FondsDISCOUNT.de: Herr Herbert, die „Normalisierung“ der Zentralbankpolitik schreitet in den USA voran. Welche Auswirkungen hat das für US-Staatsanleihen?
Thomas Herbert, Head of Portfolio Management bei Ethenea: Wir erwarten von der Fed Zinserhöhungen von mindestens drei Zinsschritten für 2018 auf dann 2,25 Prozent. Wenn die Wirtschaftslage sich weiterhin so positiv entwickelt, wie es sich zurzeit andeutet, dann sollten die Zinserhöhungen wirklich erst in 2020 vorüber sein. Die US-Notenbank erwartet selber im Mittel etwas mehr als drei Prozent, wie man den sogenannten „dot-plots“* entnehmen kann.
(*Der „dot-plot“ spiegelt die Einstellung aller 16 Mitglieder der US-Zentralbank Fed wider und wird nach jedem Meeting des Finanzmarkt-Komitees veröffentlicht, Anm. d. Red.).
Da es durchaus nicht unwahrscheinlich ist, dass sich in der guten konjunkturellen Lage auch die Inflation nach oben bewegt, gehen wir auch von steigenden Renditen im 10-Jahres Laufzeitsegment aus. Aktuell handeln die 10-jährigen Treasuries bei knapp über 2,6 Prozent. Da der Kapitalmarkt dieses Renditeniveau in der Vergangenheit schon öfter angetestet hat, ist es nicht einfach für die Treasuries über dieses Level zu steigen. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass, wenn dieses Niveau bricht, dann geht das Renditeniveau recht schnell Richtung drei Prozent. Was danach kommt, ist dann wieder stark von der Notenbankpolitik bzw. der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung abhängig.
Nicht unerheblich in diesem Zusammenhang sind natürlich auch die Bestände an Treasuries, die die US-Notenbank im Rahmen ihrer unkonventionellen Geldpolitik gekauft hat. Das sind immerhin 2.500 Milliarden US-Dollar, in etwa 15 Prozent aller begebener US-Treasuries. Da die Notenbank jetzt nach und nach ihre Anlagebestände reduziert, fällt am Markt etwas Nachfrage weg. Dadurch, dass die Fed, wie von Janet Yellen im Oktober letzten Jahres angekündigt, aber eher homöopathisch vorgeht, wird der Effekt zu Anfang kaum bemerkbar sein. Die Fed begann mit einer Reduktion von bis zu zehn Milliarden US-Dollar pro Monat. Im Verlauf des aktuellen Jahres möchte die Fed bis zu 50 Milliarden monatlich ihre Bestände reduzieren. Allerdings hält sie ja auch noch einige Pfandbriefe, die in dieser Zahl mitberücksichtigt werden. Falls wirklich ein Großteil der Reduktionen auf US-Treasuries entfallen würden, sprechen wir immerhin von 0.3 Prozent der ausstehenden Staatstitel. Das könnte durchaus zu steigenden Renditen führen.
Welche Rolle spielen China und Japan für US-Staatsanleihen und warum scheinen sich diese Investoren vermehrt von US-Schuldtiteln zu verabschieden?
China und Japan waren allein aufgrund der dort gehaltenen Fremdwährungsreserven immer ein wichtiger Käufer von US-Staatsanleihen. Aktuell halten sowohl China wie auch Japan ungefähr sieben Prozent aller US-Treasuries, also circa 1.100 Milliarden US-Dollar. Dass wir aber tatsächlich große Verkäufe aus China sehen, bestätigen die offiziellen Zahlen bisher nicht. In 2017 (bis einschließlich November) hat China seine Bestände tatsächlich um elf Prozent erhöht. Japan hingegen hat im gleichen Zeitraum wirklich die Bestände um 0,6 Prozent reduziert.
Aber auch wenn man es noch nicht bisher wirklich an den Gesamtjahreszahlen feststellen kann, war zumindest der November 2017 ein Verkaufsmonat für China und Japan. Über 20 Milliarden US-Dollar sind netto verkauft worden. Über die Gründe können wir nur spekulieren, aber die Vermutung liegt nahe, dass die ehemalige Euroschuldenkrise mittlerweile soweit in die Vergangenheit gerückt ist bzw. als bewältigt gilt, dass alleine aus Diversifizierungsgründen die Käufer aus Fernost auch wieder nach Europa schauen. Dass hierdurch eine weitere Nachfragereduktion auf den Markt drückt, wird sicherlich die Renditeentwicklung der US-Staatstitel nicht gerade positiv beeinflussen. Aber es ist oft schwierig monokausal zu argumentieren.
Kommen die Vereinigten Staaten dadurch in Refinanzierungs-Not?
Nein, das ist kaum vorstellbar. Schließlich gelten US-Treasuries weltweit als der sichere Hafen. Es ist letztendlich nur eine Frage des Preises. Wenn die Käufer auf bestimmten Renditeniveaus ausbleiben, steigen die Renditen bis wieder ausreichend Käufer vorhanden sind. Genauso sollte der Markt funktionieren. Nicht manipuliert, sondern jeweils das Gleichgewicht zwischen Kauf- und Verkaufsneigung herstellen.
Wo fließt das Geld der Investoren hin, wenn es aus den USA abgezogen wird und kann die EZB vor diesem Hintergrund ihr Anleihen-Kaufprogramm womöglich noch in 2018 beenden?
Es ist denkbar, dass die europäischen Rentenmärkte von den freiwerdenden Mitteln profitieren könnten. Besonders aus japanischer Sicht sind ja Europas Anleihemärkte hochinteressant. Selbst Bundesanleihen mit ihren gerade einmal 0,5 Prozent Rendite im 10-Jahreslaufzeitsegment sind ja quasi ein Schnäppchen für Japaner. Dort ist man es gewohnt und erwartet durch die andauernden Käufe der Bank of Japan gerade mal null Prozent Rendite. Nach Währungsabsicherung, die ja hauptsächlich eine Funktion der Differenz der kurzfristigen Geldmarktzinsen sind, bleibt immer noch was übrig. Dadurch, dass die japanischen Geldmarktzinsen oberhalb der der EZB liegen, bekommen die Japaner sogar noch Geld für ihre Währungsabsicherung; für ein Jahr knapp 0,2 Prozent.
Ob dies das Kaufprogramm der EZB beeinflusst, kann ich mir nicht vorstellen. Ich denke eher, dass andere, volkswirtschaftliche Gründe für die Entscheidung ob und wann die EZB aus dem Kaufprogramm aussteigt, maßgeblich sind. Die volkswirtschaftlichen Gründe hingegen dürften im Verlauf des aktuellen Jahres immer mehr dafürsprechen, über einen Ausstieg zumindest nachzudenken. Die Eurozone hat mittlerweile eine beachtliche wirtschaftliche Dynamik entwickelt, die nur noch bedingt diese unkonventionelle Notenbankpolitik rechtfertig.
Sowohl bei dem Fonds Ethna-Aktiv als auch beim Ethna-Dynamisch liegt die Cash-Quote bei 22 Prozent. Warum ist die Cashquote so hoch?
Bei der Beantwortung der Frage ist es wichtig, die wesentlichen Bausteine unserer Anlagephilosophie zu erläutern. Die zwei wesentlichen Säulen unserer Philosophie sind das aktive Risikomanagement und die jederzeit hohe Liquidität des Fondsvermögens. Das aktive Management der Portfoliorisiken soll einen möglichst stabilen Ertragsverlauf mit langfristig attraktiven Renditen ermöglichen. Dafür ist Flexibilität eine wichtige Voraussetzung. Um flexibel auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren, wird Liquidität benötigt. Wir versuchen daher zum Beispiel auf der Aktienseite einen wesentlichen Teil unseres Exposures über hochliquide Futures und ETF-Kontrakte abzubilden. Diese können bei sehr geringen Transaktionskosten in hohen Volumen zeitnah bewegt werden. Bei der Analyse der Aktivitäten im Ethna-Aktiv zum Beispiel ist es daher wichtig auf das gesamte Exposure zu schauen, also die Investitionsquote. Investitionen in Futures und Optionen gehen in die Berechnung der Investitionsquote – also des Risikoexposures, das wir in unseren Fonds nehmen – mit ihrem nominalen Equivalent voll ein. Diese lag zu Beginn des Jahres bei über 90 Prozent. Da wir die Fondsvermögen nicht hebeln möchten, d.h. die Investitionsquote nicht dauerhaft und signifikant über 100 Prozent heben, können wir zu fast 100 Prozent des Fondsvermögens „im Risiko“ sein und gleichzeitig einen Kassebestand von 15 oder 20 Prozent ausweisen.
Der interessante Punkt ist, dass das natürlich in beide Richtungen funktioniert. Erwarten wir Rückschläge oder auch nachhaltige Kursverluste an den Märkten, können wir unser Exposure – also die Gesamtrisikoposition im Fonds – schnell und kosteneffizient reduzieren ohne einzelne Aktien oder Anleihen bei hohen Geld-/Briefspannen zu veräußern.
Worauf sollten sich Investoren der Ethna-Fonds in 2018 einstellen?
Wir haben bei Ethenea in den vergangenen zwölf Monaten die Basis für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft gelegt. Wir haben das Team an wichtigen Stellen verstärkt und unsere Investmentprozesse weiter optimiert. Dabei haben wir auch intensiv an den spezifischen Charakteristika der drei Ethna-Fonds – defensiv (ISIN: LU0279509904), aktiv (ISIN: LU0136412771) und dynamisch (ISIN: LU0455734433) – gearbeitet. Damit spiegeln unsere Mischfonds das gesamte Spektrum der Anlagepräferenzen unserer Kunden wider. Der Erfolg und die gute Performance im Jahr 2017 zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auch unser Start in das noch recht frische Jahr 2018 bestätigt unseren Kurs. Anleger können daher eine Wertentwicklung im Einklang mit ihrer Risikoneigung erwarten und sich darauf verlassen, dass ein erfahrenes Team von Spezialisten sich darum kümmert, auch in einem schwierigen Umfeld eine stabile und attraktive Wertentwicklung zu erreichen.