Bei Anlegern haben es Small und Mid Caps, in Deutschland auch Nebenwerte genannt, nicht so leicht. Die Aktienfonds, welche in die kleineren börsennotierten Unternehmen investieren, werden oftmals mit Skepsis betrachtet oder erhalten wenig Beachtung. Als Gründe werden die höheren Kursschwankungen, die niedrigere Liquidität und das größere Verlustrisiko angegeben. Sicher – gegenüber Börsenschwergewichten, den Blue Chips, könnte man diese Vorbehalte einwenden. Doch vermeintlich höhere Risiken lösen sich mit dem Kriterium der Langfristigkeit wieder auf: Der Markt unterschätzt das Potenzial, welches kleine innovative Unternehmen durch das sukzessive Wachstum mitbringen. Auf längere Sicht könnten diese wesentlich größer werden.


Was sind Small Caps und Mid Caps


Aktien von börsennotierten Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung werden in Deutschland Nebenwerte genannt. Hierzulande werden diese Unternehmen durch den MDAX und SDAX abgebildet. Es gibt keine einheitliche Abgrenzung zwischen einem Standardwert und Nebenwert. Im deutschen Aktienmarkt werden meist die im DAX abgebildeten 30 größten Unternehmen als Standardwerte (auch „Large Caps“ oder Blue Chips“ genannt) bezeichnet. Nebenwerte machen den übrigen weitaus größeren Teil, ca. 95 Prozent der Aktiennotierungen aus. Investments in diesem Segment können überdurchschnittliche Erfolgschancen bieten, sind aber auch mit größeren Risiken verbunden. Deswegen spielen hier die Faktoren Diversifikation (Streuung des Vermögens) und langfristiger Anlagehintergrund eine wesentliche Rolle.


BVI-Statistik: Europa-Nebenwerte liefern ab


Der Bundesverband für Investments und Asset Management BVI führt seit einigen Jahren eine Wertentwicklungsstatistik. Dabei gelten die Analysen für Publikumsfonds mit Vertriebsschwerpunkt Deutschland und für verschiedene Anlagezeiträume, errechnet nach zeitgewichteter Methode. Ausschüttungen werden rechnerisch in neue Investmentfondsanteile investiert, sodass ausschüttende und thesaurierende Investmentfonds verglichen werden können. Bei der „Wertentwicklung Sparplan“ basieren die Ergebnisse auf einer monatlichen Einzahlung von 100 Euro. Unter den vielen anderen (beispielsweise Aktienfonds global, Aktienfonds Deutschland, Mischfonds ausgewogen, global und andere) glänzte wieder einmal die Rubrik Aktienfonds Europa Small und Mid Caps. Die Analysten errechneten, dass zu den in dem Zeitraum angesparten 12.000 Euro per Ende 2018 durchschnittlich 4.413 Euro dazukommen. Das entspricht einer Jahresrendite von 6,1 Prozent. Im Gegensatz dazu lag die Durchschnittsrendite bei Fonds, die zu der Rubrik Aktienfonds Europa zählen und milliardenschwere Unternehmen im Portfolio haben, in zehn Jahren gerade mal bei 3,2 Prozent. Hätte man auf einen Sparplan von 2008 bis Ende 2018 in der Rubrik Aktienfonds global eingezahlt, hätten Anleger im Durchschnitt eine Jahresrendite von 4,8 Prozent erreicht. Zwar blieb auch die „Europa Nebenwerte“ Gruppe vom volatilen Jahr 2018 nicht verschont und hätte größere Renditen bei 10-Jahre-Abschluss im Sommer 2018 erreichen können, konnte sich aber trotzdem gegenüber anderen behaupten.


Nach Talfahrt jetzt besonders im Anlagefokus


Das vergangene Jahr 2018 war aus Anlegersicht kein hocherfreuliches. Vor allem am Jahresende fielen die Kurse und sorgten für gedämpfte Stimmung. Gerade europäische Nebenwerte waren besonders getroffen. Laut der Welt.de ist jetzt die richtige Zeit für den Einstieg. Zwar hätte der MSCI Europe Small Cap Index zum Jahresende mit 16 Prozent im Minus gestanden (mehr als fünf Prozent schlechter als der allgemeine Large Cap Index), doch der innere Unternehmenswert hätte sich nicht im gleichen Maße verschlechtert. Günstige Bewertungen sind ein guter Ausgangspunkt für Bewertungen. Dem Artikel nach gibt es einen zusätzlichen Treiber bei kleinen Unternehmen: Unternehmensdeals mit Private-Equity-Gesellschaften. Die von den Gesellschaften aufgelegten Private-Equity-Fonds legen das eingesammelte Kapital als Beteiligung in kleineren Unternehmen mit starken Bilanzen und gesunden Geschäftsmodellen an. Da die Fonds aktuell mehr Kapital aufbringen könnten, würde mehr in Small Caps investiert werden. Welt.de führt an, dass auch Kräfte außerhalb Europas Interesse an Small Caps in Europa zeigen. Vor allem in der Fahrzeugindustrie hätte es jüngst Beispiele gegeben, wo chinesisches und indisches Unternehmen mit deutschen Unternehmen fusioniert wären bzw. diese übernommen hätten. Allgemein werden die Aussichten für die Kleinen in Europa als sehr positiv bewertet: „Einerseits ist in den vergangenen Jahren viel Kapital eingesammelt worden, das auf eine Investition wartet. Andererseits standen die Kurse der Small Caps in den vergangenen Monaten stark unter Druck, was sie zu interessanten Zielen für langfristige Anleger macht.“


Comgest Growth Europe Smaller Companies EUR A (ISIN: IE0004766014)

Der in Irland aufgelegte Fonds aus dem Jahr 2000 investiert dauerhaft mindestens 75 Prozent seiner Vermögenswerte in zulässige Aktien oder aktienbezogene Wertpapiere, die von qualitativ hochwertigen Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung mit Sitz in Europa ausgegeben wurden. Fondsvolumen: rund 251 Millionen Euro.


Threadneedle (Lux) Pan Europ. Sm. Cap (ISIN: LU0282719219)

Der Fonds mit einem Volumen von 557 Millionen Euro investiert in Aktienwerten kleinerer Unternehmen mit Sitz oder signifikanter Geschäftstätigkeit in Kontinentaleuropa oder dem Vereinigten Königreich. Zudem kann das Portfolio zu kleinen Anteilen auch in andere Wertpapiere (einschließlich festverzinslicher Wertpapiere Geldmarktinstrumente) anlegen.


MFS Meridian Funds - European Smaller Companies Fund (ISIN: LU0125944966)

Aktienwerte kleinerer Unternehmen aus dem europäischen Wirtschaftsraum stehen im Fokus des im Jahr 2001 aufgelegten rund 896 Millionen Euro schweren Fonds. Kleinere Unternehmen sind als Emittenten mit einer Marktkapitalisierung definiert, die derjenigen von Emittenten ähnelt, die in den letzten 13 Monaten vor dem Zeitpunkt des Erwerbs im MSCI Europe Small Mid Index vertreten



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