Premierminister Mariano Rajoy strebt eine Änderung der spanischen Verfassung an, um die zerbrechliche Einheit Spaniens zu sichern. Eine verfassungsrechtliche Neuordnung der regionalen Autonomie und Identität Kataloniens könnte den Kampf der Separatisten in Barcelona den Wind aus den Segeln nehmen, so die Hoffnung der Regierung in Madrid. Dieser Prozess könnte sich jedoch noch ein halbes Jahr hinziehen, denn die Verfassung Spaniens gilt als schwer reformierbar.
Als die Katalanen in einem Referendum ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit vor wenigen Wochen mit über 90 Prozent deutlichen Ausdruck verliehen haben, gab es am spanischen Anleihenmarkt enorme Turbulenzen. Die Kurse kurzlaufender Staatsanleihen brachen ein. Für Neu-Emissionen der zehnjährigen Staatsanleihe schoss die Rendite auf 1,87 Prozent in die Höhe. Die ersten Banken in Barcelona kündigten an, ihren Standort zu schließen und nach Madrid verlegen zu wollen. Daraufhin meldeten sich die Rating-Agenturen und stuften die Region Kataloniens herab.
In den kommenden Wochen wird das Risiko auf dem spanischen Rentenmarkt vermutlich weiter steigen, da das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank ab 2018 von 60 auf 30 Milliarden Euro monatlich halbiert werden könnte, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf Aussagen von Offiziellen bezieht. Damit würde dem Rentenmarkt in Europa Liquidität entzogen, was die Anspannungen in Katalonien noch verschärfen dürfte. Die EZB könnte am 26. Oktober ihre Einschätzung über die Anpassung Geldpolitik in Europa verkünden.
Die Unsicherheit am Rentenmarkt dürfte in Folge der politischen Risiken also weiterhin zunehmen. Marc Profitlich und Nicolas Schmidlin managen ihren eigenen Fonds (ProfitlichSchmidlin Fonds UI, ISIN: DE000A1W9A28) und haben in der Vergangenheit bereits ihren Sachverstand für die Komplexität der Rentenmärkte in Russland, der Ukraine, Serbien, Argentinien oder im Pleitestaat Griechenland unter Beweis gestellt. Im Fokus steht dabei die rechtliche Konzeption der Anleihen, die den Fondsmanagern Spielraum für Investments eröffnet und von den Märkten weitgehend unbeachtet bleibt.
Mehr dazu in unserem Interview:
ProfitlichSchmidlin Fonds – Exotische Investments und Fleißarbeit
In Katalonien gibt es zwei Arten von Anleihen. Solche, die nach lokalem, spanischen Recht begeben wurden und wiederum jene, die größtenteils englischem Recht unterliegen, schreiben die Fondsmanager in ihrem Blog. In einer Studie zum europäischen Staatsanleihenmarkt während der Staatsschuldenkrise hatten sie bereits festgestellt, „dass die Märkte in Krisenphasen zwar generell die Vorteile von nach ausländischem Recht begebenen Anleihen einpreisen, dies aber oft zu spät und nicht in ausreichendem Umfang tun“.
Daraus könnten sich Möglichkeiten für Investitionen ergeben. Im aktuellen Fall bleiben die Rentenexpoerten jedoch lieber an der Seitenlinie: „Zwar haben die Anleihen, insbesondere die kurzlaufenden, bereits Kursverluste aufzuweisen, andererseits liegen die Renditen weiterhin im tiefen einstelligen Bereich, was aus unserer Sicht weder die politischen und wirtschaftlichen noch die angesprochenen rechtlichen Risiken kompensiert“, schreiben die Fondsmanager.
Die ProfitlichSchmidlin AG ist ein unabhängiger und inhabergeführter Fondsberater. Im Fokus der Tätigkeit steht die Identifizierung von Unterbewertungen bei Aktien und Anleihen. Der am 27. Januar 2014 aufgelegte ProfitlichSchmidlin Fonds UI erzielte eine kumulierte Wertentwicklung von 24,66 Prozent (FWW, Stand: 11.10.2017). Die Rentenallokation macht derzeit 28 Prozent des Portfolios aus. Der Aktienanteil des Multi Asset Fonds liegt bei 49,02 Prozent und die Kasseposition beträgt 17,72 Prozent. Der Fonds ist über FondsDISCOUNT.de ohne Ausgabeaufschlag erhältlich.