Die wirtschaftlichen Aussichten in Europa seien mit Risiken behaftet, für Green Bonds sind die Fixed Income-Experten von Franklin Templeton aber ausgesprochen positiv gestimmt: "Die EU wird auch bei der Klimawandel-Agenda eine Vorreiterrolle einnehmen. Etwa 30 % des Rettungspakets der EU und ein Anteil von 1 Bio. EUR ihres siebenjährigen Haushalts sind für Initiativen zur Bekämpfung der schädlichen Auswirkungen des Klimawandels vorgesehen“,  sagt David Zahn, Head of European Fixed Income bei Templeton.


Die wirtschaftliche Erholung des Euroraums mag durch den Brexit gebremst und kompliziert werden, man glaube aber, dass der zunehmende Konsens der politischen Entscheidungsträger über die Bereitstellung geld- und fiskalpolitischer Unterstützung sowie die Förderung einer grünen Agenda Anlass zu vorsichtigem Optimismus gebe. „Insbesondere Grüne Anleihen sollten profitieren“, so Zahn.


Seit ihrer Übernahme der EZB-Präsidentschaft habe sich Christine Lagarde konsequent dafür eingesetzt, dass Umweltfragen ein wesentlicher Bestandteil der Geldpolitik sind, wobei der Klimawandel Priorität für die Zentralbank habe. „Angesichts ihres Engagements für diese Agenda glauben wir, dass die EZB bis ins nächste Jahr und darüber hinaus ein bereitwilliger Käufer von grünen Anleihen bleiben wird." Auch wenn bis zur Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie mehrere Jahre vergehen dürften, auf fiskalischer und geldpolitischer Ebene seien die Eckpfeiler nun gesetzt: „Wir sind der Meinung, dass diese Maßnahmen den europäischen Rentenmärkten in den nächsten zwei bis drei Jahren Unterstützung bieten sollten." Festzustellen sei, dass weitgehend Einigkeit darüber herrsche, dass der Klimawandel im Mittelpunkt der künftigen Politik des Euroraums stehen muss.


EZB-Präsidentin Lagarde mit klimafreundlicher Agenda


Eine Folgerung der Experten daraus: Sie rechnen mit weiteren positiven Entwicklungen auf dem europäischen Markt für grüne Anleihen. „Die erheblichen Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen auf der ganzen Welt sind immer deutlicher geworden. Das Ergebnis auf den Finanzmärkten war ein entsprechender Anstieg der Nachfrage nach Investitionen, die zur Finanzierung von Projekten mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt und/oder das Klima beitragen können“ erläutert Zahn.


Seiner Meinung nach wird sich die EZB auch im kommenden Jahr stark für grüne Anleihen engagieren. Seit ihrer Übernahme der EZB-Präsidentschaft hat sich Christine Lagarde konsequent dafür eingesetzt, dass Umweltfragen ein wesentlicher Bestandteil der Geldpolitik sind, wobei der Klimawandel eine „missionskritische“ Priorität für die Zentralbank zukommt. „Angesichts ihres Engagements für diese Agenda glauben wir, dass die EZB bis ins nächste Jahr und darüber hinaus ein bereitwilliger Käufer von grünen Anleihen bleiben wird.“


Dank dieser Unterstützung rechnen die Fixed-Income-Strategen mit einer weiteren Expansion des Marktes für grüne Anleihen im Jahr 2021. Deutschland hat bereits eine zehnjährige grüne Staatsanleihe auf den Markt gebracht, die eine Rekordnachfrage verzeichnete. Darüber hinaus ist die Schaffung einer grünen Anleiherenditekurve durch die Emission grüner Staatsanleihen in den zusätzlichen Laufzeiten (d. h. zwei, fünf und 30 Jahre) einer konventionellen Renditekurve geplant. Die Schaffung einer Benchmark-Kurve für die Anlageklasse würde es den Anlegern ermöglichen, diese Anleihen freier zu handeln, und dem Markt für grüne Anleihen zu einer Expansion verhelfen.


„Mit Blick auf 2021 glauben wir, dass der Euroraum auch durch die Maßnahmen der Europäischen Union (EU) Auftrieb erhält. Die EU wird mit umfangreichen Emissionen beginnen, ein Schritt, der den Risikoaufschlag europäischer Anleihen verringern und sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen zugute kommen dürfte.


Auch die Europäische Kommission (EK) hat sich dazu verpflichtet, sich für die Entkarbonisierung der Wirtschaft einzusetzen. Hierfür hat sie die Vision vorgegeben, bis zum Jahr 2050 Netto-Treibhausgasemissionen von null zu erreichen. In ihrer Rede zur Lage der Nation zu Beginn dieses Jahres schlug die EK-Präsidentin Ursula von der Leyen ein noch ehrgeizigeres Ziel vor, nämlich eine 55%ige Reduzierung der Emissionen bis 2030 zu erreichen, und empfahl, 225 Milliarden Euro an grünen Anleihen zur Unterstützung klimafreundlicher Initiativen auszugeben. „Sollte dies die Zustimmung der Mitgliedsstaaten finden, würde dies die Position Europas als führender Emittent von grünen Anleihen festigen“.


Wie sind Green Bonds definiert?


Grundsätzlich sind Green Bonds Anleihen, bei denen sich die Emittenten gegenüber den Investoren verpflichten, die Mittel zur Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen. Leider gibt es noch keine gesetzliche Reglementierung für Grüne Anleihen. Daher muss der ethisch-ökologischen Mehrwert stets geprüft werden. Da das für den Einzelnen viel Aufwand bedeutet bietet sich die Investition in einen Fonds für Green Bonds an, der die Investitionen prüft und überwacht.


Zusätzlich gibt es die „Green Bond Principles“ (GBP), ein freiwilliger Standard, an die sich der Herausgeber der Anleihe halten kann. Vor allen Dingen das hier vorgesehene Reporting ist wertvoll, allerdings existieren große Qualitätsunterschiede. Unabhängig von den „Green Bond Principles“ setzt sich die „Climate Bond Initiative“ ebenfalls für die Herausgabe von wirklich grünen Anleihen ein. Es gibt sogar eine Zertifizierung. Sie beinhaltet ganz konkretere Richtlinien – die für ein Fondsmanagement prüfbar sind.


Hier zwei interessante Beispiele – ausschüttend und thesaurierend - für Green Bonds-Fonds:


Allianz Green Bond - R - EUR (WKN: A140SW, ISIN: LU1297616283):


Der Fonds von Allianz Global Investors wurde 2015 aufgelegt, er weist aktuell ein Volumen von mehr als 700 Mio. EUR auf. Die Ausschüttung erfolgt einmal jährlich. Das Fondsmanagement investiert in so genannte Green Bonds ausschließlich im Investment Grade-Bereich in Hartwährungen, die von globalen Unternehmen, Regierungen, Kommunen, Behörden, supranationalen Einrichtungen, zentralstaatlichen, regionalen oder lokalen Behörden ausgegeben werden. Als reiner Rentenfonds, zudem im Nachhaltigkeitssegment, spricht der Fonds risikoaverse Anleger an. Der maximale Drawdown liegt bei 8,3%, diese Delle während der Panik an den Märkten in Frühjahr wurde aber schnell ausgeglichen. Auf Jahressicht liegt der Fonds im Plus.


AXA WF - Global Green Bonds A (EUR WKN: A14YSJ, ISIN: LU1280195881):


Auch dieser Fonds stammt aus 2015, das Volumen liegt oberhalb 500 Mio. EUR. Erträge werden thesauriert. Der Fonds investiert hauptsächlich in Schuldinstrumente von Staaten oder Unternehmen der Kategorie Investment Grade. Bei den Wertpapieren handelt es sich im Wesentlichen um Umweltanleihen. Im Vergleich zum Allianz-Fonds liegt der Anteil an Unternehmensanleihen zum 30.11.20 höher, nämlich bei 48,7%. Die Fondsregularien lassen zu, dass bis zu 30% des Vermögens in Anleihen unterhalb Investment Grade allokiert werden darf. Ebenso sind Wandelanleihen erlaubt sowie Papiere, deren Coupons an die Inflation gekoppelt sind. Damit ist der AXA-Fonds deutlich offensiver aufgestellt als das Sondervermögen der Allianz, kann aber mit einem geringeren Maximum Drawdown im März von 7,57% aufwarten. Auch dieser Fonds hat die Verluste schnell aufgeholt und steht auf Jahressicht deutlich im Plus.