Wer in diesem Jahr noch einen Urlaub in die USA plant freut sich über einen attraktiven Wechselkurs des Euro zum US-Dollar. Seit Jahresbeginn ist die Währung im europäischen Gemeinschaftsraum von einem Wert von 1,04 US-Dollar auf bis über 1,18 US-Dollar gestiegen. In den vergangenen Tagen startete der US-Dollar eine leichte Erholung, welche allerdings auf die außenpolitischen Spannungen zwischen den USA und Nordkorea zurückzuführen sein dürfte. Am Mittwoch liegt der Euro bei 1,17 US-Dollar.


Die Spannungen infolge der Nordkorea-Krise lassen jedoch allmählich nach. US-Präsident Donald Trump hat derzeit innenpolitisch größere Hürden zu überwinden, die ihn offenbar von weiteren Wortgefechten mit Kim-Jong un abhalten. Es bleibt die Frage, wie geht es jetzt weiter mit dem Dollar und dem Euro?


Der Euro wertet 2017 deutlich auf





Währungsentwicklung in Europa: Experten beziehen Stellung


„Der markante Anstieg des Eurokurses gegenüber US-Dollar, Yen, Pfund und Schweizer Franken ist im Wesentlichen auf die stabilisierte politische und ökonomische Lage in Europa zurückzuführen“, heißt es in einer Marktanalyse des Oldenburger Asset Managers Loys. „Im Fall des US-Dollars mag hinzukommen, dass die Finanzmärkte ihre Illusionen über die Präsidentschaft von Donald Trump allmählich verlieren.“


Für Philippe Waechter, Chief Economist bei Natixis Asset Management, ist der Euro zu einer teuren Währung geworden. Das europäische Zahlungsmittel hat auch gegenüber sämtlichen anderen Währungen zugelegt. „Daher können wir nicht mehr sicher sein, dass der Euro an Wert verlieren wird.“ Das erschwere die Aufgabe der EZB, da ein starker Euro die Wahrscheinlichkeit senken würde, dass die Inflation im Euroraum sich dem von der Zentralbank gesetzten Ziel von zwei Prozent annähert.


Dieser Meinung ist auch antea-Geschäftsführer Johannes Hirsch. „Eine starke Währung ist ein Zeichen für die Qualität einer Volkswirtschaft“, sagt Hirsch. Der Volkswirtschaft in der Euro-Zone gehe es gut und sie sei auf einem guten Weg. Der Aufschwung sei von den allermeisten Ländern getragen. „Daher ist es auch vollkommen in Ordnung, dass die eigene Währung steigt“.


Doch starke Währung verteuert die Exporte und verbilligt die Importe. Billigere Einfuhren wirken senkend auf die Inflationsrate. Um die Inflation anzuheizen, könne sich die EZB dazu veranlasst fühlen, ihre Maßnahmen wieder zu verstärken, mutmaßt Hirsch (siehe Video am Ende des Artikels).


Und tatsächlich berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei anonyme Quellen, dass Mario Draghi bei der Jackson Hole Conference der US-Fed vermutlich keinen neuen Kurs seiner Geldpolitik verlauten lassen werde.

Die Zentralbank müsse ihr Ziel der Akkommodierung weiter verfolgen, um keine Spekulationen hinsichtlich eines Kurswechsels zu fördern, so Waechter. Doch wenn das Wachstum anhalten sollte, werde die EZB irgendwann eine restriktivere Haltung einnehmen müssen. „Dieser Zeitpunkt ist nicht mehr so weit entfernt, wie vormals angenommen. Dieser neue Unterschied bei den Erwartungen an die Geldpolitik deutet auf eine künftig etwas stärkere europäische Währung hin“, sagt Waechter. Ein starker Euro passe zum Außenhandelsüberschuss der Eurozone. Bundeskanzlerin Angela Merkel war von US-Präsident Donald Trump scharf kritisiert worden, dass die Bundesrepublik zu sehr von dem schwachen Euro profitieren und nicht genug Investitionen tätigen würde.


Der Fall der US-Währung bis zum Sommer 2017 lässt Waechter schlussfolgern: „Amerika geht es aktuell nicht gut.“ Der Konjunkturzyklus sei schwach trotz der äußerst niedrigen Arbeitslosenquote. „Sechs Monate, nachdem ein neuer Präsident in das Weiße Haus eingezogen ist, gibt es immer noch keinen Hinweis auf einen wirtschaftspolitischen Kurs. Das ist eine Katastrophe und wahrscheinlich so in der Geschichte noch nie vorgekommen.“

Hinweis: Die drei Topseller-Fonds von Natixis (siehe Chart), Loys und antea finden Sie unterhalb dieses Artikels.


antea-Geschäftsführer Johannes Hirsch zur Euro-Stärke: