Einer von zehn Erwachsenen (20 bis 79 Jahre) weltweit litt 2021 an Diabetes, wie die Internationale Diabetes Föderation (IDF) in ihrem aktuellen Bericht feststellt. Damit ist die Zuckerkrankheit eine der am weitesten verbreiteten Volkskrankheiten weltweit – und die Anzahl an erkrankten Menschen steigt.
Ein paar aktuelle Zahlen aus dem IDF-Bericht: 2021 waren weltweit rund 537 Millionen Menschen Diabetiker. Während diese Zahl im Jahr 2011 noch bei 366 Millionen lag, gehen Experten davon aus, dass sie bis 2030 auf rund 643 Millionen und bis 2045 auf rund 783 Millionen steigen wird.
Derzeit, so die IDF, entstehen weltweit durch Diabetes jährlich Gesundheitsausgaben von mindestens 966 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen etwa 420 Milliarden US-Dollar auf Nordamerika. Die Kosten werden nicht allein durch die Behandlung der Stoffwechselkrankheit erzeugt, sondern vor allem auch die entstehenden Folgekrankheiten – wie beispielsweise Hirnschlag, Herzinfarkt oder Nierenversagen.
Bei Diabetes unterscheidet man in der Regel zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Erstere wird durch einen Insulinmangel verursacht, der durch eine Fehlfunktion in der Bauchspeicheldrüse – die für die Produktion des Hormons verantwortlich ist – entsteht. Typ-1-Diabetiker erkranken meist schon in der Kindheit oder Jugend.
Typ-2-Diabetes ist die mit Abstand häufiger auftretende Variante: Mehr als 90 Prozent der Fälle sind diesem Typ zuzurechnen. Als Ursache werden hier neben erblicher Veranlagung häufig Übergewicht und Bewegungsmangel genannt. Früher war dieser Typ auch unter dem Namen Altersdiabetes bekannt: In den vergangenen Jahren nehmen aber die Fälle bei jungen Erwachsenen und sogar Jugendlichen zu. Bei dieser Variante wird entweder vom Körper nicht genügend Insulin produziert – oder dieser kann es nicht wirksam verwerten. Typ-2-Diabetes kann – zumindest im Anfangsstadium – noch durch Ernährungsumstellung, Bewegung und Medikamente behandelt werden. Im Verlauf der Krankheit kann es aber auch hier dazu kommen, dass regelmäßig, in manchen Fällen auch kurzfristig, Insulin gespritzt werden muss.
Digitales Diabetes-Management
Wie Marcel Fritsch, Portfoliomanager des Bellevue Medtech & Services (ISIN: LU0415391431), im aktuellen Marktkommentar feststellt, sorgen neue Technologien für ein immer besseres Management der Krankheit. So befinde sich der Blutzuckerwert eines gesunden Menschen etwa zu 90 Prozent in einem Zielkorridor zwischen 70 und 180 Milligramm pro Deziliter. Ein Zusammenspiel zwischen „Realtime“-CGM-Systemen und AID-Insulinpumpensystemen könne erreichen, dass sich der Glukosewert eines Diabetespatienten bis zu 70 bis 80 Prozent im Zielkorridor bewegt.
CGM steht dabei für „Continuous Glucose Monitoring“, zu Deutsch: kontinuierliche Glukoseüberwachung. Die sensorbasierten Systeme messen im Minutentakt den Gewebeglukosespiegel und übermitteln die Werte an ein kompatibles Empfangsgerät. Dies kann ein Smartphone sein – aber auch die AID-Insulinpumpe (AID = Automated Insulin Delivery, zu Deutsch: automatisierte Insulinverabreichung). Marcel Fritsch fasst die Funktionsweise zusammen: „Algorithmen der AID-Insulinpumpe analysieren den Glukoseverlauf und entscheiden automatisch, ob und wie viel Insulin verabreicht werden soll.“ Zusätzlich werden alle Daten in die Cloud hochgeladen, sodass das medizinische Fachpersonal auf die Patientendaten zugreifen kann. Die Patienten können zudem auch Drittpersonen wie Familienangehörigen Zugriff auf die Daten gewährleisten.
Marktführer der neuen Technologien
Die Portfolios der Fondsprodukte Bellevue Medtech & Services (ISIN: LU0415391431) und Bellevue Digital Health (ISIN: LU1811048138) sind derzeit zu je 17 Prozent in diverse Unternehmen investiert, die teilweise oder ausschließlich im Bereich Diabetes tätig sind.
Über die größte Patientenbasis von mehr als vier Millionen und die Preisführerschaft bei den CGM-Systemen verfügt laut Marktkommentar derzeit der FreeStyle Libre 3 von Abbott. Hier sei der größte Nachteil, dass bei diesem Produkt in den USA die Interaktion mit AID-Pumpen noch nicht zugelassen sei. Mit einer Messgenauigkeit von 8,2 Prozent und einer kurzen Aufwärmphase des Glukosesensors sei der Dexcom G7 von Dexcom das technisch am weitesten fortgeschrittene System.
Als Marktführer im Bereich der AID-Pumpen benennt Marcel Fritsch den t:slim X2 von Tandem Diabetes sowie den Omnipod 5 von Insulet. Beide Pumpen sind in den USA zugelassen und können interaktiv mit dem Dexcom G7 verwendet werden. Beim t:slim X2 handelt es sich um eine sogenannte Schlauchpumpe. Diese kann bis zu vier Jahre lang verwendet werden. Der Omnipod 5 ist als sogenannte Patchpumpe kleiner, schlauchlos, wasserdicht und wird direkt am Körper getragen. Er ist bereits für Patienten ab zwei Jahren zugelassen und gilt als ideales Einstiegsprodukt. Der Nachteil: Die kleine Pumpe muss alle drei Tage ausgewechselt werden. Tandem Diabetes arbeite aber derzeit an der Zulassung für den Mobi-Tubeless – eine wiederverwendbare Patchpumpe.
Disruptionspotenzial
„Wir gehen davon aus, dass sich der globale Erlös für CGM-Systeme im Zeitraum 2019 bis 2025 auf rund 12 Milliarden US-Dollar verdreifachen wird. Im selben Zeitraum werden sich die Umsätze mit AID-Insulinpumpen auf fünf Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln“, fasst Marcel Fritsch das enorme Investitionspotenzial der neuen Technologien zusammen. „Innerhalb der Medizintechnik zählt das digitale Diabetesmanagement auf Sicht der nächsten Jahre zu den disruptiven Technologien mit dem größten Wachstumspotenzial. Eine Beschleunigung dieses Wachstums erwartet er, sobald der FreeStyle Libre 3 auch in den USA für die Interaktion mit AID-Pumpen zugelassen werde und der Mobi-Tubeless auf den Markt kommt.
Wertentwicklung im Vergleich zur Peergroup (Aktienfonds Gesundheit/Pharma Welt, Fünf-Jahreszeitraum)
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