So genannte Anlagestrategie-Fonds erlauben den Aufbau eines großvolumigen Fonds mit allen Diversifikations- und Kostenvorteilen, gleichzeitig können in den einzelnen Anteilsklassen persönliche Anlagestrategie relativ gut abgebildet werden. Renditeerwartungen, persönliches Risikoprofil und der zeitliche Anlagehorizont sind dabei ausschlaggebend. Je nach Anlagestrategie investiert der Fonds in unterschiedlichem Maße in Geldmarktinstrumente, Anleihen, Aktien oder andere Anlagen.


Die Portfolio Funds von Swisscanto gibt es in vier Ausrichtungen: Der Relax (LU1775789594) und Select (LU0112799290) wenden sich an besonders risikoaverse Anleger, der Balance (LU0112804983) verfolgt ein etwas offensiveres Vorgehen. Der Ambition (LU0161533970) schließlich wendet sich an Anleger, die langfristiges Kapitalwachstum auch mit erhöhtem Risiko akzeptieren. Das bedeutet in der konkreten Ausgestaltung: Mindestens 40 Prozent und höchstens 85 Prozent des Vermögens wird in Aktien investiert, mindestens 15 Prozent und höchstens 60 Prozent des Vermögens in fest oder variabel verzinsliche Forderungswertpapiere von Emittenten weltweit. Der Balance verschiebt die Grenzen zu mindestens 35 Prozent und höchstens 80 Prozent in Anleihen und mindestens 20 Prozent und höchstens 65 Prozent des Vermögens in Aktien. Auf der defensiven Seite des Spektrums investiert der Relax ganz überwiegend in Anleihen und Geldmarktinstrumente mit nur geringem Aktienanteil unterhalb 25 Prozent.


Allen Teilfonds gemein ist die weitreichende nachhaltige Ausrichtung nach ESG-Faktoren, die Ausschlüsse beinhaltet und einen konkreten Nachhaltigkeitswert berechnet. Ausschlüsse über die Blacklist betreffen vor allem Hersteller geächteter Waffen (Streubomben und Streumunition, Antipersonen- und Landminen, biologische und chemische Waffen, Atomwaffen, Systeme oder Material, angereichertes Uran sowie Blendlaser- und Brandwaffen). Weitere Ausschlusskriterien, ergänzend zur Blacklist, dienen der Reduktion von ESG-Risiken mit dem Ziel, keine Investitionen in Titel mit ESG-kritischen Geschäftsmodellen zu tätigen. Die Ausschlusskriterien betreffen Unternehmen, die in Verbindung stehen mit der Förderung von Kohle (> 5 Prozent Umsatz), Kohlereserven (ex Metallproduktion), Herstellung von Waffen & Munition, Herstellung von Kriegstechnik (> 5 Prozent Umsatz), Herstellung von Pornografie, Kinderarbeit und/oder UN Global Compact-Verstößen (Green/Sustainable Bonds ggf. ausgenommen). „Neben den Ausschlusskriterien für unternehmerische Tätigkeiten führen wir auch eine Ausschlussliste für Staaten. Bei der Erstellung dieser Ausschlussliste berücksichtigen wir vor allem sozioökonomische Risikodimensionen wie Geldwäsche und Korruption“, teilt Swisscanto mit.


Zum Jahresultimo 2021 betrug der MSCI ESG-Score der Balance-Tranche 7,3 von 10 möglichen Punkten. Die CO2-Intensität (Scope 1+2, also Herstellung und Vertrieb, nicht Gebrauch von Waren oder Inanspruchnahme von Dienstleistungen) beträgt 66 Tonnen pro Umsatzmillion in US-Dollar – 63 Prozent weniger als die Benchmark der Mischfonds. Das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens ließe sich mit den im Fonds versammelten Unternehmen und Staaten erreichen, denn die dafür erforderlichen Werte werden um 59 Prozent unterboten. Die Werte der übrigen Tranchen liegen in ähnlichen Bereichen, können durch andere Gewichtungen in der taktischen Allokation aber leicht abweichen.


Anja Hochberg, Leiterin Multi-Asset Solutions bei Swisscanto Invest, sieht derzeit Mischfonds mit relativ breiten Allokationsgrenzen als sehr geeignet an, die derzeitige Marktlage zu bewältigen. „Die aktuellen Herausforderungen für Aktien- und Anleiheninvestoren sind immens. Das gilt auch für Mischfonds. Doch diese weisen aufgrund ihrer Flexibilität und Diversifikationsmöglichkeiten große Vorteile auf. Favoritenwechsel können rasch antizipiert und Portfolios besser an neue Gegebenheiten angepasst werden. Doch nicht nur die momentan spätzyklischen Marktgegebenheiten können von Multi Asset-Fonds gemeistert werden, vor allem mittelfristige Anlagetrends zu antizipieren sei ein Hauptziel für die Swisscanto (LU) Portfolio Funds Responsible. „Unser Haus hat dabei drei gewichtige Themen identifiziert, die die Wirtschaft- und Finanzmärkte in den nächsten Jahren prägen und die Eingang in unsere Mischfonds finden: De-Verzinsung, De-Globalisierung und Dekarbonisierung“, so Hochberg.


Zinsen verharren trotz Inflation auf geringem Niveau


Zu den Niedrigzinsen: Die geldpolitische Kehrtwende sei zwar eingeläutet und im zweiten Halbjahr 2022 dürften sich auch die Inflationsraten durch Basiseffekte und auslaufende Lieferengpässe etwas entspannen und damit auch die Realzinsen etwas steigen lassen, schätzt Hochberg. Vom großen Zinsdurchbruch könne aber nicht die Rede sein, da langfristig die Realzinsen negativ bleiben. „Aufgrund von strukturellen Trends erwarten wir langfristig höhere Inflationsraten als in vergangenen Dekaden. Zudem dürfte die De-Globalisierung und die Energiewende zu steigenden Preisen führen und auch die demografische Wende sorgt für globalen Preisdruck. Das Zwei-Prozent-Inflationsziel der Zentralbanken dürfte deshalb in den nächsten Jahren regelmäßig überschritten werden.“ Aufgrund der sehr hohen Staatsverschuldung und der sportlichen Bewertung der Finanzmärkte sehe man aber trotzdem wenig Raum für deutlich höhere Zinsen. Die Realrenditen dürften deshalb in den meisten Regionen über verschiedene Laufzeiten hinweg negativ bleiben. „Dies wird die Aktienmärkte weiter unterstützen und deshalb bevorzugen wir auch mittelfristig Realwerte (Aktien, Rohstoffe, Immobilien) gegenüber Nominalwerten (Anleihen).“


Trends: De-Globalisierung und De-Carbonisierung


Bereits vor der Corona-Krise habe sich eine Kehrtwende im globalen Handel abgezeichnet. So habe der Güterhandel im Verhältnis zur globalen Wirtschafsleistung bereits 2010 den Peak erreicht und sinkt seither kontinuierlich. Die Coronakrise hat diesen Trend nun beschleunigt. Durch die anhaltenden Lieferengpässe verändern weitere Firmen ihre Lieferketten und holen Teile der Produktion ins Absatzland zurück. Kriterien wie Lieferzeit und Verlässlichkeit der Lieferung gegenüber dem Preis hätten nun Vorrang. „Profiteure dieser Entwicklung sind Firmen, die in ihrem Absatzmarkt produzieren und somit ihre Lieferketten nicht anpassen müssen. Die De-Globalisierung und der verstärkte Fokus auf nationale Interessen können aufgrund der abnehmenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten zudem vermehrt zu geopolitischen Spannungen führen. Mischfonds bieten nicht nur über ihre taktische Allokation ein aktives Management von Risiken, die geopolitisch induziert sind. Sie integrieren auch risikokontrolliert Investitionen in kleinere und mittlere Firmen, die von der De-Globalisierung profitieren“, sagt Hochberg


Auch der Trend zu mehr Dekarbonisierung werde sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Wichtige Amtsinhaber wie Christine Lagarde oder Joe Biden sprechen sich deutlich pro Nachhaltigkeit aus und würden in ihrer politischen Agenda dies schwergewichtig behandeln. „Auch China möchte seine Abhängigkeit von Kohle reduzieren und hat bereits drastische Maßnahmen beschlossen. Global wird dies weiterhin viel Geld in den nachhaltigen Sektor fließen lassen, insbesondere auch in Unternehmen, die dediziert Nachhaltigkeits-Themen adressieren“, erwartet die Managerin.


Fazit


Die Fonds-Familie setzt auf ein sehr granulares Portfolio mit bis zu 1.000 Einzeltiteln. Neben der passenden Aktienselektion entlang der erwarteten Trends soll Rendite insbesondere über die taktische Allokation generiert werden. Innerhalb dieses Rahmens können sich Investoren für das ihnen genehme Risikolevel entscheiden.