Ein Plus von 25 Prozent hält Dr. Jens Erhardt beim Dax bis zum Frühjahr 2021 für realistisch. Als Grund für diese mutige Prognose dafür sieht er eine historisch einmalige Entwicklung: Für den erfahrenen und renommierten Vermögensverwalter ist der beste Börsenindikator die Veränderung der Geldmenge M1 wie er in einem ausführlichen Bericht in Focus Money darstellt (der ganze Artikel ist über diesen Link frei zugänglich). Aktuell expandiere die US-Geldmenge M1 in einer Jahresrate von weit über 100 Prozent, was es in der Geschichte zuvor noch nie gegeben habe, so Erhardt. Dieser Frühindikator setzt sowohl als in den USA als auch in Europa positive Vorzeichen und steht somit deutlich auf Grün. Zusätzlich würden die massiven fiskalpolitischen Stimulierungen den Aufwärtstrend an den Weltbörsen weiter befeuern.
Der Marktkenner teilt auch nicht den Pessimismus mancher Fachleute, die aufgrund der aktuellen Situation die fundamentalen Aussichten als zurückhaltend bis negativ sehen. Diese würden die Macht der Notenbanken unterschätzen, denn die Börse würde immer der monetären Entwicklung folgen und die Konjunktur bessere sich in der Folge nach etwa zehn bis zwölf Monaten. Das zeige sich unter anderem daran, dass die Aktienbörsen nach oben schnellen, wenn die Gewinnentwicklung besonders schlecht sei. Da kein Ende des Quantitativen Easing nicht in Sicht sei, gebe es auch keine Zeichen dafür, dass sich an dieser Entwicklung was ändern könne. Deshalb kommt für Erhardt als Anlegerschutz vor dieser neuen Marktmacht der Notenbanken nur eine Aufstockung der Gold- und Aktienquote infrage.
Die von Dr. Jens Erhardt gegründete DJE Kapital AG verwaltet aktuell 11,7 Milliarden Euro. Grundsatz seiner Vermögensverwaltung ist es, sich nicht von Gier oder Angst leiten zu lassen, sondern die Marktstimmung kühl zu analysieren – und zwar in jeder Marktphase. Mit dieser Grundeinstellung und der konsequenten Ausrichtung auf Qualität und Substanz haben die DJE-Fonds das erste halbe Jahr mit seinem tiefen coronabedingten Performance-Einschnitt zum Teil mit moderaten Verlusten, aber insgesamt verhältnismäßig gut überstanden. Ein Überblick auf ausgewählte Fonds nach dem turbulenten ersten Halbjahr 2020:
DJE – Zins und Dividende (ISIN: LU0553164731)
Der im Jahr 2011 aufgelegte DJE – Zins und Dividende ist ein globaler Mischfonds und ist mit knapp unter zwei Milliarden Euro Fondsvolumen das Dickschiff des Vermögensverwalters. Gröbere Verluste in der Coronakrise konnten verhindert werden, weil der Fonds bereits im Januar 2020 defensiv ausgerichtet wurde. DJE gibt an, schon in der frühen Phase einer sich abzeichnenden Krise die anfälligen Sektoren Automobile, Reisen/Freizeit, Industrie, Banken und Öl/Gas im Fonds untergewichtet zu haben. Gleichzeitig sei das Engagement in eher antizyklischen Branchen wie Versorger, Gesundheitswesen, Telekommunikation und Nahrungsmittel & Getränke erhöht worden.Diese ausgewählten Einzeltitel hätten laut DJE im Vergleich zum Markt nur leichte Verluste hinnehmen müssen. Zudem sei das Fondsmanagement im Januar dazu übergegangen, das Aktienrisiko zu senken, indem einzelne Titel (mit Optionen) abgesichert worden seien.
Diese Strategie scheint sich bewährt zu haben. Aktuell liegt der Anleihenanteil bei 51,63 Prozent. Hochwertige Staatsanleihen sind noch als „sicherer Hafen“ bzw. Cash-Ersatz nachgefragt, teilt DJE mit (Stand: 30. Juni 2020). „2- und 10-jährige deutsche Staatsanleihen rentieren mit aktuell -0,68% bzw. -0,45% weiterhin negativ. Die Renditen 10-jähriger US-Treasuries sind auch deutlich von 1,51% zu Jahresbeginn auf 0,65% zurückgegangen. Die Rendite 2-jähriger Treasuries erhöhte sich dagegen von 1,31% auf 1,48%. US-Staatsanleihen wurden reduziert. Das Fondsmanagement sieht Chancen bei der anhaltenden Ausweitung der Spreads ausgewählter Unternehmensanleihen und hat im erstarkenden Primärmarkt diverse neu emittierte Papiere gezeichnet, zuletzt aus den Branchen IT, Chemie und Konsumgüter“, heißt es beim Vermögensverwalter.
DJE – Short Term Bond (ISIN: LU0159549814)
Der Investitionsschwerpunkt des DJE – Short Term Bond liegt auf Anleihen in Euro mit kürzeren Laufzeiten. Außerdem legt der Fonds Teile seines Vermögens in Fremdwährungsanleihen an. Der Fonds zielt auf eine möglichst stabile Wertentwicklung. Durch eine ausgewogene Mischung der Wertpapiere und einen überschaubaren Anlagehorizont sollen größere Schwankungen des Fondspreises vermieden werden.
Ein wichtiger Bestandteil im Portfolio sind – für manchen Marktteilnehmer vielleicht überraschend – italienische Staatsanliehen sind ein Chance, die sonst keiner sieht, erklärt Erhardt gegenüber Focus Money. Denn entgegen der landläufigen Meinung sei nicht Italien das Schuldenland Europas, sondern Frankreich. „In den letzten 20 Jahren seit Euro-Einführung hat sich Italien ohne Ausnahme in jedem Jahr weniger neu verschuldet als Frankreich.“ Zudem sei die Unternehmensverschuldung in Frankreich dreimal so hoch wie die in Italien. Pro Kopf weise Italien sogar eine geringere Auslandsverschuldung als Deutschland auf, so der Fondsmanager. Es sei daher ein extremes Missverhältnis, dass zehnjährige Anleihen aus Frankreich mit einem Negativzins gehandelt würden, jene aus Italien aber bei einer Positivverzinsung von rund 1,5 Prozent lägen.
DJE Gold & Stabilitätsfonds (ISIN: LU0323357649)
Der DJE Gold & Stabilitätsfonds ist ein vermögensverwaltender Fonds mit Absolute-Return-Ansatz, der verschiedene Anlageklassen intergriert: Edelmetalle, kurzfristige Bankeinlagen, weltweite Dividendenwerte aus defensiven Sektoren und Schweizer Aktienwerte sowie Staats- und Unternehmensanleihen von guter Bonität. Bis zu 30% des Fondsvermögens können direkt in physisch hinterlegtem Gold angelegt werden. Die Gesamtanlage in Gold (direkt oder indirekt über Verbriefungen) ist auf maximal 49% des Fondsvermögens begrenzt.
Strukturell für Gold spricht laut DJE so einiges: „Im ersten Halbjahr 2020 stieg der Goldpreis –in US-Dollar sowie in Euro gerechnet – um ca. 16 Prozent, und im 2. Quartal verzeichnete Gold den stärksten Quartalsgewinn seit dem Q1/2016. Der Preisanstieg ist damals wie heute vor allem auf eine starke Investorennachfrage zurückzuführen. Allein im abgelaufenen Quartal flossen den weltweiten Gold-ETFs mehr als 380 Tonnen zu. Damit lagen die ETF-Zuflüsse des ersten Halbjahres 2020 weit über den gesamten Zuflüssen aus dem Jahr 2009, das bislang als Rekordjahr gilt. Die Investorennachfrage konnte im ersten Halbjahr 2020 damit die extrem schwache und stark rückläufige asiatische Gold-Nachfrage überkompensieren. Die weltweite Verunsicherung über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ist hoch und Investoren fragen verstärkt Gold nach. Aufgrund einer wohl nur schleppend laufenden Konjunkturerholung der wichtigsten Volkwirtschaften (ex. China) dürfte sich an der expansiven Geld- und Fiskalpolitik der Notenbanken und Regierungen nichts ändern. Auch dürften die Rufe nach weiteren Stimulierungsmaßnahmen anhalten.
Die Exploration neuer Goldvorkommen steige wieder an. Doch vom Fund bis zur Produktion vergehen mindestens zehn Jahre, heute eher länger. Keine Minengesellschaft kann große neue Projekte einfach aus dem Hut zaubern. Das Goldangebot aus der laufenden Minenproduktion dürfte daher strukturell unter Druck kommen. Gold bringt zwar keine Zinsen, kostet aber auch keine. Angesichts der steigenden Verschuldung von Staaten und dem fallenden Zinsniveau wird Edelmetall zunehmend attraktiv. Für die Alternativwährung Gold sprechen zudem ein gewisser Anlagenotstand und ein von den Zentralbanken unterstützter Wertverlust der wichtigsten Währungen.“