WI Global Challenges Index-Fonds: GCX-Konzept auf EM-Märkte übertragbar?
„Wachstumstitel haben es seit Jahresanfang etwas schwerer“, so Portfoliomanager Lutz Wockel bei einem kürzlich veröffentlichten Interview mit Finance News TV auf die Frage zur Entwicklung an den Börsen im ersten Quartal 2021. Im GC-Index, der sich aus 50 global agierenden Aktien mit strengen Nachhaltigkeitskriterien zusammensetzt, sind mit AMD und Intel (jeweils Halbleiterspezialisten) zwei Wachstumstitel vertreten. Doch der Kapitalmarktexperte von Warburg Invest ist positiv gestimmt. Der Halbleitersektor befinde sich trotz der aktuellen Kursschwäche in einem sehr guten Zyklus, angetrieben von der Digitalisierung. Durch die sehr gute Performance des vergangenen Jahres kann der WI Global Challenges Index-Fonds P (DE000A1T7561) diese kleine Schwäche laut Wockel problemlos abfedern. Im Verhältnis zu Mitbewerbern, welche das GCX-Nachhaltigkeitskonzept implementiert haben, sei der WI Global Challenges Index-Fonds klar im Vorteil: „Unser Fonds bildet den Index eins zu eins ab. Die Aufstellung ist passiv und kommt ohne aktive Eingriffe aus.“ So könne man auf der einen Seite mit niedrigen Fondskosten kalkulieren, auf der anderen Seite maximale Transparenz bieten. Der WI Global Challenges Index-Fonds ist nach den Angaben von Wockel der älteste und renditestärkste Fonds dieses Segments. Derzeit betrachtet Wockel und sein Team eine Ausweitung des GCX-Nachhaltigkeitskonzeptes auf die Emerging Markets: „Da sind viele Dinge zu klären: Ist die Datenbasis ausreichend? Ist die Abwicklung der Geschäfte gewährleistet? Ist ein möglicher GC-Index für die Schwellenländer liquide und ausreichend diversifiziert?“ Diese Klärung sei schwierig, aber besser als erwartet. Mit diesem Konzept würde man aus Wockels Sicht ein positives Signal in die Emerging Markts senden, da auch dort Nachhaltigkeit sukzessive zum Tragen komme. „Ein neuer Emerging Markets Index-Fonds auf Global Challenges-Basis würde das Thema adressieren und einen sinnvollen Beitrag leisten“.
Kapitalmarkt 2021: Börsenboom noch nicht vorbei
Wie ist die allgemeine Lage an den Börsen nach gut einem Jahr Corona-Pandemie? „Alles hängt vom Impferfolg ab“, meint Portfoliomanager Lutz Wockel in einem weiteren Interview. Die Konjunktur sei, nicht zuletzt durch die Unterstützung von Regierung und Notenbank, sehr robust, auch wenn Mutationen und dritte Welle die Stimmung in Deutschland leicht dämpfen. Die hohen Bewertungen und Allzeithochs des DAX mit über 15.000 Punkten seien anspruchsvoll, aber fundamental begründet. Wockel rechnet mit noch höheren Kursen. Allerdings sind für ihn einige Übertreibungen am Markt erkennbar, beispielsweise die schon erwähnten Wachstumstitel. Schwere Kost seien auch die neuen sogenannten Blankocheck-Unternehmen, denen Anleger Milliarden anvertrauten – für Wockel nichts anderes als ein Optionsgeschäft, welches an den Neuen Markt zur Jahrtausendwende erinnere. „Der Börsenboom ist aber noch nicht vorbei und wird durch die Flutwelle der Liquidität verursacht“, so Wockel weiter. Diese ebbe aus seiner Sicht nicht ab und werde noch eine Weile anhalten. Lutz Wockel weist zudem auf die Zinsentwicklung hin. Der steigende Ölpreis und steigende Frachtraten haben aus Sicht von Wockel seit Jahresbeginn zu einem unverhofften Preisauftrieb geführt. „Dieser führt zu höheren Inflationserwartungen, welche wiederum den Zins treiben.“ Da der Zins die Unternehmen bewerte, senken steigende Zinsen den Unternehmenswert. So können steigende Zinsen zu Lasten von Aktien führen. Das sei aber noch nicht absehbar.
Deutscher Mittelstand positiv gestimmt
Portfoliomanager Nils-Peter Gehrmann (Bild links) schätzt in einem Interview mit Finance News TV die Marktlage hinsichtlich Small & Mid Caps ein: „Ein Blick auf die Nebenwerte lohnt sich zu jeder Marktphase. Denn diese Unternehmen sind häufig in Nischen unterwegs, welche oft einen eigenen Konjunkturzyklus haben und somit unabhängig von der gesamtwirtschaftlichen Großwetterlage laufen.“ Trotzdem habe Gehrmann das Portfolio seines WARBURG - D - FONDS SMALL&MIDCAPS DEUTSCHLAND R (ISIN: DE000A0RHE28) etwas umgestellt. Die Gewichtung beim Technologiesektor, der nach wie vor eine wesentliche Rolle im Portfolio spiele, wurde demnach etwas zurückgenommen. So sei der Fokus verstärkt in Richtung Industrie gegangen. Besonderes Interesse gelte dabei Unternehmen aus den Bereichen Schieneninfrastruktur, E-Mobilität und Wassermanagement. Trotzdem sieht Gehrmann im Technologiesektor eine wichtige Säule, da aus seiner Sicht in dieser Branche viele Folgeaufträge für die kommenden Jahre zu erwarten sind. Hinsichtlich der Volatilität und Sektorenrotation an den Börsen nimmt Gehrmann wie folgt Stellung: „Wir sind im mittel- bis langfristigen Bereich unterwegs, sehen uns als Teilhaber der Unternehmen. So suchen wir hochqualitative Werte, die über lange Zeit strukturelles Wachstum zeigen.“ Gehrmann zufolge haben viele Unternehmen das letzte Jahr als Chance genutzt, viele Prozesse auf den Prüfstand zu stellen, um agiler und effizienter zu werden. Die Vorstände, zu denen der Portfoliomanager enge Kontakte pflegt, erlebe er optimistisch – nicht zuletzt liege das an den Auftragseingängen. Die Stimmung habe sich aufgehellt. „Aber selbst zu Spitzenzeiten der Krise habe ich die Vorstände des soliden deutschen Mittelstands agierend und zuversichtlich erlebt“. Aus diesem Grund schaue er sehr positiv für den Mittelstand im Besonderen und die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen in die Zukunft.