HY-Markt Investoren ziehen sich aus Hochzins-Anleihen zurück
Vor einer möglichen Anhebung der US-Zinsen ziehen Anleger 2,8 Milliarden Dollar aus dem Hochzinsanleihen-Markt ab. Ein Barclays-ETF verlor allein 732 Millionen. Die Volatilität des HY-Marktes könnte auch den Aktienmarkt in Mitleidenschaft ziehen.
Es gibt einige Gründe, die gegen einen großen Crash sprechen. Investoren wollen zum Jahresabschluss ihre Bilanzen aufpolieren, der schwache Ölpreis macht ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung. Denn der Markt für Hochzinsanleihen ist stark abhängig vom Energiesektor. Energieunternehmen geben Hochzinsanleihen (HY) aus, um sich zu refinanzieren. Der dramatische Verfall des Ölpreises senkt ihre Einnahmen und erschwert dieses Unterfangen. Goldman Sachs zufolge könnte der Ölpreis in 2016 noch auf bis zu 20 Dollar fallen. Diese Entwicklung schlägt auch auf den Markt für Hochzinsanleihen aus und könnten einen Grund für die Kapitalflucht der Anleger darstellen.
Dass die Kapitalflucht am HY-Markt auf den Aktienmarkt übergreift, ist auch unwahrscheinlich. Der Aktienmarkt ist nicht so stark vom Energiesektor abhängig, wie der HY-Markt. Im Barclays Aggregate Bond Index sind Energieunternehmen mit 15 Prozent vertreten, im Index S&P 500 sind es gerade einmal 6,6 Prozent. Ein Abschwung am HY-Markt werde sich daher nicht unmittelbar auf den Aktienmarkt auswirken, schreibt Burt White, vom Finanzdienstleistungs- und Consulting- Unternehmen LPL in einem Bericht für den Business Insider. Zudem sei der Aktienmarkt sehr viel liquider als der Markt für Hochzinsanleihen. Die hohe Volatilität sei zu diesem Zeitpunkt des Konjunkturzyklus normal, da zum Jahresende die Bücher geschlossen und Gewinne mitgenommen würden.
Attraktiver Zins-Spread im HY-Markt
Bereits bis September konnten HY-Anleihen noch hohe Kapitalzuflüsse verzeichnen. Dieser Trend hat sich im Oktober verfestigt und zu einem Anstieg der Risikoprämien im November geführt. Die mögliche Zinswende in den USA – die Erwartungen zufolge von Fed-Chefin Janet Yellen am Mittwoch verkündet werden könnte (siehe Video am Ende des Artikels) – sei wegen des attraktiven Zins-Spreads kein Grund zur Beunruhigung, glaubt Peter Jeggli, Leiter der Kreditanalyse bei Fisch Asset Management.
Beim Vergleich zweier Zinssätze spricht man vom Zins-Spread. Dabei kann nach Laufzeit oder Kreditqualität unterschieden werden. „Hochverzinsliche Anleihen bieten in Zeiten steigender Zinsen dank des impliziten Spread-Puffers eine Sicherheitsmarge im Vergleich zu anderen Anleihensegmenten“, so Jeggli. Vorteilhaft sei auch, dass sich der Durations-Unterschied zwischen High Yield- und Investment Grade-Anleihen vergrößert habe, was die Zinssensitivität von High Yield-Bonds reduziere. „Und in Zeiten potenziell steigender Zinsen ist eine Diversifikation weg von Zinsrisiken hin zu Kreditrisiken äußerst sinnvoll“, so der Portfolio Manager des Fisch Bond Global High Yield Fund.
Fed entscheidet heute Abend über die Zinswende
Der Fonds ist überwiegend im europäischen HY-Markt investiert. Jeggli verweist auf das attraktive Risiko/Rendite-Profil der Anlageklasse und gibt eine Einschätzung für die anstehende Zins-Entscheidung der US-Zentralbank: „Wir bleiben bei einer defensiveren Positionierung und gehen davon aus, dass der High Yield-Markt auf eine Leitzinserhöhung der amerikanischen Notenbank positiv reagieren würde, wohingegen keine Erhöhung den Markt irritieren könnte.“
Ariel Bezalel, Manager des Jupiter Dynamic Bond SICAV Fonds, ist da weitaus skeptischer. Die Fed könne eine Anhebung der Zinsen bereuen. Die globale Wirtschaft und der Aufschwung in den USA seien zu schwach, der richtige Zeitpunkt für eine Zinswende sei bereits verpasst worden. „Wir glauben nicht an den Beginn einer großen Normalisierung, sondern schätzen die Lage vielmehr so ein, dass die Zinsen noch für lange Zeit auf einem niedrigen Niveau verharren werden“, sagte Bezalel in einem Beitrag von Cash.Online.
Mit der Entscheidung über eine Anhebung der US-Zinsen durch das Open Market Committee kann am Abend gerechnet werden.