Healthcare steht seit dem ersten Quartal des laufenden Jahres im besonderen Fokus. Durch die aufkommende Pandemie und der Verunsicherung an den Kapitalmärkten setzten die Anleger viel Vertrauen in diese defensive Branche. Seitdem wartet die Welt auf einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19. Nun kamen die ersten Meldungen über einen möglichen Impfstoff: letzte Woche vom deutschen Hersteller BioNTech, aktuell vom US-Konzern Moderna. Diese Nachrichten könnten den Sektor zusätzlich beflügeln. Doch Healthcare befindet sich seit vielen Jahren auf einem aufsteigenden Ast.


Ausdauernde Branche mit allerbesten Aussichten


Healthcare gilt als defensiver und antizyklischer Sektor. Das heißt, die Erträge des Sektors sind im Konjunkturzyklus weniger schwankend. Generell sind Kursgewinne in einer Aufschwung-Phase eher unterproportional, während einer Abschwung-Phase halten sich die Verluste gegenüber Zyklikern in Grenzen. In Krisenzeiten rücken die defensiven Sektoren – neben Healthcare gehören auch Versorger dazu – wieder mehr in den Fokus der Anleger. Das war in diesem Jahr sehr gut zu beobachten, denn es drehte sich bei den Menschen viel um die Grundbedürfnisse: Nahrungsmittel, Hygiene und Gesundheit. Und das nicht nur im Lockdown. Die Menschen wollen gesund bleiben – das wird ihnen in Krisenzeiten viel bewusster, mehr denn je, wenn es um eine Krise geht, die durch ein sich ausbreitendes Virus hervorgerufen wurde.


Doch die Healthcare-Branche ist schon seit längerer Zeit ein aufstrebender Sektor und auf Wachstumskurs. Leo Willert, Gründer von Vermögensverwalter ARTS Asset Management, investiert mittels eines spezifisch technischen Handelsprogrammes in eine Reihe von Dachfonds in die jeweils trendstärksten Segmente des Marktes. Kürzlich hatte Willert untersucht, welche Themen und Sektoren, vor zehn oder 20 Jahren im Trend lagen und sich bis heute entwickelt haben. „Insbesondere der BRIC-Staat Brasilien verzeichnet in den vergangenen zehn Jahren eine schlechte Aktienmarktperformance und zählt zu den Flops“, so Willert zum Branchen-Portal boerse-online. Healtcare zähle neben Informationstechnologie nach seinen Berechnungen zu den Gewinnern. Demnach haben global anlegende Healthcare-Portfolios einen Zugewinn im Schnitt von weit über 200 Prozent.



Auch künftig hat die Gesundheitsbranche viel Potenzial. Davon ist Michael Fischer, Gründer und Fondsinitiator des Medical BioHealth überzeugt: „Zum einen wird die Bevölkerung immer älter und damit aber auch immer anfälliger für Krankheiten. Zum anderen können sich die wachsenden Mittelschichten in den Schwellenländern zunehmend häufiger eine zeitgemäße medizinische Versorgung leisten“, so der Kapitalmarktexperte bei Fonds professionell. Biotechnologie-Unternehmen sorgen aus seiner Sicht „für regelrechte Quantensprünge bei der Entwicklung neuer Arzneien“. Zudem können laut Fischer immer mehr Krankheiten therapiert werden, für die es früher keine entsprechenden Behandlungsmethoden gegeben habe.


Zwischenspurt durch möglichen Impfstoff


Die Welt schaute letzte Woche nach Mainz. Das dort ansässige Pharma-Unternehmen BioNTech hatte bekanntgegeben, einen möglichen Impfstoff gegen Covid-19 zusammen mit dem US-Pharma-Riesen Pfizer entwickelt zu haben, der 90-prozentigen Schutz biete. Am 16. November 2020 gab es nun die Meldung eines weiteren Konzerns: Moderna, ein Biotechnologieunternehmen aus Massachusetts, gab bekannt, dass der eigens entwickelte Impfstoff in einer Zwischenanalyse eine Effektivität von 94,5 Prozent aufweise. Diese hoffnungsvollen Nachrichten können die ganze Branche nochmals beflügeln. Jedoch ist Investmentstratege Michael Fischer gegenüber Impfstoff-Herstellern vorsichtig: „Sogenannte Corona-Wetten stellen nur eine Beimischung dar.“ Unter den vielen Unternehmen, welche derzeit an einem Medikament oder Impfstoff gegen Corona arbeiten, sei auch mit Rückschlägen zu rechnen, die viele Anleger aktuell nicht in Betracht ziehen.


Die Neue Zürcher Zeitung zieht gegenüber der Branche ein positives Resümee hinsichtlich ihrer allgemeinen Wahrnehmung. Die Zeitung macht dies unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt die Corona-Pandemie überwunden ist: „Das Ansehen der Pharma- und Biotechindustrie in Politik und Öffentlichkeit ist dabei, sich im positiven Sinne zu verändern. Therapie- und Impfstoffentwickler wie auch Diagnostikspezialisten werden als Gesellschaften wahrgenommen, die eine Schlüsselrolle spielen, wenn es darum geht, diesen gesellschaftlichen Notstand zu beheben.“ Der gesamte Biotech-Sektor könne darauf aufbauen, wenn es darum geht, Arzneien auf der Grundlage neuer Technologien zeitnah durch die Zulassungsverfahren zu bekommen.


Healthcare-Fonds für ein robustes Depot


Bellevue Funds (Lux) - BB Adamant Medtech & Services HB EUR (ISIN: LU0415391431)


Die Portfoliomanager Stefan Blum und Marcel Fritsch fokussieren sich auf Unternehmen des Medizinaltechnik- und Gesundheitsdienstleistungssektors. Sie investieren vorwiegend in großkapitalisierte Unternehmen, die bereits über ein reiferes Produktportfolio verfügen und verwalten aktuell ein Anlagekapital von rund 1,19 Milliarden Euro. Hoch innovative klein- und mittelkapitalisierte Werte aus dem Bereich der digitalen Gesundheit ergänzen das Portfolio. Zu den Top-Holdings des im Jahr 2011 aufgelegten Fonds zählen der US-amerikanische Pharmakonzern und Labordiagnostik-Spezialist Abott Laboratories, der transnationale Mischkonzern Danaher sowie das in Irland ansässige Unternehmen Medtronic.


MEDICAL BioHealth (ISIN: LU0119891520)


Kleinere und mittelgroße BioTech-Unternehmen mit Länderfokus auf die USA stehen im Fokus des Managements. Das Expertenteam strebt an, diese Unternehmen längerfristig in der Phase ihres stärksten Wachstums zu begleiten. Eine breite Streuung ist das Ziel, wobei die Gewichtungen unter dem Aspekt der Chancen- und Risikoabwägung erfolgen sollen. Die größten Positionen im Portfolio des im Jahr 2000 aufgelegten Fonds sind die kalifornischen Biopharma-Konzerne Gilead Sciences und Neurocrine Biosciences sowie Esperion Therapeut, Spezialist für die Entwicklung von Behandlungen gegen kardiometabolische Erkrankungen.


AB SICAV I - International Health Care Portf. A (ISIN: LU0058720904)


Portfoliomanager Vinay Thapar investiert in Unternehmen, welche langfristige Strategien verfolgen und kapitaleffizient agieren. Sein globaler Fokus gilt dabei Gesellschaften aus dem Pharmabereich inklusive Generika, Biotechnologie, Medizintechnik und medizinische Dienstleistungen. Schwergewichte im Portfolio sind der US-amerikanische Krankenversicherer United Health, der Schweizer Pharma-Konzern Roche sowie das BioTech-Unternehmen Amgen. Der Fonds hält ein Volumen von rund 1.21 Milliarden US-Dollar.


 


Wertentwicklung im Fünf-Jahreszeitraum



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