Das Angebot an Nachhaltigkeitsfonds ist für viele Anleger nur schwer durchschaubar: Mittlerweile dürften die meisten Fondsgesellschaften entsprechende Produkte im Portfolio haben – schließlich ist Nachhaltigkeit einer der großen gesellschaftlichen Trends. Doch worauf sollte man als Investor konkret achten und wer prüft, ob das Label Nachhaltigkeit auch tatsächlich zurecht geführt wird? Eine gute Orientierung liefert das vom Forum Nachhaltige Geldanlagen eingeführte FNG-Siegel, für das sich Fondsanbieter bewerben und ihre Produkte prüfen lassen können. Das Interesse an dieser Auszeichnung ist groß: Wie die Initiative anlässlich ihrer am 26. November 2020 virtuell durchgeführten Vergabefeier für das kommende Jahr bekannt gibt, hatten sich insgesamt 177 Fonds für das FNG-Siegel beworben. Das entspreche einer Steigerung von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Damit hat sich das Wachstumstempo nach 25 Prozent, 40 Prozent und 60 Prozent in den letzten drei Jahren nochmals beschleunigt. Die Zahl der sich bewerbenden Fondshäuser stieg von 47 auf 73. Die ausgezeichneten Fonds verwalten ein Vermögen von 60 Milliarden Euro, eine Verdoppelung im Vorjahresvergleich“, konkretisiert der Fachverband FNG.  


Vor allem Fonds aus Deutschland holten auf, nachdem sich in den Vorjahren vor allem österreichische Fonds für die begehrte Auszeichnung beworben hatten. Aber: „Der größte relative Zuwachs kam jedoch von Ländern außerhalb des deutschsprachigen Raums, vor allem aus Frankreich: 25 Fonds von zehn Häusern bedeutet eine mehr als Verdoppelung. Auch die Schweiz scheint langsam zu erkennen, dass eine Differenzierung am Markt mittels eines Gütesiegels Sinn macht. Knapp 20 eidgenössische Fonds bewarben sich. Die europäische Dimension des FNG-Siegels gewinnt an Dynamik: Fonds aus 14 Ländern wurden ausgezeichnet. Nicht zuletzt die Einladung des französischen Finanzministeriums zur Verbesserung des dortigen SRI-Labels und die Mitarbeit am grünen EU-Ecolabel zeigen, dass das FNG-Siegel als das ‚deutsche‘ Label für Nachhaltige Geldanlagen im EU-Kontext angesehen wird“, so die Initiatoren.


Zugleich weist das FNG aber auch darauf hin, dass Größe kein alleiniger Gradmesser sein könne – schließlich lege man im Rahmen des Vergabeprozesses großen Wert auf eine intensive Produktprüfung und regen Austausch mit den Anbietern. „Die anstehende Beratungs-verpflichtung zur Nachhaltigkeit in der Geldanlage wird das Interesse an glaubwürdigen Produkten sprunghaft steigen lassen“, erklärt Roland Kölsch, QNG-Geschäftsführer und verantwortlich für das FNG-Siegel. „In Zeiten, in denen jedes Finanzinstitut seinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Investment-landschaft beitragen möchte, werden gut gemachte Orientierungshilfen zur Vermeidung von Mogelpackungen unabdingbar. Das FNG-Siegel mit dem unabhängigen Audit durch die Universität Hamburg und der zusätzlichen Überwachung durch ein Expertenkomitee hilft, glaubwürdige und professionell verwaltete Nachhaltige Geld-anlagen schnell und einfach zu erkennen. Die mit FNG-Siegel ausgezeichneten Produkte werden zunehmend von Fondsselektoren allokiert, von Vertriebskanälen nachgefragt und fließen vermehrt in Finanzdatenbanken ein.“


Dabei kann der Vergabeprozess auch die Produktweiterentwicklung bei den Fondshäusern unterstützen, wie Professor Timo Busch von der Universität Hamburg und Verantwortlicher für das Audit, ergänzt: „Es zeigt sich immer mehr, dass Asset Manager das Sparring im Rahmen der anspruchsvollen Prüfung und Bewertung wertschätzen. Wir erkennen auch, dass erneute Bewerber bereits konkrete Projekte zur Verbesserung der Nachhaltigkeits-Qualität umgesetzt haben, die durch unsere Rückmeldungen initiiert oder priorisiert wurden. Verbesserungen finden sowohl durch die Aufstockung von ESG-Teams, dezidierterem Research, robusteren Investmentprozessen oder erweiterten Reportings statt. Auch gibt es erneut viele Fonds, die bereits während des Audits einzelne Titel verkauft haben.“


 


Wie bewertet das FNG die Nachhaltigkeit eines Investmentfonds?


Das FNG-Siegel versteht sich als Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Die dahinterliegende Methodik ist ganzheitlich ausgerichtet und basiert auf einem Mindeststandard. Hierzu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung wie sie im weltweit anerkannten UN Global Compact zusammengefasst sind. „Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds komplett auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert werden und das Produkt eine explizite Nachhaltigkeits-Strategie vorweisen. Tabu sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung. Hochwertige Nachhaltigkeits-Fonds, die sich in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produkt-standards“ und „Impact“ (Titelauswahl, Engagement und KPIs) besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne“, fasst das FNG zusammen. Der Anlagestil des jeweiligen Fonds sowie der Investmentprozess wird anhand von mehr als 80 Fragen beurteilt. Auditor des FNG-Siegels ist die Universität Hamburg.


Tipp: Die aktuelle Fonds-Liste mit FNG-Siegel für das Jahr 2021 können Sie hier einsehen.


Lesetipp: Ein ausführliches Interview zum Thema Nachhaltigkeit und Gütesiegel mit Roland Kölsch vom FNG/QNG lesen Sie hier auf FondsDISCOUNT.de.