktprognosen auf, wie Christoph schon ausgeführt hat. Das hat doch eine sehr spekulative Note, deren Erfolg dann doch öfter dem Zufall oder Glück geschuldet ist, während Stock Picking auch systematisch Wertbeiträge liefern kann. Übergeordnet wird Corona aber wohl weiter eine wichtige Rolle spielen.


Wie sichern Sie Ihr Portfolio gegen Verluste ab?


Christoph Frank: Verluste gehören zu Aktieninvestments dazu. Je länger der Anlagehorizont, desto unbedeutender wirken sich Verluste in einzelnen Phasen aus. Seit Auflage des Fonds haben wir die gezeigten Renditen ohne den Einsatz von Derivaten erzielt. Bei der Beurteilung von Absicherungsgeschäften vernachlässigen viele Beobachter die sehr hohen Kosten und die unweigerlich auftretenden Fehlsignale. Im realen Marktgeschehen funktionieren Timing-Systeme über lange Zeiträume mehr schlecht als recht, weshalb wir in der Konsequenz bisher auf Absicherungen verzichtet haben. 


Herzlichen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!


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