Im US-Bundesstaat Kalifornien ist es seit Jahresbeginn erlaubt, Marihuana zu verkaufen. Auch Konsum und Besitz sind legal: Alle Erwachsenen über 21 Jahren dürfen bis zu einer Unze des Rauschmittels (etwa 28 Gramm) bei sich tragen und bis zu sechs Marihuana-Pflanzen im eigenen Garten anbauen.
Das hat an der Börse eine Cannabis-Rallye ausgelöst. Seit Jahresbeginn erfreuen sich Unternehmen aus der Cannabis-Industrie deutlichen Aktienkurs-Zuwächsen. Die meisten der Aktiengesellschaften haben ihren Sitz in Kanada, dort ist die medizinische Verwendung von „Gras“ bereits seit 2001 legal. Unternehmen wie die Canopy Growth Corporation profitieren bereits jetzt: Der Aktienkurs der Gesellschaft hat sich seit Anfang Dezember fast verdoppelt.
Der Markt soll bis zum Jahr 2021 Schätzungen zufolge ein Volumen von bis zu 23 Milliarden US-Dollar erreichen. Das entspräche jährlichen Wachstumsraten von 27 Prozent, berichtet die Wirtschaftswoche. Weiteres Wachstumspotenzial ist bereits in Reichweite. In Kanada soll die Freigabe von Marihuana in der zweiten Jahreshälfte 2018 erfolgen. Dann drängen schätzungsweise acht Millionen Konsumenten auf den legalen Markt.
Kanada ist in den vergangenen Jahren zum Weltmarktführer im Anbau medizinischen Marihuanas aufgestiegen. Die Regeln zur Qualitäts- und Sicherheitskontrolle sind hier sehr streng. Nur 43 von über 1.600 Unternehmen haben von der Regierung bis Juli vergangenen Jahres den offiziellen Status eines Cannabisproduzenten erhalten, berichtet der kanadische Blog Cannabis Capitalist auf wallstreet:online.
Marihuana-ETF mit hohem Einzelwert-Risiko
Auf Einzelwerte zu setzen ist aufgrund der hohen Schwankungen und den mangelnden Erfahrungswerten sehr riskant. Es gibt aber bereits den North American Marijuana Index, der die Wertentwicklung mehrerer Cannabis-Unternehmen widerspiegelt. Privatanleger in Deutschland können sich mit dem Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF (ISIN: CA44054J1012) an der Cannabis-Rallye beteiligen. Seit dem Start des Fonds am vierten April 2017 hat sich der Kurs auf aktuell 16,75 Euro (Stand: 04.01.2017) fast verdreifacht.
Auch der Indexfonds ist hochvolatil. Zu den Top-Holdings des Fonds gehört die Aurora Cannabis Inc. mit knapp 14 Prozent des Fondsvolumens. Die oben erwähnte Canopy Growth Corp. ist mit etwa 14 Prozent des Fondsvolumens vertreten, weitere zwölf Prozent des Kapitals stecken in der Aphria Inc. – die als einzige der drei Top-Holdings bereits Gewinne einfährt. Also entfallen bereits 40 Prozent des Fondsvolumens auf nur drei Aktien, die größten zehn Positionen vereinnahmen 79 Prozent des Fondsvolumens von derzeit 4,5 Milliarden US-Dollar. Aufgrund der geringen Risikostreuung würde der Totalausfall eines Unternehmens die Wertentwicklung des Fonds schon beträchtlich beeinflussen (auch Klumpenrisiko genannt).
Der ETF setzt sich gemäß Prospekt das Ziel, die Performance des Referenz-Index so gut wie möglich nachzubilden. Das geschieht durch eine physische Replikation, der ETF kauft also Aktien im gleichen Verhältnis, in dem sie auch im Index vertreten sind. Auch eine weitere Assetklasse, sogenannte American Depositary Receipts (kurz: ADRs), darf im Fonds enthalten sein. ADRs sind auf US-Dollar lautende, von US-amerikanischen Depotbanken in den USA ausgegebene Aktienzertifikate bzw. Hinterlegungsscheine. Diese können den Wert oder auch nur einen Bruchteil einer Aktie repräsentieren und werden von Investoren z.B. dafür verwendet, Wertpapiere außerhalb der USA zu erwerben, ohne Währungsrisiken eingehen zu müssen.
Fondsmanager: Verkauf von Cannabis ist keine Innovation
Einen aktiven Publikumsfonds mit Cannabis-Schwerpunkt gibt es hierzulande noch nicht. Aktive Fondsmanager beobachten den Markt aber ganz genau. „Wir schauen uns US-Aktien aus dem medizinischen Cannabis-Segment grundsätzlich an“, sagt Hendrik Lofruthe (Foto), Chartered Financial Analyst bei apoAsset und Fondsmanager des apo Medical Opportunities Aktienfonds (ISIN: LU0220663669), der weltweit am Gesundheitsmarkt investiert. Man müsse aber jedes einzelne Unternehmen sorgfältig prüfen und zwischen Handel, Produktion und der medizinischen Ausrichtung differenzieren. „Kritisch hinterfragen sollte man aus Investmentsicht auch die Patentsituation, da Cannabis an sich generisch ist und der bloße Verkauf keine Innovation darstellt, weshalb die Eintrittshürden in den Markt entsprechend niedrig sind“, erklärt Lofruthe auf Nachfrage von FondsDISCOUNT.de. „An einem Unternehmen aus diesem Segment werden wir uns kurzfristig voraussichtlich nicht beteiligen.“
Die spektakuläre Rallye kanadischer Cannabis-Aktien zum Jahresende lässt vermuten, dass Investoren weiterhin auf den Markt strömen. Der Trend scheint weltweit voranzuschreiten. Die australische Regierung lässt am Donnerstag verkünden, Kanada und den Niederlanden Konkurrenz zu machen und zum weltweit führenden Exporteur medizinischer Cannabis-Produkte aufsteigen zu wollen.
Es lohnt sich also, die Entwicklungen auf dem Markt im Auge zu behalten.
Hinweis: Im März 2018 ist der erste aktiv gemanagten Cannabis-Fonds in Deutschland und Österreich aufgelegt worden, der exklusiv über FondsDISCOUNT.de handelbar sein wird.