Nachranganleihen sind eine spezielle Form der Unternehmensanleihen. Im Falle der Insolvenz des Emittenten wird der Anleger erst nach den Inhabern normaler Schuldverschreibungen – jedoch noch vor Aktionären – bedient. Neben diesem Risiko gibt es aber auch Chancen, an der Profitabilität des Unternehmens teilzuhaben. Nachranganleihen weisen nämlich eine höhere Rendite auf als herkömmliche Unternehmensanleihen.

Der Fonds Aramea Rendite Plus (DE000A0NEKQ8) handelt mit dieser Assetklasse. Fondsmanager Sven Pfeil beantwortet im Interview mit FondsDISCOUNT.de Fragen zum Thema Risikomanagement, Attraktivität und Rendite von Nachranganleihen.

Sehr geehrter Herr Pfeil, können Sie unseren Lesern etwas zum Risikomanagement sagen in Bezug auf die Auswahl der Nachranganleihen, die Bonität der Unternehmen, Diversifikation, etc.?
Entscheidend ist die Kreditqualität der Emittenten, da die Recovery Rates* bei Nachranganleihen niedriger sind als bei nicht-nachrangigen Anleihen. Im Nachrangbereich gibt es mehrere Abstufungen (Lower und Upper Tier 2, Tier 1 und CoCos**), die unterschiedliche Risikoprofile aufweisen. Wir schauen uns bei den Banken diverse Kennziffern, wie Eigenkapitalausstattung, Cost-Income Ratio, Gewicht der problembehafteten Kredite an, um die Risiken einschätzen zu können. Darüber hinaus beobachten wir permanent die Entwicklung der Risikoaufschläge (Spreads) und der Aktienkurse, um zeitnah Signale zu erkennen.

Zudem sind wir sehr breit diversifiziert und halten über 300 Anleihen im Fonds. Dies machen wir nicht nur um eine breite Risikostreuung zu erzielen, sondern auch aus Gründen der Liquidität. Kleinere Volumina lassen sich leichter handeln als große Blöcke.

Wie kontrollieren Sie das Ausfallrisiko der Nachranganleihen?
Bei unseren Auswertungen schauen wir uns die Veränderungen bei den Risikoaufschlägen – absolut und auch relativ – sowie die Aktienkursentwicklung bei börsengelisteten Emittenten an. Darüber hinaus arbeiten wir mit einem anerkannten Modell, das uns laufend die Ausfallwahrscheinlichkeiten anzeigt. Diese gleichen wir mit den Prämien im Markt ab.

Welchen Anlagehorizont sollten Anleger für den Aramea Rendite Plus ansetzen?
Als Anleger im Aramea Rendite Plus muss man ein gewisses Maß an Volatilitäten aushalten können. Der Anlagehorizont sollte daher auf mindestens drei Jahre ausgerichtet sein.

Der Fonds wurde bereits 2008 aufgelegt. Wie hat sich die Relevanz des Konzepts in den darauf folgenden Jahren mit stets weiter sinkenden Zinsen verändert?
Der Fonds wurde im Dezember 2008 aufgelegt, als der Bankensektor bedingt durch die Lehman-Pleite stark unter Druck stand. Seitdem hat sich insbesondere regulatorisch einiges getan. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat 2010 mit seinem Regelwerk Basel III Finanzinstitute gezwungen, ihre Eigenkapitalquote sukzessive zu erhöhen und die Qualität ihrer Assets zu verbessern. Seither werden bei Banken regelmäßig Stresstests durchgeführt. Diese regulativen Maßnahmen spielen den Bond-Investoren natürlich in die Hände. Gleichzeitig verlieren die Nachranganleihen alten Formats sukzessiv an Anrechenbarkeit auf das Eigenkapital für den Emittenten. Dies hat zur Folge, dass die traditionellen Nachranganleihen für den Emittenten zunehmend unattraktiver werden und somit die Kündigungswahrscheinlichkeit steigt. Das macht diese Anleihen entsprechend noch attraktiver für den Anleger.

Sind die ehemaligen Krisenländer (Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland) mittlerweile wieder für ein Investment geeignet?
Wir haben kein Exposure in Griechenland oder Portugal. In Spanien sind wir nur in den nationalen Champions Santander uns BBVA investiert. Insgesamt liegt hier die Gewichtung im Fonds unter drei Prozent. Im italienischen Bankensektor haben wir aktuell keine Positionen. Angesichts fauler Kredite von geschätzten 360 Milliarden Euro und geringen Rückstellungen, die weniger als die Hälfte abdecken sollen, bestehen dort erhebliche Risiken. Ohne eine staatliche Bankenhilfe ist kaum eine Lösung möglich. Solange sich hier keine nachhaltige politische Lösung abzeichnet, bleiben wir in Italien an der Seitenlinie und verzichten auf vermeintliche „Opportunitäten“.

Eignet sich der Fonds als Beimischung zu klassischen Renteninvestments?
Wir glauben, dass der Aramea Rendite Plus eine ideale Beimischung zu einem klassischen Rentenportfolio ist. Seit Fondsauflage haben wir eine leicht negative Korrelation zum klassischen Rentenmarkt. Das Produkt bietet mit einer durchschnittlichen Rendite der im Fonds enthaltenen Anleihen von aktuell 5,65 Prozenten einen signifikanten Renditevorteil gegenüber Staatsanleihen, Seniorbonds oder Pfandbriefen. Wir glauben, dass das Liquiditäts- und Nachrangrisiko deutlich überkompensiert wird.

Können Sie unseren Anlegern ein Beispiel für Werttreiber im Portfolio des Fonds nennen?
Eine Anleihe, die uns in diesem Jahr viel Freude bereitet hat, wurde bereits im Jahre 2003 von der UBS emittiert. Hierbei handelt es sich um eine in US-Dollar notierte Anleihe, die in Stücken handelt (25 US-Dollar entsprechen 100 %). Diese Anleihe haben wir Anfang des Jahres zu Kursen zwischen 16 und 17 erworben (entspricht 64-68 %). Zum 15.06.2016 wurde dieser Bond von der UBS zu 25 USD gekündigt, also zu 100 Prozent, was zu einem rasanten Kursanstieg führte. Die erzielte Kursperformance aus dieser Position betrug somit ca. 47 Prozent. Dies ist ein Beispiel dafür, dass Emittenten Anleihen kündigen, die ihre Anrechenbarkeit auf das Eigenkapital verlieren.

Anmerkungen:
*Realisierungsquote oder Insolvenzquote. Anteil des Kapitals, das bei der Fälligkeit vom Anleiheschuldner eingetrieben werden kann.
**Convertible Corporate Bonds. Anleihen, die ab einer bestimmten Schwelle in Aktien umgewandelt werden.