FondsDISCOUNT.de: Herr Müller, Ihr Dirk Müller Premium Aktien Fonds (ISIN: DE000A111ZF1) kommt bislang sehr gut durch diese schwierige Phase. Sie scheinen weniger von der Corona-Krise überrascht zu sein als manch andere Marktteilnehmer. Haben Sie die wirtschaftlichen Auswirkungen eher vorausgesehen als Ihre Konkurrenten?


Dirk Müller: Wir waren schon eine Weile auf ein Crashszenario vorbereitet, ungeachtet der Frage was der Auslöser dieser Entwicklung sein würde. Auch ohne Virus wäre ein Crash wahrscheinlich gewesen, die Hintergründe habe ich umfassend im Buch „Machtbeben – die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten“ 2018 dargelegt. Den Virus als Auslöser konnte man in der Tat nicht voraussagen, so wie man auch 2007 nicht die Pleite von Lehman hätte vorhersagen können, sehr wohl aber den Bankencrash jener Zeit. Das Virus ist jetzt Auslöser und Verstärker eines Crashs und einer Weltwirtschaftskrise, die so oder so stattgefunden hätte. Eine erstaunliche Parallelität der Ereignisse.


 


Wann wussten Sie, dass die Lage ernst ist?


In der Tat war mir mit den ersten Meldungen aus China Ende Dezember / Anfang Januar klar, was das bedeuten würde, wenn das industrielle Herz der Welt – die Region im Südosten Chinas – zum Full-Stopp kommt und ein Virus dieser Aggressivität im Verteilzentrum einer globalisierten Welt ausbricht.  Im Übrigen nicht nur mir, auch große US-Konzerne haben bereits im Dezember und Anfang Januar ihre Mitarbeiter aus China herausgeholt. Ich habe auch unsere Kunden von Beginn an darüber informiert und die entsprechenden Vorbereitungen getroffen.


Im Fonds waren wir daher voll abgesichert, was kritische Beobachter damals nicht nachvollziehen konnten. In der Konsequenz konnten wir den bisherigen Einbruch ohne jeden Schaden überstehen und sogar leicht zulegen, da wir grundsätzlich in bilanzstarke Unternehmen mit besonderen Geschäftsmodellen investieren, die auch eine Krise gut überstehen. Es ist kein Zufall, dass Amazon-Aktien derzeit auf dem Alllzeithoch stehen.


 


Wie sehen Sie die langfristigen Folgen für Europa und Deutschland soweit mit dem jetzigen Stand absehbar?


Das lässt sich kaum seriös ableiten, abgesehen von der allgemeinen Erkenntnis „nicht gut“. Wir sehen kleine und mittelständische Unternehmen zu zehntausenden im Überlebenskampf. Die wirtschaftlich ohnehin schwachen Südländer sind davon naturgemäß noch stärker betroffen als Deutschland, wo es dennoch kaum besser aussieht. Die daraus zwangsläufig resultierenden Pleiten lösen eine nicht zu verhindernde Kettenreaktion aus. Massenentlassungen – sinkende Immobilienpreise – platzende Kredite – gefährdete Bankbilanzen – Einbruch des Konsums und der Wirtschaftsleistung insgesamt weit über die akute Viruszeit hinaus. Die dazugehörigen Schlagzeilen werden wir erst in den kommenden Monaten lesen. Europa wird eine schwere Krise erleben und in der Folge wirtschaftlich und politisch weiter zusammenwachsen. Der Auslöser für das erste Zusammenrücken der europäischen Staaten war der Horror des zweiten Weltkrieges, der Auslöser für die nächste Welle des Zusammenrückens wird mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Weltwirtschaftskrise sein.


 


Wie sehr wird der Euro unter Druck geraten, gerade wenn Länder wie Spanien oder Italien so schwer von den Auswirkungen des Corona-Ausbruchs getroffen werden?


Der Euro wird besonders durch die Entwicklung in Italien und Spanien eine erneute Krise erleben, davon muss man derzeit ausgehen. Ohnehin sollte man sich darauf einstellen, dass die Entwicklung der kommenden zwei Jahre zahlreiche Währungen gefährdet und möglicherweise die Neugestaltung unseres Währungssystems – weg von klassischem Bargeld – hin zu eEuro und Digital-Dollar massiv beschleunigen wird.


 


Reagiert die EU angemessen auf die Finanzkrise - und wie sollte Europa jetzt zusammenarbeiten?


Helmut Kohl sagte einmal „Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass eine Währungsunion ohne politische Union langfristig wird funktionieren können“. Diese politische Union wurde bis heute nicht vollbracht. Entsprechend sehen wir derzeit ein unkoordiniertes Vorgehen der EU in nahezu allen Detailfragen. Ich glaube wir können davon ausgehen, dass diese Erkenntnis – unter Druck einer Weltwirtschaftskrise großen Ausmaßes – zu der erwähnten weiteren Verschmelzung der EU-Staaten im Nachgang beitragen wird.


 


Wie hart wird es den Bankensektor treffen?


Der Bankensektor wird extrem hart getroffen, da in allen Bereichen Kredite ausfallen und auch in den Handelsbüchern extreme Risiken entstehen. Ich behaupte, dass keine Risikoabteilung einer Bank die jetzige Situation in ihren Risikoszenarien abgebildet hatte. Nur die Zukunft wird zeigen, bei wem das zu existenziellen Schwierigkeiten führt und bei wem nicht. Dass italienische Banken, die schon vor der Krise am wirtschaftlichen Abgrund standen hier schadlos durchkommen, kann man sich kaum vorstellen.


Der Anleger muss sich jetzt genau anschauen, wie sicher sein Institut im Zweifel ist, denn nach den Erfahrungen 2008 wurden die Bail-in-Regeln eingeführt, wodurch im Falle einer Gefährdung der Bank zunächst nicht der Steuerzahler, sondern die Gelder der Kunden auf den Konten zur Sanierung herangezogen werden können. Es heißt derzeit immer wieder, die Banken wären wesentlich besser vorbereitet und hätten jetzt mit 13 Prozent eine deutlich höhere Eigenkapitalquote als damals, aber auch die UBS hatte 2008 eine Eigenkapitalquote von 13 Prozent und wir wissen, dass das schon damals nicht gereicht hat… ohne Weltwirtschaftskrise der aktuellen Dimension.


Der europäische Bankensektor ist derzeit gefährdeter als der amerikanische. Viele US-Banken haben sich seit 2008 mit riesigen Gewinnen Polster angelegt, von denen die europäischen Kollegen nur träumen können.


 


Ihr Dirk Müller Premium Aktien Fonds (ISIN: DE000A111ZF1) ist mit dem Ziel gestartet, dass die Anleger in Krisenzeiten gut abgesichert sind. Jetzt ist dieser Fall eingetreten und während viele Konkurrenten Verluste einfahren mussten, konnte Ihr Fonds noch Gewinn generieren. Was waren die Treiber dieser positiven Entwicklung?


Wir sichern den Fonds in solchen Zeiten konsequent bis zu 100 Prozent mittels Futures, die uns sehr beweglich halten, gegen Kurseinbrüche ab und nutzen die täglichen Auszahlungen aus den Future-Absicherungen für Zukäufe weiterer preiswerter Aktien. Da wir stark auf Qualitätsaktien setzen liegen diese oftmals besser als der Gesamtmarkt, was und trotz Absicherung immer wieder kleinere Zugewinne beschert. Das Ziel ist natürlich im Rahmen einer nachhaltigen Bodenbildung – von der wir derzeit noch entfernt sind – die Absicherungen aufzulösen und dann die große Aufwärtsbewegung voll mitzugehen… ohne zuvor größere Verluste gemacht zu haben.


 


Wie ordnen Sie die jetzige Situation an den Finanzmärkten ein?


Nach dem ersten schweren Schlag von etwa 40 Prozent nach unten erleben wir zuletzt eine Gegenbewegung, die bislang alle Merkmale einer Bärenmarktrally trägt. Ähnliche Krisenszenarien der vergangenen Jahrzehnte zeigen sehr vergleichbare Muster. Erster schwerer Schlag, eine darauffolgende deutliche Erholung der Kurse, bevor dann die eigentliche wesentlich stärkere und anhaltendere Abwärtsbewegung einsetzt.


Eine direkte V-förmige Erholung, die sich viele erhoffen, kann man nie ausschließen, eine solche ist aber derzeit ein wesentlich unwahrscheinlicheres Szenario.


Wir versuchen aber nicht die Zukunft vorherzusehen, weshalb wir uns mit unserer Strategie an die jeweilige Marktrealität anpassen. Sollte es direkt weiter nach oben gehen… wir kommen gerne mit.


 


Wie planen Sie in so turbulenten Marktzeiten mit Ihrem Fonds? In Tagen oder Wochen?


Grundsätzlich ist unser Fonds auf viele Jahre ausgerichtet. Wir fragen nicht, wo der Aktienkurs eines Unternehmens in vier Wochen steht, sondern wo das entsprechende Unternehmen wirtschaftlich in fünf bis zehn Jahren steht. Der Aktienkurs wird dem dann in Zukunft auch entsprechen. In Bezug auf die Absicherungen müssen wir natürlich sehr viel kurzfristiger denken und die akuten Risiken und Chancen sehen. Absicherungen gehen wir sehr schnell ein, um nicht überrascht zu werden und zu viele Federn zu lassen. Risiko nehmen wir wieder auf, wenn unsere Indikatoren eine gewisse nachhaltige Stabilisierung der Situation anzeigen.


 


Die Anleger honorieren offenbar Ihre Arbeit. Ihr Fondsvolumen stieg erstmals auf über 300 Millionen Euro an. Welche positiven Auswirkungen hat das auf die Fondskosten?


Der Fonds ist in den vergangenen Wochen geradezu explodiert, sodass wir soeben die 500 Millionen-Euro-Marke knacken konnten. Die Anleger wissen die Stabilität, die wir ins Depot bringen gerade in diesen unsicheren Zeiten extrem zu schätzen. Wir haben den Fonds von Beginn an für exakt diese Crashsituation konzeptioniert – und jetzt zeigt sich, dass wir auch liefern was wir versprochen haben.


Dazu gehört auch eine faire Kostenstruktur. Wir verzichten von Beginn an vollständig auf Performance-Gebühren. Im Gegenteil haben wir bei Fondsauflage versprochen, die Managementgebühren bei Überschreiten von 100 Mio. und dann bei 250 Mio. € jeweils um 5 Basispunkte zu senken, was wir gerade für alle Kunden selbstverständlich auch getan haben.


Der Fonds war als meine ganz persönliche Arche konzeptioniert, um mein Geld und das interessierter Anleger durch einen schweren Börsensturm zu bringen. Das Konzept geht derzeit voll auf, aber es ist noch ein weiter Weg bis der Sturm sich legt. Wenn die Börse eines lehrt, dann die Demut, dass man sich nie sicher sein kann was als nächstes passiert.


 


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