Der Ariad Active Allocation Fonds fährt eine ganz besondere Strategie: Mit durchschnittlich nur 25 Prozent der Fondsmittel wurde in den vergangenen neun Jahren in die wichtigsten Aktienmärkte über Futures und Optionen so erfolgreich investiert, dass die Wertentwicklung des EuroStoxx50 dabei deutlich übertroffen wurde. Mit seiner flexiblen Aktien-Cash-Strategie ist der Fonds dennoch um einiges risikoärmer als passive Aktieninvestments. Wie das funktioniert, erklärt Fondsmanager Carsten Lund von ARIAD Asset Management.


 


FondsDISCOUNT.de: Wie bewerten Sie den aktuellen Hype um ETFs und wo sind die Gefahren?


Carsten Lund: Ein passives Investment ist an sich nicht generell negativ zu beurteilen. Wir Fondsmanager müssen uns auch an die eigene Nase fassen, wenn es nur wenige aktive Manager geschafft haben, nachhaltig eine Verbesserung des Risiko-Rendite-Verhältnisses gegenüber einem Indexinvestment zu erzielen, und somit ihr Geld wert sind. Aktuell schlagen übrigens nur rund acht Prozent der aktiv gemanagten Aktienfonds ihren Index. Da darf man sich nicht wundern, dass die Nachfrage nach passiven Produkten enorm zugenommen hat.


Ich kritisiere aber vehement die Art und Weise, mit der ETFs beworben werden. Selbst die Zeitungen empfehlen – einfach gesagt – den Anlegern in ein breitgestreutes Portfolio von ETFs zu investieren - und auf den automatischen Wertzuwachs zu warten. Dabei fällt nämlich ein ganz wichtiger Aspekt der Buy-and-Hold-Strategie unter den Tisch. Passive Aktien-ETFs sind nämlich nur aus einem einzigen Grund so populär: Seit der Finanzkrise 2008 haben diese Produkte ausschließlich steigende Märkte erlebt. Die Grafik zeigt: Timing funktioniert angeblich nicht. Das zugrundeliegende Argument für den verfochtenen Buy-and-Hold-Ansatz ist, dass, wer in den letzten 37 Jahren die fünf besten Tage nicht im Aktienmarkt investiert war, 35 Prozent der Performance (im Vergleich zu Buy and Hold) verloren hätte. Hätte man die 50 besten Tage verpasst, hätte man sogar ganze 91 Prozent Performance eingebüßt.


Im ersten Moment überzeugt diese Statistik! Doch ein viel höheres Performance-Potential hat das Vermeiden der fünf schlechtesten Börsentage in dem obigen Zeitraum! Würde man diese nämlich ohne eine Aktienanlage überstehen, hätte man einen Mehrertrag von 81 Prozent – und damit deutlich mehr als bei der Buy-and-Hold-Strategie. Niemand weiß natürlich, wann diese Tage kommen. Daher muss ein gutes Risikomanagement für solche Fälle vorbereitet sein. Ein wesentlicher Faktor für diesen Erfolg ist, in den Verlustphasen zumindest nicht voll oder sogar „short“ investiert zu sein. Ein positiver Nebeneffekt der Verlustvermeidung kann eine niedrigere Volatilität sein, die dem Anleger mehr Planbarkeit ermöglicht und ihn geringerem Stress aussetzt. Bei einem Investment in einen ETF sind Sie Ihr eigener Risikomanager und müssen selbst entscheiden zu welchem Zeitpunkt sie verkaufen sollten und wann nicht. Wir sprechen dann davon, dass der Anleger ganz allein die hundertprozentige Performance-Verantwortung trägt. Diesem Druck halten nicht viele Anleger stand, wenn es mal hart auf hart kommt.


 


Aber gerade der Ruf des „Rundum-Sorglos-Pakets“ ist doch, was vor allem Geldanlage-Einsteiger an ETFs so gefällt.


Wenn ich mit Anlegern spreche, erwähne ich gern ein Beispiel aus einer TV-Dokumentation: Einem Rentner wurde die Lebensversicherung ausgezahlt. Die Ablaufleistung wurde von jeher meistens im Rentenmarkt angelegt, was früher eine planbare Rendite ermöglichte. Doch heute ist man durch die Niedrigzinsen praktisch gezwungen, nach Alternativen zu suchen. In der erwähnten Reportage wurde dem 70-jährigen Rentner eine Aktienanlage in ETFs verkauft, obwohl dieser Anleger eher Kapitalerhalt und eine planbare Rendite im Visier hatte. Ein Kunde, der einen passiven Aktien-ETF oder einen aktiven Aktienfonds erworben hat, wird zu keinem Zeitpunkt von den jeweiligen Anbietern darauf hingewiesen, wann er aus diesem Investment aussteigen soll - – das ist auch nicht ihre Aufgabe! Vielen Anlegern ist somit nicht klar, dass sie mit einem ETF-Investment die totale Verantwortung dafür übernehmen, wann sie kaufen oder verkaufen sollen. Der Rentner aus meinem Beispiel ist mit dieser Entscheidungssituation völlig überfordert.


Mein nächster Kritikpunkt: Es wird suggeriert, dass es bei ETFs stets genügend Liquidität gäbe, aber da habe ich große Zweifel. Es gab Ereignisse, die sehr deutlich machen, dass ETFs in schwierigen Börsenphasen sehr wohl äußerst illiquide werden können, wenn man etwa an den „Black Monday“ zurückdenkt. Zwei ETFs von Vanguard – das Haus gilt als „Erfinder“ von ETFs – haben im Jahr 2015 in nur wenigen Minuten ein Drittel ihres Wertes verloren. Als der Handel der beiden ETFs nach Unterbrechungen wieder fortgesetzt wurde, überstiegen deren gewaltige Kurseinbrüche die Verluste der Referenz-Indizes (rund 9 Prozent) bei Weitem.


In äußerst turbulenten Zeiten, in denen die Notenbanken weltweit fast alle das Gleiche machen müssen, könnte der Moment kommen, an dem „der Stecker“ gezogen wird, und alle Marktteilnehmer durch dasselbe Nadelöhr wollen. Die ETFs müssten dann liquidieren. Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die entscheidende Frage, ob sie dies dann noch problemlos über die Bühne bringen.


 


Aber Anleihen sind jetzt auch keine Lösung?


Gemischte Fonds mit einem großen Rentenanteil sind 35 Jahre gut gelaufen. Doch diese Performancedynamik vom Rentenmarkt verpufft zusehends und schon seit geraumer Zeit bekommen sogar die Flaggschiffe unter den Mischfonds Probleme. Den Rentenmarkt als Performancepuffer für eine Aktienanlage wird es zukünftig nicht mehr in diesem Maße geben.


Wir haben entschieden, uns nur auf globale Aktieninvestments (über Index-Produkte) zu konzentrieren und keine weiteren Asset zur Beimischung aus Diversifizierungsgründen dazu zu nehmen. Wir glauben nicht, dass es in der nächsten Marktkrise einen vergleichbaren Risikoausgleich durch andere Assets geben wird, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Wenn Anleger unsere Aktienquote von 25 Prozent sehen, denken wahrscheinlich viele, dass man damit unmöglich eine attraktive Performance erzielen kann. Weit gefehlt! Wir haben gezeigt, dass es selbst in einem positiven Aktienumfeld wie in den letzten Jahren genug Phasen gibt, die diese niedrige Aktienquote rechtfertigen. Sollte es einmal deutlich zu einem Einbruch an den Aktienmärkten kommen, wird die Stärke unseres Ansatzes klar hervortreten!


 


In Ihrem Fonds ARIAD Active Allocation wird eine in Europa einmalige Strategie angewandt. Was macht sie so besonders?


Im Jahr 2008 haben wir die Strategie für einen institutionellen Kunden als Spezialfonds umgesetzt, seit Februar 2016 gibt es den Fonds mit einer institutionellen Tranche, seit Februar 2017 auch für Privatanleger (ISIN: DE000A141WG3). Einerseits ist das Rendite-Risiko-Profil äußert attraktiv, andererseits haben wir eine „duale Benchmark“. Die angestrebte Zielrendite setzt sich aus einer absoluten Benchmark (400 Basispunkte über dem 3-Monats-Euribor, aber mindestens 4 Prozent) und einer relativen Benchmark (25 Prozent der Performance des EuroStoxx50) zusammen. Diese duale Benchmark ist einzigartig positiv für Investoren, denn sie erhöht den Performancedruck auf uns, den Manager, in unterschiedlichen Marktphasen kontinuierlich zu performen – seit 2008 wurden die Ziele auch in jedem einzelnen Jahr erreicht beziehungsweise übertroffen.


Zum Einsatz kommen dabei flexible Investitionen in Aktien-Indizes über die Nutzung von börsennotierten Aktien-Futures und -Optionen in den Kerngebieten Europa, USA und Japan.


Die Investitionsquote liegt, auf die jeweiligen Kontraktwerte berechnet, durchschnittlich bei nur 25 Prozent. Das heißt, dass der Fonds mit 25 Prozent der verfügbaren Mittel über Futures im Aktienmarkt investiert ist, während 75 Prozent gar nicht investiert sind und in Cash gehalten werden. Dennoch „glänzen“ wir mit einer überzeugenden Performance trotz dieser defensiven Aktienquote. Sie fragen sich vermutlich, wie das geht.


 


Genau.


Mit einer derart niedrigen Investitionsquote nachhaltig den Eurostoxx50 zu schlagen, geht nur, wenn man die eher trendlosen Phasen des Aktienmarktes (80 Prozent der Zeit) dazu nutzt, um Prämieneinnahmen über Stillhaltergeschäfte zu generieren und in den positiven Trendphasen (20 Prozent der Zeit) kurzfristig die Aktienquote erhöht.  


Das Vorgehen klingt vielleicht kompliziert - ist aber trotzdem äußerst konservativ. Problematisch werden Investments in Derivaten immer nur dann, wenn man einen zu großen Hebel und damit eine hohe Fremdkapitalquote riskiert. Wenn ich den Kontraktwert eines Aktienindex-Futures komplett mit Eigenkapital unterlege, ähnelt er einem ETF. Erst mit einem extremen Hebel wird die Angelegenheit risikoreicher. Es ist ein Irrglaube, dass Futures, unter der Voraussetzung, dass sie ohne Fremdkapital oder extremen Hebel auskommen, risikoreicher seien als ETFs. Der Vorteil: Futures sind anerkannte börsennotierte und hoch liquide Finanzmarktinstrumente, die faktisch kein Ausfallrisiko haben. Sie sind eines der letzten Instrumentarien, mit denen erfolgreiches Risikomanagement in Krisensituationen gemacht werden kann.


Bei ETFs ist man von den Emissionshäusern und Market Makern abhängig. Mittlerweile zieht sich Goldman Sachs aus dem Market Making für ETFs zurück. Es gibt einen Konzentrationsprozess, der nur noch wenige Emissionshäuser übriglassen wird. Wie ich eingangs schon sagte: passive ETFs haben ihre Berechtigung und ihre Popularität ist auch dadurch so hoch, weil aktive Manager nicht dauerhaft beweisen können, dass sie die Aktienmärkte schlagen können. Daher ist der kostengünstige passive ETF eine geeignete Alternative geworden.


 


Was passiert mit Ihrem Fonds, wenn die Bären am Markt die Überhand bekommen, wenn jeder Anleger durch das Nadelöhr will?


Sollte die Stimmung an den Märkten nachhaltig kippen, wird es deutlich schwieriger, durch Streuung in verschiedene Assetklassen diesem Wertverfall entgegen zu treten. Ich bin daher froh, nur auf eine Assetklasse – nämlich Aktien – fokussiert zu sein und hier ausschließlich auf die dann liquiden börsennotierten Futures und Optionen. Hier kann ich schnell und flexibel auf die Ereignisse an den Aktienmärkten und deren wichtigste Indices (S&P500, Euro-Stoxx50, Nikkei) reagieren. Das ist dann die Aufgabe des Fondsmanagements der ARIAD, wann und mit welcher Intensität in den jeweiligen Märkten agiert wird.


Gerade in schwierigen Situationen lohnt sich unser Ansatz. Selbst im schwankungsreichen Jahr 2011, in dem der Eurostoxx50 eine Abwärtsbewegung von 38 Prozent innerhalb des Jahres aufwies, waren wir in dieser Marktpanik mit nur ca. 1,2 Prozent im Minus – und erzielten am Jahresende sogar eine erstaunlich positive Rendite von über 6 Prozent. Damit konnte die Strategie auch in diesem anspruchsvollen Umfeld ihr Mindestrenditeziel übertreffen.


Nur, wenn ich das Absolute-Return-Ziel unabhängig vom Markt erreiche und mit dem Risikomanagement den Kapitalerhalt bediene, schaffe ich, die grundlegenden Ziele eines jeden Investors zu erfüllen: Eine Mindestrendite und möglichst Kapitalerhalt. Wenn ihm dies geboten wird, braucht er sich nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er auf Marktbewegungen reagieren soll. Insbesondere, wenn ein Investment bereits im Minus liegt, fällt es jedem Anleger extrem schwer, seine Emotionen zu unterdrücken. Dann den richtigen Ausstiegspunkt zu finden, erfordert hohe Disziplin.


In der Grafik sind insbesondere zwei Phasen des EuroSTOXX 50 zu benennen, in denen der Index deutlich stärker als unser Fonds reagiert hat. Gerade diese Phasen nutzen wir, um uns einen entsprechenden Performance-Vorsprung zu erarbeiten. Im gesamten Verlauf konnte der Index diesen nicht wieder aufholen. Gerade in solchen Drawdown-Phasen ist jeder Investor dankbar, sich auf ein professionelles Management verlassen zu können, das mit seinen Erfahrungen solche Perioden elegant umschiffen kann. Denn hier ist er selbst oft emotional befangen.


 


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