Der Fall Uniper


Die Schlagzeilen um den Gaskonzern Uniper schlagen derzeit hohe Wellen. Vor zwanzig Jahren ermöglichte die damalige rot-grüne Bundesregierung per Ministererlaubnis den Zusammenschluss von E.ON und Ruhrgas, dem damals größten Gasanbieter Deutschlands. Wie die Tagesschau berichtet, spielten Lobbyismus und Interessen Einzelner eine tragende Rolle bei der Übernahme. Trotz Ablehnung und Kritik seitens des Bundeskartellamtes und der Monopolkommission wurde die Fusion genehmigt. Die zuständigen Politiker, der ehemalige Wirtschaftsminister Werner Müller und dessen Staatssekretär Alfred Tacke, übernahmen recht kurz nach dem Zusammenschluss führende Positionen im neuen Unternehmensverbund ein.


Das große Problem der Monopolisierung tritt heute schmerzhaft zutage: Während die Lizenz für ein Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven ungenutzt verstrich, wurden die Investitionen in den russischen Gasmarkt verstärkt. Die heutige Abhängigkeit von russischem Gas und die daraus resultierenden Sparmaßnahmen sind unter anderem auf die Übernahme von Ruhrgas durch E.ON zurückzuführen. 2016 folgte die Abtrennung der Gassparte von E.ON, und das Unternehmen Uniper entstand. Heute gehört es mehrheitlich zum finnischen Energiekonzern Fortum.


Die Folgen von Deutschlands Abhängigkeit zeigen sich nicht nur in Sparmaßnahmen, sondern auch im Fall der Uniper-Aktie: Wie boerse.de berichtet, verzeichnet Uniper seit der Einschränkung russischer Gaslieferungen ein Minus von rund 60 Millionen Euro am Tag. Das Problem ist, dass Uniper teures Gas einkaufen muss, um seine Verträge erfüllen zu können. Die Aktie ist indes von rund 40 Euro im Februar auf ein Tief von nicht einmal sechs Euro gefallen.


Gasumlage


2,4 Prozent – das ist die magische Zahl der kommenden Gasumlage. Sie sieht vor, dass ein Teil der hohen Verluste der Unternehmen auf die Verbraucher umgelegt wird, um Insolvenzen zu verhindern. Konkret bedeutet es, dass Verbraucher 2,4 Cent mehr pro Kilowattstunde zahlen müssen. Die Umlage soll Unternehmen wie Uniper aus der Schieflage retten. Bislang haben zwölf Konzerne angemeldet, die Umlage nutzen zu wollen. Darunter befinden sich jedoch auch Firmen, die in den letzten Monaten Gewinne verzeichnet haben, wie die Tagesschau berichtet. Kritik gibt es vor allem an den ausländischen Versorgern wie Gunvor, OMV und Axvo, die seit Erhöhung der Energiepreise ihre Gewinne im letzten Halbjahr um bis zu 200 Prozent haben steigern können, so die Tagesschau. Auch deutsche Unternehmen wie der Gasimporteur VNG und die Oldenburger EWE stehen in der Kritik. VNG habe zwar in den letzten Monaten Verluste verzeichnet, gehört aber zur EnBW und stehe nicht vor einer existenziellen Bedrohung. Die EWE ist mit etwa 355 Millionen Euro operativem Verdienst und mit der Investmentgesellschaft Ardian im Rücken gut aufgestellt. Es gibt jedoch auch positive Beispiele. So kündigten die RWE und Shell jüngst an, auf die Gasumlage trotz Verlusten in der Gassparte bis auf Weiteres verzichten zu wollen.


Des einen Leid ist des anderen Freud


Die Abhängigkeit vom russischen Gas macht sich auch bei den Gewinnern der Energiekrise bemerkbar. Die RWE aus Essen ist ein Paradebeispiel: Sie importiert nur wenig Gas aus Russland und setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Diese sind so gefragt wie nie. Zudem profitiere der Konzern von den aktuellen Marktpreisen, wie der WDR erklärt. Für seine Gewinne ernte die RWE aber auch Kritik. Seitens der Politik und einiger gemeinnütziger Organisationen hagelte es Kommentare, dass die Gewinne der RWE in Anbetracht des Krieges in der Ukraine nicht ethisch seien. Außerdem setze die RWE immer noch zu stark auf fossile Energieträger und Atomkraft. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig von der SPD setzt sich für eine Übergewinnsteuer ein, welche Unternehmen mit sehr hohen Gewinnen an der Lösung der Energiekrise beteiligen würde. Bislang wurde dieser Vorschlag von Finanzminister Lindner blockiert.


Ob ethisch oder nicht – fest steht, dass einige Unternehmen als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Konzerne, die nicht oder nur wenig auf russisches Gas und zum Beispiel vermehrt auf erneuerbare Energien setzen, stehen sehr gut da. Anstatt auf ein Entlastungspaket der Bundesregierung zu warten, könnte ein Investment in einen Energiefonds das verlorene Geld der Gasumlage wieder einfangen.


Fonds mit Power


Der Pictet - Clean Energy (ISIN: LU0280435388) ist ein beliebter Aktienfonds im Sektor Umwelt, Klima und Neue Energien. Das Sondervermögen des thesaurierenden Fonds wird in der ganzen Welt investiert. Die Unternehmen im Portfolio sollen zu einem geringeren CO2-Ausstoß beitragen. Darüber hinaus setzt der Fonds auf Unternehmen, die auf die Erzeugung, Übertragung und den Vertrieb sauberer Energien spezialisiert sind oder Technologien dafür herstellen. Der Fonds ist aktuell primär in den USA investiert. Zudem finden sich Titel aus Deutschland, Spanien und China sowie weiteren europäischen Ländern im Portfolio. Die Top-Holdings des sparplan- und VL-fähigen Fonds kommen von NextEra Energy, On Semiconductor und Synopsis. Auch die RWE ist im Portfolio vertreten.


Der BlackRock Global Funds - World Energy Fund (ISIN: LU0171301533) strebt einen maximalen Gesamtertrag an. Dafür investiert er weltweit in Unternehmen, die auf Energieerzeugung sowie auf die Erschließung und Erforschung neuer Energiequellen spezialisiert sind. Die Strategie des thesaurierenden Fonds hat sich in der Vergangenheit ausgezahlt, was sich in seiner attraktiven Performance über dem Sektordurchschnitt zeigt. Mindestens 70 Prozent des Fonds werden in Aktien angelegt. Der Aktienfonds ist sparplan- und VL-fähig. Die drei am stärksten gewichteten Titel kommen von Shell, Conocophillips und Exxon Mobil Corp.


Ein weiterer weltweit investierender Aktienfonds für Rohstoffe und Energien ist der Raiffeisen-Energie-Aktien (ISIN: AT0000688668). Der sparplanfähige Fonds zahlt einmal jährlich seine Dividende aus. Das Fondsmanagement verfolgt für die Auswahl der passenden Unternehmen einen Bottom-up-Ansatz und konzentriert sich auf Firmen aus dem Bereich Energieerzeugung und -versorgung. Regional ist der Fonds in verschiedenen Ländern der Welt, vor allem in den USA, Spanien und Großbritannien investiert. Zu den Top-Titeln gehören Repsol, Equinor, Total und Shell.