FondsDISCOUNT.de: Herr Mei, bei der apoAsset Management GmbH handelt es sich um die Fondstochter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und der Deutschen Ärzteversicherung. Damit dürfte Ihre Gesellschaft im Gesundheitsbereich bestens vernetzt und aufgestellt sein. Wie wählen Sie interessante Investmentthemen und daraus resultierende Fondskonzepte aus, wie muss man sich den Prozess vorstellen?


Gilberto Mei: Durch unsere Gesellschafter und unser einzigartiges Netzwerk sind wir als Asset-Manager im Zentrum des Geschehens des Gesundheitsmarkts. Der regelmäßige Austausch mit den spezialisierten Kollegen, unserem hochkarätigen wissenschaftlichen Beirat, vielen weiteren Branchenpionieren und den Entscheidungsträgern in den Unternehmen gehören zum Kern unserer Analysen. Damit wir die daraus entstehenden Investment-Themen auch in reale Fonds umsetzen, müssen neben dem medizinischen Mehrwert natürlich auch herausragende wirtschaftliche Perspektiven gegeben sein. Wir schauen uns nicht nur die relevanten Trends im Health-Care-Sektor an, sondern auch die potenziellen Werte, die Liquidität im betreffenden Segment und prüfen anhand von Simulationen, wie sich ein Modellportfolio entwickeln würde.


Taktische, also kurzfristige Überlegungen spielen für eine Fondsauflage eine vernachlässigbare Rolle. Denn neben der Tatsache, dass eine Fondsauflage nicht innerhalb weniger Tage umgesetzt werden kann, sollte die Absicht bei einer Investition in einen Fonds die langfristige Vermögensbildung sein. Für uns sind es also strategische Überlegungen, die letztlich ein pro oder contra für die Auflage eines neuen Fonds ergeben.


Was macht die Gesundheitsbranche so interessant für Anleger?


Der globale Gesundheitsmarkt wächst langfristig stabil und weitgehend konjunkturunabhängig, vor allem dank des demografischen Wandels. Bis 2030 dürfte er um etwa sechs Prozent pro Jahr zulegen und damit stärker als die Weltwirtschaft insgesamt. Gesundheit ist ein so hochbewertetes Gut, dass es nicht nur eine wirtschaftliche Sichtweise darauf gibt, sondern auch eine soziale Komponente beinhaltet. Die Bereitstellung von Gesundheitsleistungen in entwickelten Industriestaaten mit sowohl ihrer Überalterung und den Begleiterscheinungen als auch Erkrankungen, Stichwort „Zivilisationskrankheiten“, und die damit einhergehenden Kosten sind ein Wachstumstreiber des Gesundheitsmarkts. Die gegensätzliche demographische Komponente, also die stark wachsende und junge Bevölkerung in vielen Schwellenländern, ist ein weiterer, wesentlicher Treiber der globalen Entwicklung im Health-Care-Markt. Hinzu kommen bahnbrechende Innovationen, vor allem in den Bereichen Biotechnologie und Digital Health.


Eines der derzeit dominierenden Themen ist der Klimawandel. Dabei gerät auch der Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Gesundheitsgefahren zunehmend ins Blickfeld. So können sich im Zuge des Klimawandels zum Beispiel auch in unseren Breiten bestimmte Mücken oder Zeckenarten ansiedeln, die wiederum für uns „neue“ Krankheiten übertragen. Zugleich warnen Experten zum Beispiel davor, dass extreme Hitzewellen neben körperlichen Beschwerden auch zu psychischen Einschränkungen führen. Inwiefern wirkt sich der Klimawandel auf die Gesundheitsbranche aus und welche Unternehmen bieten hier Investitionschancen?


Inwieweit sich der Klimawandel auf die Gesundheit auswirken wird, ist derzeit schwer einzuschätzen. Die zunehmende Problematik der Krankheitsüberragungen durch Insekten wäre ein logischer Zusammenhang. Hier sind sicherlich die Firmen im Blickfeld, die sich mit präventiven Maßnahmen, also z.B. der Erforschung und Herstellung von Impfstoffen, als auch mit der Behandlung derart hervorgerufener Erkrankungen befassen. Wie groß die Nachfrage sein wird, ist zuverlässig nicht prognostizierbar.


Ein weiteres Zukunftsthema ist die Digitalisierung des Gesundheitsmarkts, Stichworte: Telemedizin, Gesundheits-Apps oder Krankenhaus-IT. Sie machen diesen Branchenzweig mit Ihrem apo Digital Health Aktien Fonds (ISIN: DE000A2AQYW4) für Anleger investierbar. Mögen Sie uns das Fondskonzept und das Potenzial dahinter kurz skizzieren?


Digital Health – also das Rendezvous der digitalen Welt mit der Gesundheit – kann den Billionen Euro schweren Gesundheitsmarkt langfristig revolutionieren. Das ist keine technische Spielerei, sondern absolut nötig, um den Kostendruck in den Gesundheitssystemen in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus bieten neue Technologien Behandlungsmöglichkeiten, die viel bessere Ergebnisse als bisher erzielen können.


Dabei reichen die Möglichkeiten von der digitalen Gesundheitsakte bis zum Medizinroboter. Beim globalen Umsatz mit mHealth, d.h. mit medizinischen Services auf mobilen Geräten, rechnen Schätzungen mit einem jährlichen Wachstum von über 40 Prozent bis 2025. Der Markt für Künstliche Intelligenz in der Medizin, zum Beispiel bei der Entwicklung neuer Medikamente oder bei Diagnosen, soll im gleichen Zeitraum sogar um rund 50 Prozent pro Jahr zunehmen. Viele Unternehmen sind hier noch in der Investitionsphase und werden die Früchte in ein paar Jahren ernten. Mit dem apo Digital Health Aktien Fonds bieten wir Anlegern die Chance, an dieser Revolution zu partizipieren.


In alle großen Gesundheitssparten von Pharma über Medizintechnik bis hin zu Biotech investiert Ihr im Jahr 2005 aufgelegter apo Medical Opportunities (ISIN: LU0220663669). Was sind aktuell die Renditetreiber in Ihrem Portfolio?


Zu den „ganz normalen“ Renditetreibern im Healthcare-Bereich zählen Zulassungen für neue Medikamente und Therapien. Spannend sind hier beispielsweise gentherapeutische Ansätze und die Präzisionsmedizin, etwa für onkologische Anwendungen.


Darüber hinaus beobachten wir wieder eine zunehmende M&A-Tätigkeit im Sektor. Die großen Player verfügen einerseits über immense Cash-Bestände und stehen andererseits vor dem Problem auslaufender Patente. Die entstehende Lücke füllen sie gerne durch den Zukauf spezialisierter Unternehmen, um so das Wachstum für morgen zu sichern. Durch unser Engagement in kleinen und mittelgroßen Aktien, die Sie so nicht in den üblichen Indizes finden, partizipieren wir an diesem Trend.


Der Mischfonds apo Medical Balance (ISIN: DE000A117YJ3) rundet Ihr Fonds-Angebot im Healthcare-Bereich ab. An welchen Anlegertyp richtet sich dieses Konzept?


apo Medical Balance richtet sich an die Anleger, die einen klassisches Mischfonds gegenüber einer reinen Renten- bzw. Aktienlösung bevorzugen. Dies aus zwei wesentlichen Gründen, erstens: Diese Anleger möchten nicht der meist stärkeren Volatilität des Aktienmarktes allein ausgesetzt sein. Dies umgehen sie mit der Beimischung einer stabilisierenden Rentenkomponente. Dies aber ausdrücklich im Gesundheitsmarkt mit jeweils konzentrierteren Renten- und Aktienportfoliokomponenten. Zweitens: Der weltweite Ansatz bietet Anlegern zudem die Möglichkeit, auf der Zinsseite attraktive Renditen zu erzielen.


Abschließend würde uns noch Ihre Einschätzung interessieren, welche weiteren großen Themen den Gesundheitsmarkt künftig prägen werden?


Treiber des Gesundheitsmarktes werden zukünftig im Wesentlichen die demographische Entwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung der Emerging Markets sein. Der Megatrend „Digitalisierung“ wird die entwickelten Staaten notwendigerweise – insbesondere zur Kontrolle der Kosten im Gesundheitswesen – ebenso wie die Emerging Markets erfassen. Für letztere gibt es seit kurzem einen neuen Aktienfonds, der die Themen Schwellenländer und Gesundheit verbindet: apo Emerging Health (ISIN: LU2038869009, in Kürze über FondsDISCOUNT.de erhältlich, Anm. d. Red.).


In den aufstrebenden Ländern wächst der Gesundheitsmarkt stärker als im Rest der Welt, u.a. wegen des hohen Bevölkerungswachstums. Damit steigt dort auch die Nachfrage nach medizinischen Produkten und Dienstleistungen besonders stark. Das ist ein spannendes Fondskonzept mit langfristigem Potential, das unsere langjährige erfolgreiche Expertise im Health-Care-Sektor mit der unseres Partners Bellevue Asset Management AG verbindet.


Aus Anlegersicht glauben wir, dass vor allen Dingen zwei Stoßrichtungen vielversprechend sind, wenn es um Investments geht: Innovation und Effizienz. In der Medizin gibt es noch erhebliches


Entwicklungspotenzial, denken Sie nur an die vielen schwer oder nicht heilbaren Krankheiten, wie Krebs oder Alzheimer. Wer hier den Durchbruch schafft, gehört zu den Gewinnern von morgen. Beim Thema „Effizienz“ geht es darum, für alle Beteiligten mehr aus den Gesundheitsausgaben herauszuholen. In diese beiden Richtungen werden wir auch in Zukunft investieren.


Herzlichen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!