FondsDISCOUNT.de: Als Aktienfonds konzipiert, können Sie bei Bedarf Anleihen beimischen. In welchem Umfang und mit welcher Ausrichtung nutzten bzw. nutzen Sie diese Möglichkeit?
Andreas Böger: Wir können in dem Fonds die Aktienquote zwischen 51 – 100 Prozent variieren und über Derivate diese Quote auch weiter absenken. Alternativ wird in Unternehmensanleihen investiert, welche in EUR notieren oder währungsgesichert in USD. Wir setzen den Fokus im Aktien- und Anleihenbereich auf Qualität, Nachhaltigkeit und aktives Risikomanagement, insofern finden sich in unseren Portfolios vor allem Blue-Chip Unternehmen mit globaler Ausrichtung. Wir ordnen den Fonds in die Gruppe der dynamischen vermögensverwaltenden Fonds ein, auf Basis seiner Performance wird der C-QUADRAT GreenStars ESG Fund von einigen Rating Agenturen und Publikationen in der Spitze dieser Peer-Group geführt.
Die Aktienquote haben wir im Jahr 2019 voll ausgeschöpft. Es gab aber bereits Ende 2019 diverse Hinweise auf eine sich anbahnende Krise, weshalb wir bereits vor der Corona-Krise unsere Aktienquote auf ca. 65% absenkten und vor allem währungsgesicherte USD Anleihen hochwertiger Emittenten mit langer Duration kauften. Bei den verbleibenden Aktien verstärkten wir unseren Fokus auf die Qualität. Nach der starken Gegenbewegung seit Ende März haben wir im Mai unsere Aktienquote durch Absicherungen weiter auf circa 50% abgesenkt. Der Fonds weist im aktuellen Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis aus, weshalb wir aus dieser Position der Stärke vorerst abwarten wollen.
Die ESG-Ausrichtung wird bereits im Fondsname deutlich: Nach welcher Taxonomie / Rating welcher Agentur gehen Sie bei der Titelauswahl vor?
Wir verfolgen eine vollständige ESG-Integration und wenden damit das Prinzip der Nachhaltigkeit in dem gesamten Investmentprozess an. Die ESG-Integration sehen wir als ein Werkzeug zur Reduktion von (ESG-) Risiken, welche damit einen positiven Beitrag zur Gesamtrendite des Portfolios liefern kann. Über einen Best-in-Class Ansatz versuchen wir, die Unternehmen mit den besseren ESG-Standards in einer Branche oder Region auszuwählen. Wir berücksichtigen sowohl Positivkriterien wie ESG-Ratings, als auch Ausschlusskriterien auf Basis der Branchentätigkeit, globaler Normen oder schwerer Kontroversen. Unsere Standards sind recht strikt, weshalb Rating Agenturen den Fonds auch aus Sicht der Nachhaltigkeit in der Spitze seiner Peer-Group bewerten.
c-quadrat steht laut Claim für Impact – nehmen sie auch direkt Einfluss in HVs und Terminen mit dem Management?
Das Ziel des Impact Investings verfolgen wir seit dem Gründungsjahr der damaligen Absolute Portfolio Management GmbH, als 2006 unser erster Mikrofinanzfonds lanciert wurde, der Vision Microfinance Dual Return Fund. Die Stimmrechtsausübung bei Hauptversammlungen nehmen wir für unsere ESG Fonds ab dem 3. Quartal 2020 vor.
Kreditratings hinken der Situation zumeist/immer hinterher – sehen Sie diese Gefahr auch bei ESG-Ratings?
Natürlich ist dieser Faktor auch bei ESG Ratings relevant, die Lösungen sind aber auch ähnlich: Die eigene Arbeit sollte die ESG-Ratings untermauern und jeder Aspekt des Unternehmens sollte verstanden werden. Wie bei Kreditratings sind aber auch Trends erkennbar, d.h. es ist hilfreich jene Unternehmen zu bevorzugen, welche über die Zeit stetige Verbesserungen in ihren Nachhaltigkeits-Standards vorweisen können. Auch über die sogenannten "Red Flags" haben sich in der Vergangenheit die meisten Probleme umschiffen können, also über die Beachtung außerordentlicher Warnhinweise. Wirecard hatte beispielsweise im Bereich "Governance" diverse "Red Flags" und wurde zu keinem Zeitpunkt im Fonds gehalten.
IT-Unternehmen und solche aus dem Gesundheitssektor dominieren im Fonds: Anpassung an die aktuelle Situation oder langfristige Strategie?
Wir bevorzugen qualitativ hochwertige Unternehmen, mit dominanter Marktstellung, hohen Margen, stetig wachsenden Erträgen und niedrigerer Verschuldung. Damit ergibt sich ein hoher Freier Cash Flow und die Möglichkeit, Dividenden oder Aktienrückkäufe zu finanzieren oder in weitere Innovationen zu investieren. Diese Unternehmen sind in der Tendenz weniger abhängig von Zins- und Wirtschaftszyklen. Durch diese langfristige Strategie finden sich Übergewichte in den Branchen Technologie, Gesundheit und Konsum, trotzdem sind die meisten Branchen und Regionen in dem Fonds vertreten.
Gibt es über den IT und Gesundheitsbereich hinaus auch Aktien im Portfolio oder auf Ihrer Watchlist, die von der Corona-Situation profitieren, welche Geschäftsmodelle finden Sie für die Nach-Corona-Zeit attraktiv?
Wir verfolgen eine langfristige Strategie, weil wir dieser Strategie die besten Ergebnisse bei der Optimierung von Risiko und Rendite zutrauen. Unsere Prinzipien der Qualität und Nachhaltigkeit sind somit nicht abhängig von der aktuellen Marktsituation. In jeder Branche und Region lassen sich Geschäftsmodelle finden, welche durch Innovation die Marktführerschaft übernommen haben und nicht schwerfällig auf die nächste Krise warten. Aktuell en vogue sind Unternehmen der "Digital Transformation", welche von der vermehrten Home-Office Tätigkeit profitieren sollen. Gemeint sind die Branchen Cloud Computing, E-Commerce Lösungen, Bezahlsysteme und alle verwandten Zuliefererbranchen. Hier mussten wir aber kaum Anpassungen vornehmen, weil diese Unternehmen bereits vor der Corona-Krise im Portfolio vertreten waren.
Das deutsche Verfassungsgericht (BVerfG) hat zu Anleihekäufen geurteilt, die Kanzler Merkel und Kurz haben unterschiedliche Auffassungen zur Finanzierung von Wiederaufbau-Fonds. Wirken sich diese Unsicherheiten auf Ihre Investmententscheidungen aus?
Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass Interventionen am Kapitalmarkt auch in Zukunft stark ausgeprägt sein werden. Das folgt aus der philosophischen Grundausrichtung der staatlichen Akteure und dem generellen Wohlwollen der Bevölkerung. Ob nun die ein oder andere Maßnahme scheitert oder gar aufgestockt wird, ist dabei unerheblich. Relevant ist vielmehr die Inkorporation des Faktors "Staatsintervention" in die Analyse. Realwirtschaftlich sind diese Maßnahmen zwar kontraproduktiv, der Effekt auf die Preisbildung am Kapitalmarkt kann aber überproportional ausfallen.
Sehen Sie eine Gefahr, dass angesichts der Corona-Krise sich die Decarbonisierung der Wirtschaft verlangsamt und Umweltstandards aufgeweicht werden (USA, Brasilien etc.) – mit Auswirkungen auf den Fonds?
Wir stufen diese Themen als nachrangig ein. Die ESG-Integration muss sich für Unternehmen und Anleger lohnen, sonst hat der Ansatz keine Zukunft. Bei unseren Mikrofinanz Produkten praktizieren wir dieses Prinzip nun schon seit 14 Jahren, wir nennen es "Dual Return". Die Unternehmen müssen realisieren, dass Ressourcenschonung, ein guter Umgang mit Kunden und Mitarbeitern und hohe Standards in der Unternehmensführung zu ihren eigenen Interessen zählen. Diese Änderungen haben maßgebliche Auswirkungen auf die Unternehmen und damit unseren Fonds, nicht die Vorgaben der einen oder anderen Institution.
Gretchenfrage zum Schluss: Bei allen Unsicherheiten – welche Performance erwarten Sie für den Fonds im laufenden Jahr?
Die aktuelle Entwicklung an den Märkten und in der Wirtschaft dürfte zu einer Bereinigung führen, welche erst danach wieder ansehnliche Renditen ermöglicht. Bereinigung heißt nicht notwendigerweise fallende Kurse, diese könnten durch den Faktor Zeit, die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und ganz banal durch Zentralbankintervention verhindert werden. Wir streben nach knapp 30 Prozent Performance in 2019 im laufenden Jahr einen positiven Beitrag im einstelligen Bereich an.
Vielen Dank für dieses Interview!