Dem Trend zuwider
Beim antizyklischen Investieren gehen Anleger davon aus, dass der Finanzmarkt Zyklen unterliegt. Kurz und knapp bedeutet es, dass nach einem Kursanstieg die Kurse wieder fallen und umgekehrt. Bildlich gesprochen befinden sich die Kurse in einer Wellenbewegung mit einem steten Auf und Ab. Der Clou des antizyklischen Investierens besteht darin, dann einzusteigen, wenn die Kurse unten im Tal angekommen sind. Es ist der Moment, in dem einst hochpreisige Titel günstig zu haben sind. Der folgende Aufschwung beschert den Anlegern den gewünschten Gewinn. Genauso funktioniert es andersherum: Haben die Kurse ihren Höhepunkt erreicht, werden die Titel verkauft, um nicht mit dem folgenden Abschwung Verluste zu verzeichnen.
Der Unterschied zum prozyklischen Investieren
Das prozyklische Investieren verfolgt die entgegengesetzte Strategie. Frei nach dem Motto „The Trend is Your Friend“ kaufen Anleger, wenn die Kurse nach oben gehen und verkaufen, wenn sie abfallen. Die Strategie wird auch Momentum genannt und von zahlreichen Investoren und Fondsmanagern angewandt. Im Gegensatz zum antizyklischen Investieren treiben prozyklische Anleger die Trends voran. Der Gedanke dahinter ist, dass ein Auf- oder Abwärtstrend nicht ohne Grund in eine bestimmte Richtung geht und der Markt recht hat. Doch auch diese Strategie hat Stolpersteine: Während beim antizyklischen Investieren eventuell überbewertete Titel abgestoßen und unterbewertete Titel eingekauft werden, folgen Prozykliker schlicht dem Trend. Über- oder Unterbewertungen fallen bei Investmententscheidungen nicht ins Gewicht. Darüber hinaus droht immer die Gefahr einer (plötzlichen) Trendwende, die vielleicht nicht rechtzeitig erkannt wird.
Die Tücken des antizyklischen Investierens
Antizyklisches Investieren klingt logisch und lohnenswert, hat jedoch eine große Tücke: herauszufinden, wann ein Höhe- oder Tiefpunkt erreicht ist. Dazu gehört eine Mischung aus Expertise und Glück. Gleichzeitig hat das antizyklische Investieren etwas von einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Wenn Titel vermehrt eingekauft werden, steigen die Kurse und vice versa. Trotzdem ist das antizyklische Investieren nicht für den Bullen- oder Bärenmarkt verantwortlich, denn politische Entscheidungen, äußere Faktoren (wie aktuell der Krieg und die Pandemie) und firmeninterne Entwicklungen wirken sich maßgeblich auf die Kurse aus. Die aktuelle Krisensituation sollte bei antizyklischen Investoren Euphorie auslösen, denn Krisen machen die Börse zum Schnäppchenmarkt. In einer solchen Situation kaufen Investoren mit antizyklischer Strategie nach, um von den günstigen Preisen zu profitieren. Dennoch wäre ein blinder Kaufrausch riskant, denn nicht alle Titel werden sich gleichermaßen erholen. Die Inflation sorgt dafür, dass sich das Konsumverhalten ändert: Es wird weniger Geld ausgegeben und viele Verbraucher beschränken sich auf ihre Grundbedürfnisse, um den Preisanstieg aufzufangen.
Anleger, die antizyklisch in Aktien investieren wollen, sollten sich also gut auf den Märkten auskennen, den Überblick behalten und nahende Umschwünge vorhersehen können, um zeitnah reagieren zu können. Das gilt sowohl für Einzeltitel wie auch für Investmentfonds. Alternativ können interessierte Anleger in Fonds investieren, die eine antizyklische Strategie verfolgen. Ihre Portfolios sind diversifiziert und die Fondsmanager sind erfahrene Anlagestrategen.
Ähnlich, aber nicht identisch: Value Investing
Das Value Investing weist einige Parallelen zum antizyklischen Investieren auf. Bei beiden Ansätzen werden niedrige Kurse als Chance gesehen, um günstig gewinnversprechende Titel einzukaufen. Das Value Investing verlässt sich jedoch nicht auf einen Zyklus, sondern pickt sich Titel heraus, die unterbewertet sind, deren aktueller Kurswert also unter dem eigentlichen Wert des Titels liegen. Beim antizyklischen Investieren kann der Kurs zwar nach unten gehen, es bedeutet aber nicht automatisch, dass die Titel beim Kauf unter ihrem Wert gehandelt werden. In den letzten Wochen herrscht durch Krieg, Zinswende und Inflation eine abwartende bis schlechte Stimmung an den Märkten. Viele Fonds haben ihre gute Performance eingebüßt und sind günstig zu haben. Die Geschichte zeigt, dass sich in Inflationszeiten Value-Fonds und Produkte aus dem Bereich Immobilien und Infrastruktur als robust erwiesen haben.
Lesetipp: Inflation, Abschwung, Krieg und Pandemie
Fonds zum Thema
Der StarCapital Strategy 1 (ISIN: LU0350239504) ist ein ausschüttender, dynamischer Mischfonds. Der Fonds ist auf keine Region beschränkt und das Fondsmanagement strebt einen angemessenen Wertzuwachs an unter Berücksichtigung des Anlagerisikos. Die größte Assetklasse im Portfolio sind Aktien. Darüber hinaus kann das Management in Anleihen, Geldmarktinstrumente, Zertifikate und Fonds investieren. Der Anteil offener Immobilienfonds ist auf maximal zehn Prozent beschränkt. Mindestens 51 Prozent des Fondsvermögens werden in Kapitalbeteiligungen investiert. Der Branchenfokus liegt auf Geldmarkt, Energie und Grundstoffen, wobei Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden. Unter den Top-Holdings befinden sich Alphabet A, Biontech und Linde.
Mit dem Incrementum All Seasons Fund (ISIN: LI0477123637) erhalten Anleger einen flexiblen Mischfonds, der auf der ganzen Welt investiert. Der thesaurierende Fonds setzt sich einen mittel- bis langfristigen Wertzuwachs zum Ziel. Das Vermögen kann durch Financial-Futures in unterschiedliche Kapitalanlagen investiert werden, dazu zählen Beteiligungspapiere und -wertrechte (fest- oder variabel verzinst), Einlagen und Geldinstrumente. Die am stärksten gewichteten Branchen im Portfolio sind Grundstoffe, Industrie- und Investitionsgüter sowie Energie. Der Fonds ist sparplanfähig.
Der GlobalPortfolioOne (ISIN: AT0000A2B4T3) ist ein thesaurierender und sparplanfähiger dynamischer Mischfonds. Der Fonds kann bis zu 100 Prozent in Aktien oder andere Fonds investieren, sowie bis zu 49 Prozent in Geldmarktinstrumente und Sichtanleihen. Der Aktienanteil muss mindestens 51 Prozent betragen. Um den Aktienanteil umzusetzen, wird das Vermögen in physisch replizierende Regionen- und Länder-ETF-Fonds in Large und Small Caps angelegt. Aktuell ist der Fonds zu 100 Prozent in Investmentfonds investiert.