Stiftungen in ihrem Spannungsfeld zwischen Zweckerfüllung und Pflicht zum Kapitalerhalt stehen in den aktuell unsicheren Zeiten vor besonderen Herausforderungen. Auf der einen Seite sind ertragreiche Anlagen alternativlos, weil ansonsten Mitarbeiter und Projekte nicht bezahlt werden können. Deshalb war in den vergangenen Jahren angesichts Minuszinsen eine vermehrte Hinwendung von Stiftungen zu Aktien und alternativen Anlagen wie Infrastruktur/Private Markets zu sehen. Auf der anderen Seite darf das Stiftungsvermögen grundsätzlich nicht zu großen Risiken ausgesetzt werden. Das gilt insbesondere dann, wenn wie aktuell jegliche Visibilität zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung fehlt: Inflation, Lieferkettenprobleme, Krieg, Gasembargo, überraschende Wahlergebnisse und, und, und. Die Liste der Herausforderungen ist lang. Und es befindet sich eine Reihe neuer Unwägbarkeiten auf ihr.
Aktiv gemanagt, Investmentgrade only
An diesem Punkt kommt der Fonds (ISIN: LU1998190208) ins Spiel. Das Sondervermögen ist aktiv gemanagt. So soll das Ziel erreicht werden, die 3-Monats-Performance des Euribor um 250 Basispunkte p.a. durch Investments in ein diversifiziertes Portfolio mit festverzinslichen Wertpapieren zu schlagen. Abzüglich der Kosten ergibt sich so die angestrebte Rendite. Die Strategie basiert auf Investments in ein diversifiziertes Portfolio mit festverzinslichen Wertpapieren, wie Anleihen, Wandelanleihen, Zertifikaten und Hybrid-Anleihen von globalen Emittenten in verschiedenen Währungen, um ein aus Sicht des Managements optimales Risiko-/ Vergütungsprofil zu erreichen. Wichtig für Stiftungen: „Um den Wertzuwachs und die Einkommensverteilung zu maximieren kann der Teilfonds passende Derivate wie Credit Default Swaps nutzen“, heißt es im KIID. Bedeutet im Klartext: Finanzderivate werden nicht ausschließlich zur Risikoabsicherung genutzt, sondern ganz aktiv als Einkommensmöglichkeit gesehen. Das müssen die Anlagerichtlinien einer Stiftung natürlich hergeben. Der UI Cape Capital Credit Fund wird nicht mit Bezug auf eine Benchmark gemanagt, sondern kann sich innerhalb des IG-Anleiheuniversums frei bewegen.
Kleiner Ausflug zu Euribor als Maßstab, der übertroffen werden soll
Die Abkürzung Euribor steht für „Euro Interbank Offered Rate“. Bezeichnet werden damit die durchschnittlichen Zinssätze, zu denen viele europäische Banken einander Anleihen in Euro gewähren. Es gibt aktuell fünf Euribor-Sätze für Laufzeiten von einer Woche bis zu einem Jahr. Bei der Festsetzung der Euribor-Werte werden die höchsten und niedrigsten 15 Prozent der gemeldeten Werte nicht berücksichtigt. Die Euribor-Werte bilden als Basistarif die Grundlage für zahlreiche andere Zinsprodukte wie etwa Zinsswaps, Zins-Futures, Sparkonten und Hypotheken. Die fünf verschiedenen Euribor-Sätze weisen je nach Lage unterschiedliche Spreads auf. Vor Ostern etwa lag der Einjahres-Euribor nahe Null, während der Wochen-Euribor knapp ein halbes Prozent im Minus lag. Insgesamt liegt der Euribor-Wert deutlich näher an der real existierenden ökonomischen Wirklichkeit als zum Beispiel die mittlerweile überwiegend (oder ausschließlich) politisch determinierten Leitzinsen der EZB.
Aktuelle Zusammensetzung des Fonds ergibt ein BBB+ Portfolio
Der Fonds setzt seinen Schwerpunkt auf Kerneuropa, womit der Euro die zentrale Währung darstellt. Er darf aber auch in Anleihen, die in anderen Währungen denominiert sind, investieren. Dann wird das Währungsrisiko komplett abgesichert. Mit Stand Ostern 2022 besteht das Vermögen indes praktisch ausschließlich aus EUR-Anleihen. Corporates überwiegen zum Stichtag Governments. Die größten Anteile finden sich in Frankreich, Irland und Deutschland allokiert (nach Land des wirtschaftlichen Risikos). Obwohl 20 Prozent des Fondsvolumens in AAA-Anleihen investiert sind ergibt sich ein Gesamtcoupon von 2,47 Prozent. Das Gesamtportfolio ist mit BBB+ gerated. Das ist derzeit bei zahlreichen investmentgrade-Fonds zu sehen, weil im A-Bereich schlicht keine Zinsen zu vereinnahmen sind.
Collateralized Loan Obligations werden im Fonds als Anlagevehikel genutzt
Das Factsheet weist gut acht Prozent der Anlagen als Collateralized Loan Obligations (kurz: CLOs) aus. Dabei handelt es sich um börsennotierte (eine ISIN pro Tranche), variabel verzinsliche Wertpapiere. CLOs zählen zu den Asset Backed Securities. Ein CLO besteht aus gebündelten Verbriefungen von besicherten Unternehmenskrediten (Senior Secured Loans) aus vielen unterschiedlichen Branchen, verteilt auf verschiedene Tranchen. Diese Unternehmenskredite stammen dabei entweder aus den USA oder Europa. Zuletzt wurden auch chinesische bzw. asiatische CLOs emittiert. Durch eine standardisierte Struktur ähneln sich die Produkte stark, die Sicherheitenstellung erfolgt meist über einen Besicherungspool von unterschiedlichen „Senior Secured“ Unternehmenskrediten (200 bis 500 Stück pro CLO), die vorrangig gegenüber Bonds und unsecured Loans behandelt werden. „Der Einsatz von Investment Grade Tranchen von CLOs für Stiftungsgelder macht grundsätzlich Sinn. In Portfolios können sie verwendet werden, um den laufenden Ertrag zu erhöhen, ohne Zinsrisiken einzugehen, da CLOs ein Floating-Rate Produkte sind. Als effizienter Renditetreiber leisten IG CLO-Tranchen somit auch einen überzeugenden Diversifikationseffekt in einem traditionellen Anleiheportfolio“, sieht das Fondsmanagement das Vehikel als stiftungsgeeignet an.
Fonds investiert ausschließlich in IG-Tranchen des Anlagevehikels
In Bezug auf den Cape Credit Fund ist der Einsatz von Investment Grade CLO-Tranchen auf Prospektebene klar definiert: „Als IG Fund sind ausschließlich Investment Grade Tranchen zugelassen. Dabei liegt unser Fokus vor allem auf den sehr sicheren AAA-Tranchen, die praktisch ausschließlich systemische Risiken beinhalten.“ Die Treppenstruktur von CLOs bis hinunter zu Anleihen ohne Rating sei weniger relevant, „da wir nur in BBB und höhere Tranche investieren und historisch betrachtet hat der UI – Cape Credit Fund nur in AAAs und AAs investiert. Selbst während und nach der Finanzkrise 2008 haben die IG Tranchen der CLOs im Gegensatz zu vielen anderen verbrieften Segmenten die Verpflichtungen stets bedienen können.“ Der Fonds nutzt CLOs also „als Diversifikationsinstrument in Zeiten erhöhter Zinsvolatilität, um von geringerer Volatilität und gleichzeitig einem attraktiven laufenden Ertrag profitieren zu können.“
ESG-Faktoren im Anlageprozess implementiert, Einstufung als Artikel 8-Fonds angestrebt
Cape Capital bekennt sich zu verantwortungsvollem Investieren und hat ESG-Parameter fest in den Investitionsprozess implementiert. Dabei wird ein best-in-class-Ansatz verfolgt, der die üblichen Ausschlüsse beachtet. Das Management sieht die ESG-Ausrichtung vor allem in Hinsicht auf die Risikominimierung als wichtig an. Neben in-house-Analysen wird auf Daten von MSCI ESG zurückgegriffen. „Wir sind aktuell bemüht, den Fonds in Zusammenarbeit mit der Universal Investment als Artikel-8-Fonds zu registrieren“, heißt es von den Schweizern. Da Cape Capital im Prozess ist, die gesamten Nachhaltigkeitsvorgaben zu optimieren und neu zu schreiben, und sich dazu mit diversen Parteien abstimmen muss, wird diese Aufwertung noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Key Performance Indicators (KPIs) sind auch in Zukunft nicht geplant.
Konzept erweist sich bislang als erfolgreich und auch als resilient
Auffallend ist die bislang hohe Resilienz gegen Erschütterungen und das bislang zeitnahe Aufholen von Rückschlägen. 2020 musste der Fonds zwar im März zum Coronaschock einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Dies wurde aber mit fünf Plus-Monaten in Folge deutlich überkompensiert. Die Analyse der Factsheets ergibt, dass das Management die Mittel ausgesprochen aktiv bewirtschaftet. Dank der Fokussierung auf Kern-Europa inklusive der Schweiz waren russische Titel nie im Fonds, so dass die derzeitigen Diskussionen um Zahlungsausfall russischer Fremdwährungsanleihen nicht relevant sind.
Zusammengefasst
In den aktuell bewegten Zeiten deckt sich das Versprechen des Fonds, einen gewissen Einkommensanteil für Stiftungen durch Kurszuwächse bei möglichst geringem Risiko beizusteuern, mit den Bedürfnissen von Stiftungen. Jene, die ihr Portfolio defensiver ausrichten wollen und für Aktien mittelfristig weniger optimistisch sind, finden im Fonds eine gangbare Alternative, zumal Cape Capital ein anerkannter Anleihemanager ist.
Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).