HEH-Flugzeugfonds „Ein Asset ohne Bank im Nacken“
Flugzeugbeteiligungen von HEH sind in der Regel zügig ausplatziert. Was hinter dem Konzept der Hamburger steht, erklärt HEH-Vertriebsleiter Henning Kranz im Interview.
FondsDISCOUNT.de: Warum sollten Anleger in ihrem Depot auch Sachwerte halten?
Henning Kranz: Wir glauben an eine ganzheitliche Allokation. Die Verbindung zwischen der Asset-Allokation und der Laufzeiten-Allokation kann kaum ein anderes Produkt auf dem deutschen Kapitalmarkt einem Anleger bieten. Ein AIF (Alternativer Investment Fonds) gehört unseres Erachtens in ein gut strukturiertes Depot und hat genau seine Daseinsberechtigung, wie Aktien, Anleihen und andere strukturierte Produkte. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich immer, dass der Anleger aufgeklärt und sich seiner Chancen und Risiken der unternehmerischen Beteiligung bewusst ist. Soweit dies der Fall ist, sollte die Beimischung durch einen AIF in Betracht gezogen werden. Durch das KAGB (Kapitalanlagegesetzbuch), einer KVG (Kapitalverwaltungsgesellschaft) und einer externen Verwahrstelle zählt der AIF mittlerweile zu einer der transparentesten Anlagen, die auf dem deutschen Kapitalmarkt zugelassen sind.
Sie setzten vor allem auf Regionalflieger und regionale Fluggesellschaften. Warum sind das aktuell die Gewinner im Luftverkehr?
Der Regionalverkehr war in den vergangenen Jahrzehnten das wachstumsstärkste Marktsegment im Luftverkehr. Seit 1971 liegt die jährliche Steigerung des Passagieraufkommens in diesem Segment bei über 10 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Bei Linienfluggesellschaften lag das Wachstum bei rund 4 Prozent p.a. Der Regionalflugzeugmarkt wird gemäß Prognosen über die kommenden 20 Jahre weiter deutlich wachsen, wobei die Entwicklung innerhalb dieses Marktes je nach Sitzplatzkapazität stark variieren wird: Da die Einsparung von Betriebskosten bei steigendem Passagieraufkommen heute ein ausschlaggebender Faktor bei der Kaufentscheidung ist, geht der Trend zu größeren und treibstoffsparenden Regionalflugzeugen. Besonders hohe Zuwachsraten erwartet der Wettbewerber Bombardier dementsprechend bei Regionalflugzeugen mit 60 bis 99 Sitzplätzen. Bestand die Flugzeugflotte in diesem Segment 2014 noch aus 2.900 Flugzeugen, wird für das Jahr 2034 ein Anstieg auf 6.900 Flugzeuge prognostiziert. Ebenfalls stark wachsen soll die Flotte der Flugzeuge mit einer Kapazität zwischen 100 und 149 Sitzplätzen. Hierfür wird ein Anstieg von 4.400 auf 8.100 Einheiten vorhergesehen. Diese beiden Marktsegmente werden damit immer mehr zum Herzstück des wachstumsstarken Regionalverkehrs. Kleinere Regionalflugzeuge mit weniger als 50 Sitzplätzen werden hingegen aufgrund der hohen operativen Kosten pro Sitz deutlich an Bedeutung verlieren und immer mehr durch größere Regionalflugzeuge ersetzt.
In der Regel sind Ihre Flugzeug-Beteiligungen sehr zügig ausplatziert. Ist eine Investition in Regionalflugzeuge vielversprechender als bei anderen Flugzeugklassen?
Unsere zügige Ausplatzierung liegt meines Erachtens nicht an der Flugzeugklasse, sondern vielmehr an unserem Konzept. Wir haben aktuell den 19. Flugzeugfonds der HEH im Vertrieb und das Konzept wie beim ersten Flugzeugfonds. Wir haben dieses geringfügig angepasst. Ab der HEH Helsinki sind wir vom Vermögensanlagegesetz (VermAnlG) in das KAGB gewechselt und haben somit eine KVG und eine Verwahrstelle dazubekommen und ab diesem Zeitpunkt auch die Laufzeit leicht verkürzt. Gerade diese Themen, die uns und unseren Anlegern so wichtig sind – geplante Volltilgung des Fremdkapitals und Ausschluss von Währungsrisiken im Erstleasingvertrag, attraktive Auszahlungen im Quartalsrhythmus und unser professionelles Management – wurden nie geändert.
Wir sind ein inhabergeführtes Emissionshaus, welches sich frühzeitig spezialisiert hat. In diesem Bereich fühlen wir uns wohl und das ist sicher auch einer der Gründe, warum wir so gut bei unseren Partnern aufgenommen werden. Schauen Sie sich die Gesellschafterstruktur von unserem aktuellen Leasingnehmer Air Nostrum an. Die Gesellschafteranteile liegen größtenteils in privaten Händen. Wir sprechen nicht mit Großkonzernen wie Emirates oder Cathey Pacific, wir sprechen auf Augenhöhe.
Ihr Emissionshaus gibt es seit fast elf Jahren, ihre Leistungsbilanz kann sich sehen lassen: Alle Flugzeugfonds sind im oder über Plan. Sehen Sie den Erfolg auch in Ihrem Prinzip begründet, das Fremdkapital während der Laufzeit des Erstleasingsvertrags zu tilgen?
Ja, das ist genau der Punkt, der uns Recht gibt. Wir sind im regelmäßigen Kontakt mit unseren Vertriebspartnern und Kunden. 16 unserer Flugzeugfonds haben wir mit einer Laufzeit von 17 Jahren prospektiert. Auf Wunsch unserer Kunden wurde diese bei dem aktuellen Angebot HEH Palma auf unter 14 Jahre verkürzt. Wir haben Wiederholungszeichnerquoten von 50 bis 70 Prozent in neu aufgelegten Beteiligungsangeboten! Das heißt, dass jeder zweite Kunde schon mindestens einen Flugzeugfonds aus unserem Hause hat. Die Reaktionen unserer Kunden und die damit schnelle Ausplatzierung unserer Fonds zeigen uns regelmäßig, dass wir ein Produkt haben, in welches gern investiert wird. Wir möchten keine Produkte vorgeben, sondern sehen es als unsere Philosophie an, Produkte zu konzipieren, mit denen wir alle Freude haben. Dazu gehört der regelmäßige Austausch mit Kunden und Vertriebspartnern.
Was sind die Vorteile für die Anleger bei der bei HEH üblichen Leasingfinanzierung?
Wir versuchen Risiken für die Anleger zu minimieren. Zum Beispiel haben wir das anfängliche Währungsrisiko an die Airline ausgegliedert. Der Leasingnehmer zahlt eine zweigeteilte Leasingrate. Einmal in der Währung des Fremdkapitals (für den Kapitaldienst) und einmal in Euro (für die Auszahlungen). Zusätzlich haben wir die Vollentschuldung innerhalb des Erstleasingvertrages, so dass die Bank nach dem Erstlease vollkommen bedient ist und das Flugzeug nur noch den Anlegern gehört. Das nimmt den Druck für eine Anschlussvermietung oder einen Verkauf. Die Konditionen können einfacher verhandelt werden, ohne dass wir Rücksicht auf eventuelle Tilgungsraten nehmen müssen. Der Anleger steht somit im Vordergrund. Das Betriebskostenrisiko liegt komplett bei der Fluggesellschaft.
Was passiert üblicherweise nach der Mindestleasinglaufzeit mit den Flugzeugen?
Nach der Mindestleasinglaufzeit ist zunächst das Fondsflugzeug komplett vom Fremdkapital entschuldet. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn ansonsten hätten wir das Problem, was viele Anleger von den Schiffen kennen – ein Asset mit einer Bank „im Nacken“. Durch die Vollentschuldung können wir zusammen mit den Anlegern die bestmögliche Option finden, entweder der Weiterbetrieb durch die Airline, eine Übernahme durch einen neuen Leasingnehmer oder der Verkauf des Flugzeuges. Bei einem möglichen Verkauf des Flugzeuges wird der Fonds letztendlich geschlossen und somit kommt es zu einer Schlussauszahlung für die Kunden.
Wie planen Sie die Weitervermarktung der Flugzeuge?
Wir haben in allen unseren Flugzeugfonds die Möglichkeit einer Verlängerung seitens unseres Leasingnehmers. Der jetzige Leasingnehmer kann die Möglichkeit nutzen und somit das Flugzeug auch über die Erstleasinglaufzeit hinaus in Betrieb halten. Die Vorteile liegen auf der Hand. Ähnlich wie beim Auto kennt der Partner das Flugzeug und hat die technische Wartung selber – durch Aufsicht des Assetmanagements – vollzufrieden durchgeführt. Was sollte also für einen Wechsel sprechen? Eine Rückgabe des Flugzeugs kostet der Airline Geld. Sobald wir den Rückgabewunsch (die ersten Gespräche beginnen rund zwei Jahre vor Ablauf des Vertrages) und damit die Nichtverlängerung eines Leasingvertrages erhalten, haben wir bei allen Fonds ein professionelles Assetmanagement, welches sich um die Neuvermarktung kümmern wird. Alternativ kann über einen Verkauf des Flugzeugs nachgedacht werden. Hier müssen dann alle Komponenten, wie steuerliche Gründe und Rendite für die Anleger, zusammenpassen.
Bei Ihrem Fonds HEH London hat aktuell die britische Fluggesellschaft Flybe die prospektierte zweijährige Verlängerungsoption gezogen. Was bedeutet das für die Anleger?
Laut Prospekt ist das Flugzeug nach der Erstleasinglaufzeit zum größten Teil vom Fremdkapital entschuldet. Wie bei all unseren Flugzeugfonds prospektiert und hier auch bei der HEH London eingetreten, wird diese Entschuldung aus einem einfachen Grund stattfinden. Hätte Flybe die Option nicht gezogen, wäre eine Strafzahlung in Höhe der Leasingrate der Jahre 11 und 12 sofort fällig gewesen – aufgeteilt in eine Euro-Komponente für die Fonds, sprich die Anleger, und eine Komponente in Höhe des Kapitaldienstes (Zins und Tilgung) um das Fondsflugzeug komplett zu entschulden. Die weiteren zwei Jahren Leasing durch Flybe geben uns die Gewissheit einen Leasingnehmer an Bord zu haben, der all seinen Verpflichtungen pünktlich und gewissenhaft nachkommt und damit den Anlegern weiterhin die Auszahlungen, wie wir sie vor knapp zehn Jahren prospektiert haben, ermöglicht. Wir sind glücklich mit Flybe einen Partner zu haben, der rechtzeitig unser Gesprächsangebot aufgenommen hat und die Partnerschaft fortführt.
Herr Kranz, vielen Dank für das Interview!